Auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche zwischen der Grashofstr. kurz vor der Mühlbachbrücke und dem Eishüttenweg hat heuer ein junger Meisteranwärter der Landwirtschaft ein eindrucksvolles Versuchs- und Demonstrationsfeld angelegt. Ziel dieser Arbeit ist ein Vergleich des Anbaus der heimischen Eiweißfutter Erbse, Ackerbohne, Sojabohne und Lupine unter unseren hiesigen natürlichen Boden- und Klimabedingungen.
Die bayerische Staatsregierung hatte bereits im Jahre 2011 eine „Eiweißinitiative“ zur Einsparung zumindest eines großen Teils der immensen Importe von Sojabohnen beziehungsweise von Sojaschrot aus Überseegebieten – etwa aus Argentinien und den USA – durch die Förderung des einheimischen Anbaus von Eiweißpflanzen (Leguminosen) gestartet. Derartige Programme laufen bis heute übrigens auch in anderen Bundesländern und in Österreich, die zum Teil fachlich miteinander vernetzt sind.
Eine gesunde Ernährung der landwirtschaftlichen Tiere ist nur mit dem Angebot hochwertiger Eiweißfuttermittel gewährleistet. Das heißt, die Futtermittel müssen ein breites Spektrum an essentiellen (lebensnotwendigen) Eiweißbausteinen (Aminosäuren) enthalten und für die Tiere gut verwertbar sein. Besonders Schweine und Geflügel (Legehennen, Truthühner und Masthähnchen) benötigen ein voll ausgewogenes Eiweißangebot zur „Effizienzsteigerung“ der Fütterung. Die hierbei bevorzugte Rohstoffquelle ist die – zu importierende – Sojabohne.
Deutschland importiert jährlich etwa 4,5 Mio. t Sojabohnen und -schrot (die gesamte EU 35 Mio. t). Der größte Anteil davon (ca. 80 %) ist gentechnisch verändert (GV). Im Gegensatz zu den freien Importen ist der Anbau von GV-Sojabohnen in Deutschland allerdings verboten. Auch der Import von GV-Futtermitteln ist übrigens wie der von GV-Bohnen erlaubt. Das verstehe, wer will.
In Deutschland ist die Eigenproduktion von (nicht GV-)Bohnen mittlerweile auf 17.500 ha angewachsen, darunter in Bayern auf 7.300 ha. Damit wird allerdings nur eine Eigenversorgung von 1 % (EU ca. 4 %) erreicht. Mensch wie Tier futtern demnach weit mehr GV-Nahrungsmittel aus diesen Quellen in sich hinein, als man sich das vorstellen kann – oder will!
Berücksichtigt man alle Eiweißäquivalente, so konnte immerhin in Bayern das Sojaschrot von 2010 bis 2014 bei den Rindern um 37 % und bei den Schweinen um 21 % gegen heimisches Eiweißfutter ausgetauscht werden. Dies ist schon eine beachtliche Entwicklung!
Ersatzmöglichkeiten müssen erprobt werden
Das erklärte Ziel der Regierungen ist es, die Versorgung mit pflanzlichem Nahrungseiweiß für Mensch und Tier aus heimischen Eiweißpflanzen zu stärken, und zwar ohne Genveränderung. Dazu zählen neben der bereits in einigen südlichen Regionen erfolgreich angebauten Sojabohne (ohne GV) in erster Linie die weiteren Leguminosen Ackerbohne, Erbse, Lupine und in geeigneten Regionen auch Linsen, Luzerne und Kichererbse.
Wollten wir allerdings alle Importe von Sojabohnen aus Übersee durch Eigenanbau kompensieren, dann würde man (eiweißäquivalent) mit Sojabohnen 2,3 Mio. ha, mit Futtererbsen ca. 4 Mio. ha und mit Lupinen ca. 5,1 Mio. ha benötigen. Es gibt in Deutschland aber nur 11,9 Mio. ha Ackerflächen. Wir werden also auch künftig, eine unverändert große Tierhaltung vorausgesetzt, größere Eiweißimporte brauchen.
Die Eigenversorgung muss erhöht werden
Eine unabdingbare Voraussetzung zur Förderung des erfolgreichen, heißt wirtschaftlichen Anbaus hochwertiger Eiweißpflanzen, zunächst für die vollwertige Ernährung der landwirtschaftlichen Tiere, ist die sichere Kenntnis der Landwirte über die optimalen Standortbedingungen, die Anbautechniken, die Pflege (Düngung und Pflanzenschutz), die verlustfreie Lagerung der Früchte, deren Verarbeitung und schließlich die tier- und leistungsgerechte Verfütterung.
Der Anbauversuch in Feldmoching liefert interessante Erkenntnisse
Der junge Feldmochinger Meisteranwärter hat sich in seinem Vergleichsversuch für die Sojabohne, die Ackerbohne, die Felderbse und die Lupine entschieden. Dabei hatte für ihn oberste Priorität, dass der gesamte Versuch mit garantiert nicht genveränderten Pflanzen angelegt ist. Auf den 20 Parzellen zu je 250 qm kamen zudem noch unterschiedliche Sorten wie auch verschiedene Gemenge aus Ackerbohnen und Felderbsen sowie mit Hafer in den Versuch. Die saubere Abtrennung der Parzellen gewährleisten breite Grünstreifen. Zudem werden alle Parzellen auf dem gleichen Acker versetzt wiederholt, um mögliche Abweichungen in der Bodenbeschaffenheit zu erkennen und bei der Auswertung zu berücksichtigen.
Der Anbauversuch an der Grashofstr. steht inmitten seiner Vegetationsperiode. Er ist in seiner ersten Stufe auf dem Feld erst mit dem Abernten der Parzellen im Herbst und danach mit der Erfassung der Ertragsergebnisse beendet. Auf dieser Grundlage werden dann die sicher interessanten Auswertungsergebnisse unter den Bedingungen von Bodenqualität, Regionalklima (insbesondere Spät- und Frühfröste und Niederschlagsmengen insgesamt und in der Niederschlagsverteilung über die Vegetationsperiode hinweg) vorliegen.
Der bisherige Verlauf
Die Parzellen präsentieren sich dem Betrachter gegenwärtig sehr unterschiedlich. Die Ackerbohnen und die Felderbsen allein und im Gemenge stehen ganz prächtig da.
Die Sojabohnen hatten nach ihrer Aussaat gewiss Startschwierigkeiten wegen der zu tiefen Temperaturen im Frühjahr. Bei weiter guten Wachstumsbedingungen könnten sie jedoch noch aufholen. Der weitere Verlauf ist aber ungewiss.
Nicht befriedigend sind die Lupinen. Sie werden keine guten Erträge bringen.
Fazit: Mit Ackerbohnen und Erbsen könnte bei uns eine noch größere Eiweißinitiative als bisher gestartet werden. Die Lupine (verfügbare Sorten) verträgt dagegen die relativ kalkhaltigen Böden schlecht bis gar nicht. Diese Frucht taugt für unsere Region noch nicht.
Die Sojabohne ist in unserer Region heute noch mit einem gewissen Risikos behaftet. Die Weiterzüchtung wird vermutlich in absehbarer Zeit bisherige Schwächen ausschalten, hoffentlich auch bei der Lupine. All diese Eiweißpflanzen haben das Problem der Verunkrautung im Bestand. Dabei gibt es in Deutschland für Körnerleguminosen nur wenige zugelassene Pflanzenschutzmittel, die nur eine geringe Wirkung haben.
Von einer nationalen Eigenversorgung allein mit heimischen Eiweißfuttermitteln sind wir heute „Lichtjahre“ entfernt. Die bisherigen Erfolge laufen jedoch in die richtige Richtung. Die Bewegung hin zu „Bio“ und „Öko“ hat in den letzten Jahren kräftig an Fahrt aufgenommen.
Wünschen wir dem jungen Feldmochinger Meisteranwärter gute, aufschlussreiche Versuchsergebnisse. Viele weitere derartiger Anbauversuche werden in unserem Land noch folgen müssen.