Mindestens 19 Züge mehr pro Tag – so lautet die Prognose für das Gütergleis durch die Lerchenau und Feldmoching, wie sie die Bahn in einer Antwort an die Stadt mitgeteilt hat. Weder die Stadt München noch die Deutsche Bahn lassen sich allerdings auf diese Zahl festlegen und auch nicht auf eine Obergrenze für die Gesamtzahl an Zügen, die durch den Münchner Norden donnern werden, sobald die sogenannte Feldmochinger Kurve eröffnet ist. Das Eisenbahnbundesamt (EBA) prüft derzeit den Antrag der Bahn, diese derzeit stillgelegte Kurve zu reaktiveren, die den Nordring mit dem Gütergleis Richtung Feldmoching verbindet.
Tiefer gehende Recherchen zeigen jedoch, dass die Feldmochinger Kurve in einem größeren Zusammenhang gesehen werden kann: Der Ausbau des Ostkorridors, einer Gütertrasse von Hamburg über Magdeburg bis München, soll laut Auskunft der DB Netz AG 40 zusätzliche Züge pro Tag ermöglichen. Und auch die Anbindung an den Brenner-Basistunnel, der das Zugaufkommen in Europa nahezu verdoppeln soll, ist nicht geklärt.
„Wir haben Angst, dass die Feldmochinger Kurve die Voraussetzungen schafft, dass die Gütergleise durch den Münchner Norden Teil einer der Hauptgüterzugrouten in Europa werden könnten. In den letzten Jahren hat sich das Zugaufkommen entlang der Strecke ohnehin schon deutlich erhöht. Und das alles ohne jeglichen Lärmschutz!“, so Stefanie Bartle, 1. Vorsitzende des neu gegründeten Vereins Aktionskreis contra Bahnlärm München Nord e. V. (A.c.B.). Die Bahn berufe sich gegenüber den Anwohnern darauf, dass es sich um eine Bestandsstrecke handle, bei der keinerlei Lärmschutzmaßnahmen gesetzlich vorgeschrieben seien, auch nicht bei einer deutlichen Steigerung der Anzahl der Züge. Auch bei täglich 100 Zügen sei die Bahn nicht zu einem Lärmschutz verpflichtet.
Ziel des Vereins A.c.B. ist es, gegen die Ausweitung des Güterverkehrs im Münchner Norden zu kämpfen und Lärmschutzmaßnahmen entlang der Strecke zu bewirken, etwa Lärmschutzwände, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Nachtfahrverbote oder eine Umrüstung auf leisere Techniken. Betroffene Anwohner können sich über die Homepage des Vereins (www.bahnlaerm-muenchen.de) informieren und dem Verein beitreten.
In einem ersten Schritt hat der Verein einen Antrag an die DB Netz AG auf Einsichtnahme in die öffentlich-rechtlichen Genehmigungen des bestehenden Gleises gestellt. Beim Münchner Nordring konnte die Bahn keine Genehmigung vorlegen, mit ein Grund, warum den Anwohnern vor Gericht umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen zuerkannt wurden. Auch sechs Wochen nach Antragstellung wartet der Verein noch auf Antwort.