Im Garten der Familie Steber wurden zunächst die Bäume begutachtet, die im Rahmen des letztjährigen Kurses großzügig beschnitten worden waren. Ging es im letzten Jahr vor allem darum, an einem Apfelbaum mit wenigen Schnitten große Ergebnisse zu erzielen (auf dass man einen Hut durch den Baum werfen kann), war heuer eher „Feintuning“ angesagt: So wurden die vielen Wassertriebe, die der Apfelbaum nach dem starken Rückschnitt getrieben hatte, auf ein bis fünf Augen zurückgeschnitten, um für nächstes Jahr die Produktion von Fruchtholz zu provozieren. Aber: Fachmann Sammer ließ durchaus am Astende den ein oder anderen Kurztrieb stehen, um die Energie des Baumes in die rechten Bahnen zu lenken, auf dass er nicht wieder so viele Wassertriebe produziert. Am Stamminneren allerdings entfernte er alle Wassertriebe.
Steinobst wie Kirschen und Zwetschgen werden dagegen nicht beschnitten wie Apfelbäume, sondern nur ausgelichtet, so erfuhren die interessiert Lauschenden und verfolgten Sammers Schnitte am Zwetschenbaum, ehe es zu einem großen, sehr alten Apfelbaum ging, der aber immer noch Jahr für Jahr wohlschmeckende Äpfel liefert.
Die Teilnehmer hatten zahlreiche Fragen – ob man Flechten am Baum lassen soll oder loslösen, was mit Misteln zu tun ist, ob bei großen Schnittflächen Baumwachs aufgestrichen werden soll, wie versteckte Augen in den Apfelringen dennoch zu erkennen sind … –, die Gartenfachmann Sammer geduldig und ausführlich beantwortete, oft mit Anschauung von „biologischem Material“, das im Laufe des Vormittages in großer Menge von den Bäumen fiel. Selbst die von zwei Teilnehmerinnen auf Handwägen mitgebrachten Obstspaliere wurden fachmännisch nach den Regeln der Kunst zurechtgestutzt und damit auf die neue Obstsaison vorbereitet.
Bei Würstchen mit Brezn’, Glühwein, Kaffee und Kuchen klang der Kurs dann nach über zwei Stunden in geselliger Runde aus.
Schon im letzten Jahr hatte sich der Ertrag der Bäume durch den fachgerechten Rückschnitt erheblich gesteigert. Nun kann man auf das diesjährige Ergebnis gespannt sein und die Teilnehmer freuen sich schon darauf, im nächsten Jahr die nächsten Pflegeschnitte zu erfahren …
Annette Sengewald