Wer den Kirchenchor und das Orchester unter der Leitung von Kirchenmusiker Max Müller von früheren Aufführungen kannte, der freute sich schon im Vorfeld auf ein genussreiches Konzert für Herz und Seele. Am Fest der Patronin der Kirchenmusik, der heiligen Cäcilia, sollte den 33 Sängerinnen und Sängern, unter ihnen fünf Solisten, sowie dem Streichorchester gewiss ein schöner Konzertabend gelingen.
Nach der Einstimmung mit der Toccata in e-moll des Nürnberger Komponisten Johann Pachelbel, auf der Orgel interpretiert von Elisabeth Otte-Malcherzyk, begrüßte Stadtpfarrer Manfred Brandlmeier die zahlreichen Gäste – alle Bänke waren voll besetzt –, die Mitglieder des Kirchenchors und des Orchesters sowie die Solisten und Dirigenten & Gesamtleiter Max Müller mit herzlichen Worten. Die Frage nach der gelebte Spiritualität in einem geistlichen Konzert beantwortete der Pfarrer mit einer kurzen Geschichte über einen in der Wüste lebenden weisen Eremiten, der einem Jungen, der zu ihm kommt, erklärt, wie all seine Schwächen und das Vergessen nicht vergebens seien, wenn er lerne, seine Gedanken zu fassen und sein Herz rein zu halten.
Von Bach über Mozart und Bortnjanski bis Franck
Das Chorkonzert begann mit „Laudate Dominum“ („Lobet den Herrn, alle Geschlechter, lobet ihn, alle Völker, denn gefestigt ist über uns sein Erbarmen und die Wahrheit des Herrn …“) von Wolfgang Amadeus Mozart, sehr gefühlvoll vorgetragen von der Sopran-Solistin Ingrid Doll. Es folgte das Chorstück „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Johann Sebastian Bach. Tenor-Solist und Informatikprofessor Michael Gerndt erfreute die Gäste sodann mit dem bekannten „Panis angelicus“ („Das Engelsbrot wird Brot der Menschen; das himmlische Brot gibt den Gestalten ein Ziel …“) von César Franck.
Vom ukrainisch-russischen Komponisten Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski – von ihm stammt das „Ich bete an die Macht der Liebe …“ im Großen Zapfenstreich – führte der Chor zwei Werke aus seiner russ.-orth. Liturgie auf: Zuerst das „Tebe Poem“ mit deutsch-russischem Text, gefolgt von einem Lobgesang mit russischem Text (sinngemäß übersetzt: „Cherubim singen für die hl. Dreifaltigkeit. Lassen wir unsere Sorgen beiseite, Amen. Wir stehen zu unserem Gott, alle Engel, Heilige, Menschen. Halleluja“).
Das „Ave Maria“ des österreichischen Komponisten Anton Bruckner sang in Begleitung der Truhenorgel die Alt-Solistin Cornelia Fuchs, gefolgt von einem weiteren Klassiker der geistlichen Musik, Mozarts „Ave verum“, vorgetragen von Chor, Orchester und Orgel. Weiter ging es mit einem Werk des Barockkomponisten Georg Philipp Telemann, „Jesu komm in meiner Seele“ aus der Kantate „Machet die Tore weit“, gesungen von der Sopranistin Steffi Haselbeck.
Es folgten zwei Motetten für acht Stimmen in zwei Chören aus dem Frühbarock samt Chor und Orchester: das „Lobe den Herren, denn er ist gütig“ von 1637 (Anonymus) und von Heinrich Schütz das „Herr, wenn ich nur dich habe …“
Das folgende Werk, ebenfalls aus dem Frühbarock, „Benedicat te Dominus“ (aus Psalm 134) von Johann Rosenmüller (1620 – 1684) interpretierte Bass-Bariton Johannes Liessel, begleitet von Truhenorgel und Cello.
Den vorletzten Programmpunkt, die Motette zu fünf Stimmen „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“ von dem in Liechtenstein geborenen und in München gestorbenen Josef Gabriel Rheinberger trug der Chor ohne Begleitung vor.
Zum Abschluss sangen Chor und Solisten, begleitet von Orchester und Orgel, die ersten vier Strophen des Liedes „Du läßt den Tag …“ des englischen Komponisten Clement Cotterill Scholefield. In die fünfte Liedstrophe stimmten auch die Konzertgäste ein.
Ein Ständchen zum Geburtstag
Nach lang andauerndem Applaus für die erneut hochwertigen musikalischen Darbietungen aller Mitwirkenden bedankte sich Pfarrer Brandlmeier mit dem Schlusswort: Möge sich diese schöne Musik des heutigen Abends in unsere Seelen senken und noch lange nachwirken.
Mit einer Zugabe verabschiedete und bedankte sich Dirigent Max Müller, seit immerhin 41 Jahren Kirchenmusiker und Chorleiter in St. Agnes, von den begeisterten Gästen. Doch damit war’s noch nicht zu Ende: Denn Müller hatte just an diesem Tag Geburtstag. Klar, dass ihm sein Chor ein Ständchen mit „Wir wünschen dir viel Segen auf all deinen Wegen“ spendierte und ihm einen Präsentkorb überreichte. So endete ein besonderes Kunsterlebnis mit geistlicher Musik. Möge es sich in absehbarer Zeit, vielleicht schon zum 80. Gründungsjahr des Chors 2016, wiederholen.
Fotos: Wolfgang Tichy