Die Böllerschützenkompanie Feldmoching war am 19. Juni wieder einmal als Mitglied der Traditionsschützenkameradschaft, gemeinsam mit weiteren Schützenkompanien von Nord- und Südtirol, mit ihren Böllerschützen, der Fahnenabordnung und Marketenderinnen unter ihrem Hauptmann Thomas Ambros nach Tirol ausgerückt. Ziel war heuer das Bezirksschützenfest in Rinn bei Innsbruck, das unter dem Motto „Das“ Fest Rinn 2016 stand.
Eingeladen hatte der Schützenbezirk Hall als Mitglied im „Viertel Tirol Mitte“. Zuständiger Bezirkskommandant dort ist Florian Fischler aus Absam, übrigens der Bruder des ehemaligen EU-Agrarkommissars. Der Schützenbezirk Hall veranstaltet wie andere Bezirke alljährlich ein Bezirksschützenfest. Heuer richtete dieses Fest die Speckbacher Schützenkompanie Rinn unter ihrem neuen Hauptmann Florian Kiechl aus.
Dem Schützenbezirk Hall gehören insgesamt 15 Kompanien an, darunter sieben, die den Namen des ehemaligen Tiroler Freiheitskämpfers Josef Speckbacher führen. Die Speckbacher Schützen tragen die sogenannte Speckbacher Tracht aus blauem Tuch – mit nur sehr kleinen Unterschieden. Josef Speckbacher kämpfte im Tiroler Volksaufstand ab 1809 gegen die Bayern und die bayerische Politik von Graf Montgelas an der Seite von Andreas Hofer und Pater Joachim Haspinger. Andreas Hofer wurde bekanntlich gefangengenommen und von den Franzosen am 20. Februar 1810 in Mantua erschossen. Josef Speckbacher entkam, er starb am 28. März 1820 in Hall infolge einer schweren Erkrankung.
Erst von Napoleon persönlich bezwungen
Der 1.600 Einwohner zählende Ort Rinn liegt etwa 920 m hoch östlich der Tiroler Hauptstadt Innsbruck. Heuer feierten die Schützen vom 17. bis 19. Juni mit zahlreichen Gästen und rund 870 gemeldeten Schützen aus Nord- und Südtirol das Bezirksschützenfest 2016 in Verbindung mit einem Abschnittswettbewerb und dem Bestandsjubiläum seit der ursprünglichen Gründung der Rinner Schützen (damals noch im losen Verband) vor 220 Jahren. Denn vor genau 220 Jahren im Jahre 1796 griffen die Franzosen ein erstes Mal Tirol an und besetzten einige Ortschaften. Sie wurden jedoch von den Tiroler Schützen, unter diesen die Rinner, vertrieben. Diesem ersten Angriff folgten einige Jahre später unter Napoleons Truppen und von dem mit Frankreich verbündeten Königreich Bayern im Jahre 1809 drei weitere Angriffe, die zwar ebenfalls abgewehrt werden konnten, unter den tapfer kämpfenden Tiroler Schützen jedoch einen sehr hohen Blutzoll kosteten. Erst die Schlacht am 1. November am Bergisel, zu der Napoleon persönlich mit einer großen Truppenschar die bayerischen Kontingente verstärkte und den Sieg geradezu befahl, verloren die Tiroler sehr verlustreich und damit für weitere Jahre bis zum Jahre 1814 ihre Freiheit.
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Was die Veranstalter der großen Feier so erwartungsvoll geplant hatten, fiel an diesem Tag wegen Dauerregens buchstäblich ins Wasser. Dem Regen fielen zum Opfer: die farbenfrohe Aufstellung der Schützenkompanien mit ihren Fahnen, die feierliche Meldung an den „Höchstanwesenden“, die ehrenvolle Defilierung und der große Feldgottesdienst. Die lebensfrohen Tiroler machten aber keine langen Gesichter, sondern verlegten kurzerhand den Gottesdienst und den gesamten Festakt in das sehr große Festzelt, das sie in der Nähe des Skilifts aufgestellt hatten. Den Feldmochinger Böllerschützen (einzige Abordnung aus Bayern) blieb von ihrem geplanten ganz großen Auftritt nur ein kurzes Programm im Dauerregen mit ihrem Böllerfeuer vor der Messe, so dass ein jeder Schütze nur 15 seiner insgesamt 30 bei sich geführten Schuss abfeuerte. Immerhin, die Gäste im Festzelt und die Menschen rundum im Ort hörten lautstark, dass das große Fest nicht ins Wasser gefallen war, sondern nun seinen Beginn nahm. Dekan Augustinus Kühne merkte zum Ende des Festgottesdienstes an, er habe sich über das „Kanonenfeuer“ (Salutfeuer zu kirchlichen Anlässen sei ja alter Brauch) von den Münchner Schützen zur Einleitung der Messe sehr gefreut und bedankte sich dafür.
Die feste Zusammengehörigkeit aller Tiroler, allein schon vereint durch ihre gemeinsame Sprache und Kultur, war bei diesem Fest schon rein optisch unübersehbar, indem die benachbarte Schützenkompanie Aldrans für Nordtirol und die Schützenkompanie „Franz Höfele“ Lana (vom Bezirk Burggrafenamt) bei Meran für Südtirol zur Ehrenkompanie geladen und in voller Kompaniestärke angetreten waren.
Resümee: Die Tiroler Schützen lassen kein Fest ins Wasser fallen. Wenn es zu feiern gilt, dann wird auch gefeiert. Dafür ist ihnen kein Zelt zu klein.
Impressionen vom großen Fest