Sehr vielfältig präsentierten sich Vereine und Einrichtungen zu den Kulturtagen am vergangenen Wochenende: Theatervorführungen, Feste, Tänze, Führungen, Ausstellungen, Konzerte, Kasperltheater, Fußballturnier … – für Groß und Klein gab es einen bunten Reigen an Veranstaltungen. Die meisten waren gut besucht, zumal das Wetter am Freitag und Samstag gut hielt. Nur ein mörderischer Kochabend und eine Führung zu den sozialen Einrichtungen am Hasenbergl mussten mangels Interessenten abgesagt wurde. Hier eine kleine Auswahl vom vielfältigen Geschehen.
Die Auftaktveranstaltung im Augustinum war dagegen äußerst gut besucht, bunt, ideenreich und viel beklatscht. Schüler des Theaterkurses der Otto-Steiner-Schule hatten zu ihrem zehnjährigen AG-Jubiläum unter der Leitung von Simone Spöttl und Ulrike Rasenberger ein Theaterstück zum Thema Toleranz und Nächstenliebe erarbeitet, das aktueller nicht hätte sein können, wie die Kulturreferentin des Augustinums, Nina Bindl, eingangs erläuterte. In dem Stück gibt es zunächst das rote Land (mit Tomatenreaggy), das blaue (Schlumpf-)Land, das weiße Land (mit einem sehr schönen Schneeflockentanz), das grüne Land, das gelbe Land, das orangene Land, das Rosa-lila-pink-Land (Pflaumentango) sowie das düstere, martialische schwarze Land, aus dem wegen des Krieges alle fliehen wollen – am besten in die bunten Länder…
Fröhlich heiter ging’s am Freitagnachmittag beim Kasperletheater im Dülfers zu, wo der Kasperl Fischer – ein oberbayerischer Puppenspieler in der dritten Generation! – mit seinem Kasperl zu Gast war. Doch ehe das vertraute „Tri tra trullala“ erklang, mussten die rund 120 begeisterten Kinder erst einmal den schlafenden Kasperl mit lauten Rufen aufwecken.
Die Kräuterführung mit der Kräuterpädagogin Barbara Stark (aus Taufkirchen) war so richtig nach dem Geschmack von Frauen (eine kam sogar per Rad von Langwied!). Die erfuhren dabei nicht nur viel Informatives über Ausgleichsflächen, Magerrasen und Sukzession (dem Nachrücken von Pflanzen, Sträuchern und Bäumen an ein und demselben Standort), sondern lernten auch so schmackhafte Blümchen und Kräuter kennen wie die Wegwarte (der Korbblütler, der früher an jedem Wegesrand gedieh, ist ein wilder Verwandter des Chicorée und der Zichorie), den Natternkopf, den Steinklee, die Schafgarbe, Thymian, die Königskerze sowie die Braunelle. Eifrig eingesammelt wurden die bunten Blüten und Blätter anschließend in der Küche der Toni-Pfülf-Mittelschule zu Kräutersalz, Wildkräuteröl, Kräuterbutter, Schafgarbenpesto, Wildkräuter-Käsecreme… verarbeitet und natürlich verspeist!
Am Abend gab’s eine um die Komponente „Tanzen“ (mit den großen und kleinen Trachtengruppen vom Edelweiß-Stamm) erweiterte Neuauflage des beliebten Stammtisches Boarisch gredt, gsunga und gspuit mit Gerhard Holz im Eschengarten. Auch diese Veranstaltung war gut besucht, doch leider konnte die ursprüngliche Idee, dass gemeinsam mit Kindern, Eltern und Großeltern gesungen wird, nicht umgesetzt werden. Es fehlten schlicht die Kinder.
Das Programm am Samstag
Am Samstag lagen die Hauptanziehungspunkte vor dem Kulturzentrum 2411 im Hasenbergl und in der Scheeglöckchenstr. in der Fasanerie, wo ab 15 Uhr beim Straßenfest, so hatte es zumindest den Anschein, das ganze Stadtviertel auf den Beinen war. Kinder über Kinder, sogar viele Jugendliche, die sich vor allem um die gegenüber dem Rattlesnake Saloon aufgebaute Bühne scharten, um nachmittags den Nachwuchsbands aus dem Stadtbezirk zu lauschen. Unter den wirklich zahllosen Besuchern waren durchaus die ein oder anderen „Fremdgänger“ aus Feldmoching zu begrüßen (und zu hören – eine wirklich gute Stimme: Melanie Sammer als Frontsängerin). Der Verein Fasanerie aktiv hat mit dem Straßenfest, das heuer schon zum sechsten Mal stattfand, eine wunderbare Kennlern-Gemeinsam-Feier-Möglichkeit für die gesamte Fasanerie geschaffen!
Über mangelnde Besucherzahlen konnten auch die Veranstalter des Kulturmarktes am Platz vor dem Kulturzentrum nicht klagen: Vor den Ständen standen die Leute zum Teil Schlange, viele lauschten und bewunderten die Darbietungen auf der Open-Air-Bühne, wo beispielsweise Mitglieder des Lerchenauer Trachtenvereins Edelweiß-Stamm auftraten und zum Schluss auch Zuschauer zum Tanz baten (auf dass gleich die ein oder andere Dame Reißaus nahm). Danach zeigten die SängerInnen von True Voices ihr Können (es werden gerne noch sangesfreudige Menschen jeder Stimmlage aufgenommen – geprobt wird jeden Donnerstag in den Gemeinderäumen der Kapernaumkirche) und anschließend kamen die ersten Zeitzeugen zu Wort, die an Pia Lanzingers Kunstprojekt für eine neue Hasenbergler Zeitkapsel teilnehmen, darunter sogar ein 91-Jähriger. Sie erzählten beispielsweise von ihrem Leben und Alltag als Kinder im Frauenholz. Auch etliche (Lokal-)Politiker gaben auf dem Vorplatz ihr Stell-dich-Ein: Stadträtin Heide Rieke, BA-24-Vorsitzender Markus Auerbach sowie einige Mitglieder des hiesigen Bezirksausschusses.
Der ein oder andere „verirrte“ sich trotz des schönen Wetters dann auch noch ins Kulturzentrum selbst, etwa in den dritten Stock, wo der Künstler Serio Digitalino die im wahrsten Sinne großen Kunstwerke von Schülern der fünf Hasenbergler (Grund-)Schulen präsentierte, die er mit Schulklassen im Vorfeld der Kulturtage gemalt hatte. Je 10 bis 15 Schüler einer Schule haben dabei unter dem Motto „Kunst schafft Gemeinschaft – Malen mit Kindern“ zu Themen wie „Europa“, „Deutschland“, „Bayern“, „München“ oder „Hasenbergl“ Bilder gemalt. Nach der Ausstellung im Kulturzentrum werden die „kleinen“ Kunstwerke den Schulen übergeben. Die Dokumentarfilmerin Mona Klöckner hat über den Schaffensprozess zudem einen Film gedreht, der den Spaß der Kinder am Malen festhält.
Auf der Bezirkssportanlage Grohmannstr. fand zeitgleich das 11. Benefizfußballturnier des TSV 54 – DJK München statt. Hier kamen etwas weniger Gästen als sonst, aber teilen konnte sich an diesem schönen Nachmittag halt keiner. Machte nichts, die Anwesenden ließen sich die Feierlaune nicht verderben (gesichtet u. a.: die Landtagsabgeordnete Mechthilde Wittmann und Bezirksrat Rainer Großmann). Und die Kinder von der Boxfabrik – darunter Marie, die deutsche Meisterin ihrer Altersklasse im Ringen – rangelten, ringelten und balgten sich trotzdem mit großem Vergnügen.
Abends gab das Orchester München Nord in einem durchaus gut besuchten Konzert im Theatersaal des Augustinums sein traditionelles Sommerkonzert, dieses Mal mit der erst 14-jährigen Geigerin Mona Türei (sie spielte ein Konzert von Wolfgang Amadeus Mozart – natürlich auswendig) und dem Gitarristen Sokratis Tirlas, der ein sehr unterhaltsames Gitarrenkonzert von Antonio Vivaldi zum Besten gab. Der Abend endete, zumindest musikalisch gedanklich, weiter oben im Norden mit dem 1. Satz von Felix Mendelssohn-Bartholdys Schottischer Sinfonie. Durch das Programm führten wie immer kenntnisreich und trotzdem kurzweilig Dirigent Ulrich Pfützner sowie die 1. Vereinsvorsitzende Monika-Yvonne Stein.
Das Programm am Sonntag
Nicht im Rahmen der Kulturtage, weil in der Maxvorstadt, aber doch mit Akteuren aus dem 24. Stadtbezirk – dem Männergesangverein Feldmoching und der Liedertafel Fasanerie – fand in der großen Kirche St. Joseph am Josephsplatz am Sonntagmorgen eine Messe statt, bei der die beiden Chöre unter Leitung von Christian Kelnberger die Messe No. 2 Aux Sociétés Chorales von Charles Gounod aufführten. Auch etliche Gäste aus dem Pfarrverband Fasanerie-Feldmoching gingen an diesem Sonntag „fremd“ und besuchten, weil praktisch mit der U-Bahn erreichbar, die Messe „in der Stadt“, wo sie auch von den dortigen Seelsorgern herzlich willkommen geheißen wurden (wenngleich nur die Sänger der Liedertafel genannt wurden), passend zur Lesung dieses Sonntags aus dem Buch Genesis, in der der Herr zu Gast bei Abraham ist.
Führungen gab’s an diesem Kulturwochenende reichlich, darunter auch eine von Stadtteilhistoriker Klaus Mai durchs Hasenbergl. Zu diesem sehr informativen, kenntnisreichen Spaziergang kamen sogar deutlich mehr als angemeldet Leute, sehr viele aus anderen Stadtteilen und auch ein junges Pärchen aus Norddeutschland, das derzeit überlegt, wo in München es künftig wohnen will. Einhellig alle waren begeistert von der großzügigen Grünausstattung zwischen den Wohnblöcken.
Liebhaber der klassischen Musik kamen beim Kammerkonzert der Musikschule Bilan im Augustinum auf ihre Kosten. Einige junge Solisten, vor allem aber verschiedene Kammermusikformationen (Trios, Quartette …) präsentierten ihr Können.
Impressionen von den Kulturtagen