Die im Südflügel des Alten Schlosses Schleißheim seit genau 25 Jahren gezeigte Sammlung zur Landeskunde Ost- und Westpreußens „Es war ein Land …“ ist um eine neue Attraktion reicher. Am 7. Juli eröffnete dort die Generaldirektorin des Bayerischen Nationalmuseums, Dr. Renate Eikelmann, in einem dafür eigens restaurierten Raum eine Galerie mit Werken des Malers, Grafikers und Illustrators Eduard Bischoff, der ostpreußische Wurzeln hat.
Nachdem Eickelmann und der Vorsitzende der Ost- & Westpreußenstiftung in Bayern, Rolf Rossius, die Gäste begrüßt hatten und nachdem der Kustor des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg, Dr. Jörn Barfod, seinen Vortrag über Eduard Bischoff und die hier gezeigte Holzschnittserie gehalten hatte, ging die Rede über auf Dr. Marianne Stößl, die bisherige Leiterin des Zweigmuseums im Alten Schloss. Es sei ihr eine ganz große Freude, so Stößl, noch vor ihrem Eintritt in den Ruhestand mit dieser neuen Ausstellung eine lange erwartete Auffrischung der
Ostpreußischen Sammlungen erleben dürfe. Denn die nach wie vor weiter laufende Ausstellung der Sammlungen zur Landeskunde Ost- und Westpreußens wurde genau am 1. Juli 1991 eröffnet und seither kaum verändert.
Die im Nordflügel des Schlosses untergebrachte Dauerausstellung von ökumenischen Sammlungen – hinter dem Titel „Das Gottesjahr und seine Feste“ verbergen sich über 120 Krippen und mehr als 6.000 Objekte, zusammengetragen aus der ganzen Welt von der Berliner Mäzenin Gertrud Weinhold (*18.9.1899, +3.11.1992) – laufe sogar schon seit 30 Jahren, so Stößl.
Bereits in ihren Begrüßungsworten hatte Eikelmann auf das besondere Verdienst von Marianne Stößl hingewiesen, dass diese Sammlung wertvoller Bilder des großen Künstlers Bischoff nun im Alten Schloss zur Ausstellung komme. Die aus dem Privatbesitz der verstorbenen Hannelore Eder an die in Oberschleißheim ansässige Ost- und Westpreußenstiftung in Bayern e. V. gegangene großzügige Schenkung der Werke Bischoffs findet nun im Alten Schloss einen würdigen Ausstellungsort.
Ostpreußen prägte die Bilderwelt von Bischoff
Eduard Bischoff wurde am 25. Januar 1890 in der ostpreußischen Hauptstadt Königsberg geboren. Schon als junger Mensch verspürte Bischoff den Drang zum Malen und Zeichen. Von 1910 bis 1914 studierte er an der Kunstakademie in Königsberg bei Prof. Ludwig Dettmann, dessen Meisterschüler er später wurde. 1924 begegnete er seinem Landsmann und großem Vorbild Lovis Corinth. Ab 1936 hatte Bischoff an der Königsberger Akademie eine Professur inne. Das Leben seiner ostpreußischen Heimat prägte die Motive seiner unzähligen Bilder. Besonders seine häufigen Aufenthalte nahe dem Künstlerdorf Nidden auf der Kurischen Nehrung (heute Nida in Litauen) lieferten ihm Bildmotive aus dem Leben der einfachen Leute Ostpreußens. Daraus entstanden seine Bilder vom Leben und Arbeiten auf dem Lande, am Haff, bei den Dünen sowie an und auf der See. Immer wieder stellte er Bauern und Fischer bei der Arbeit, in einfachen Kneipe und mit ihren Familien dar, aber auch Pferde im alltäglichen Leben hielt Bischoff in seinen Werken meisterhaft fest.
Bei aller Heimatliebe drängte es den Künstler auch in die Welt. Er bereiste und
studierte das Leben der Menschen in zahlreichen anderen Ländern Europas und Afrikas und begegnete in seinem Leben vielen Malerkünstlern, deren Werke und Stilrichtungen ihn inspirierten.
Seine eigentliche Größe fand Bischoff in der Kunst der Holzschnitte, von denen die neue Ausstellung im Alten Schloss dem interessierten Publikum eine erfreuliche Anzahl zeigen kann.
Nach dem Verlust seiner physischen und geistigen Heimat und der Flucht in den Westen strandete Bischoff mit seiner Frau zuerst in Ahrenshoop, später dann in einer Notunterkunft in einem kleinen Dorf bei Uelzen am Rande der Lüneburger Heide. Nach drei entbehrungsreichen Jahren mit nur beschränkten Arbeitsmöglichkeiten folgte Bischoff dem Ruf nach Gelsenkirchen und fasste Fuß in der dortigen Künstlerkolonie Halfmannshof, wo er wieder als freier Malerkünstler wirken konnte. Hier steckte er seine ganze Kraft in die Fortführung seiner Holzschnittkunst, um nun auch in der Fremde an sein früheres künstlerisches Wirken mit heimatlichen Bildmotiven anzuknüpfen und um aufzuarbeiten, was in den Wirren am Kriegsende verloren gegangen war. Die kraftvolle Technik des Formschneidens für die Holzschnitte erinnerte ihn stets an das harte Leben der Fischer und masurischen Bauern.
1962 übersiedelte Bischoff in die westfälische (ehemalige Hansestadt) Soest, wo er am 4. September 1974 in seinem 81. Lebensjahr starb. Für seine großen künstlerischen Verdienste erhielt Eduard Bischoff, der große Malerkünstler Ostpreußens aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, das Bundesverdienstkreuz. Dem Freistaat Bayern sei an dieser Stelle herzlichst gedankt für die Förderung dieser Ausstellung. Reinhard Krohn
Impressionen von Bischofs Bilderwelten