2008 haben wir in einer mehrteiligen Serie sämtliche Weg-, Feld- und Hauskreuze in und um Feldmoching vorgestellt. Darunter war auch das von zwei riesigen Eschen eingerahmte Wegkreuz am Gottesackerweg hinter dem Feldmochinger Hof. Obwohl wir damals viele Anwohner und ältere Feldmochinger befragten – keiner wusste, wer dieses Zeichen des Glaubens wann aufgestellt hat. In den letzten Monaten wurde das alte Wegkreuz umfangreich saniert, neu aufgestellt und am Dienstag, den 12. Juli feierlich gesegnet. Zumindest das Alter des Wegkreuzes lässt sich nun genauer bestimmen: 125 Jahre ist es in etwa alt.
Wer dieses Kreuz einst aufgestellt hat, ist nicht mehr zu ermitteln. Da es hinter dem Feldmochinger Hof steht, ist anzunehmen, dass die Familie Westermaier, die hier bis 1938 den „Rothschuster“-Bauernhof betrieb, das Kreuz auf ihren Fluren errichtet hatte. Heute gehört das kleine Flurstück mit dem Kreuz jedenfalls der Feldmochinger Flurbereinigung und nicht der Raiffeisenbank München-Nord, dem Besitzer des Feldmochinger Hofs. Nachdem die Besitzverhältnisse geklärt waren, gab ein Mann den Anstoß zur Erneuerung des Wegkreuzes, der mit Feldmoching eigentlich wenig mehr zu tun hat: Werner Lawes, der inzwischen pensionierte Vorstand der Raiffeisenbank München-Nord.
Angeregt, aufgegriffen, umgesetzt: Das alte Kreuz wurde entfernt, zerlegt und der rund 35 kg schwere Korpus aus massivem Gusseisen zunächst zur Firma Kiesmüller zum Sandstrahlen gegeben. Dort wurden auch die Poren, die sich im Laufe der Jahre geöffnet hatten, geglättet und mit Epoxidharz verschlossen. So auf Vordermann gebracht, kam der Korpus zu Fassmaler Norbert Kofler, der dem Jesus letztlich wieder sein schönes Aussehen verlieh. Unterdessen hatte die Zimmerei Maximilian Weber ein neues Holzmarterl gefertigt und Michael Konsek von „Die Dachlatte“ spenglerte, damit das Holzmarterl bei dem vielen Regen nicht gleich morsch wird, eine Verkleidung. Die Gärtnerei Klinger hatte zur Einweihungsfeier schöne Blumen zu Füßen des Marterl gestellt und bezahlt hat die Wegkreuzerneuerung beziehungsweise Sanierung, das wollen wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, die Stiftung der Raiffeisenbank München-Nord, auf dass bei der feierlichen Segnung am frühen Dienstagabend nicht nur Bankmitarbeiter der Feldmochinger Filiale anwesend waren sowie Werner Lawes, sondern auch die beiden Bank- und Stiftungsvorstände, Peter Reischmann und Sebastian Dienelt.
Wegkreuze sind Symbole eines tiefverwurzelten Glaubens
Pfarrer Johannes Kurzydem ging in seiner Ansprache nicht nur auf die Bedeutung der Wegkreuze, gestiftet von guten Christen, ein, die an Kreuzungen oder am Wegesrand Wanderern den Weg zeigen. Marterl wurden auch aufgestellt an Stellen, wo ein Unfall oder ein Mordfall geschah. Und Wegkreuze sind Haltepunkte bei Flurprozessionen. Das Kreuz symbolisiert die verzeihende und barmherzige Liebe Jesu, stellt es doch die Verbindung her zwischen dem Irdischen (waagrechte Kreuzachse) und dem Göttlichen (senkrechte Achse).
Kreuze kennt man schon 2000 v. Chr. als magische Glücksbringer, als Zeichen des Lebens, der Sonne und der (Ohn-)Macht, aber erst seit Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert wird das Kreuz Christi als zentrales Element des christlichen Glaubens verehrt.
Das Segnen des neuen/alten Kreuzes mit Weihwasser konnte der Herr Pfarrer dann zügiger gestalten, da ihm Petrus von oben mit dem nächsten Regenguss zu Hilfe kam, auf dass alle wieder schleunigst die Schirme öffneten. Nur der Feldmochinger Männergesangverein unter Chorleiter Norbert Thoma trotzte mannhaft den Unbilden – zumindest während des Vortrags blieben die Schirme geschlossen!
Ein Aquarell gibt Aufschluss über das Alter des Wegkreuzes
Aber wie kommt man nun darauf, dass das Kreuz vor rund 125 Jahren aufgestellt wurde? Dazu Martin Angermeir: „Es gab in der Familie Angermeir ein altes Foto, das die kleine Therese Angermeir, verheiratete Griesmeier, an der Hand der Großmutter Anna Angermeir zeigte, aufgenommen just am Gottesackerweg neben dem Wegkreuz. Therese, 1930 geboren, war damals fünf bis sechs Jahre alt, Anna starb 1940. Das Foto muss also um 1935/36 entstanden sein.“ Schon damals war das Marterl von zwei Eschen umrahmt, die ob ihrer Größe etwa 40 bis 50 Jahre gewesen sein dürften, selbige Eschen, die heute gewaltig in den Himmel ragen. Leider ist das Foto, unauffindbar – doch Schulleiter und Studienprofessor Michael Hirblinger (geb. 1876, seit 1925 an der Feldmochinger Volksschule tätig) verewigte die idyllische Szene 1953 in einem Aquarell, das zufällig im Besitz einer Tante wieder auftauchte.
Impressionen von der Kreuzsegnung