
Trotz besten Badewetters kamen am Samstag, den 10. September 1.140 Jugendliche und junge Erwachsene, teilweise mit Eltern oder, im Falle von Flüchtlingen, mit BetreuerInnen, zur Last-Minit-Messe ins Kulturzentrum 2411, wo knapp 50 Aussteller – von der Bundespolizei bis zum Dentallabor Lorenz, von den Hermannsdorfer Landwerkstätten bis zum Möbeldiscounter XXX Lutz, von der Deutschen Bahn bis zum München Stift – vertreten waren, die zum neuen Ausbildungsjahr noch freie Ausbildungsstellen haben und deshalb Azubis suchen. Damit wurde der Besucheransturm des letzten Jahres sogar noch übertroffen. Auch verteilten sich die Interessenten heuer besser über den Vormittag, auf dass mehr Gelegenheit bestand für qualitative Gespräche.
Bereits in den ersten Minuten strömten 237 Jugendliche, darunter enorm viele Schwarze, aber auch aus anderer Herren Länder sowie ein paar Deutsche, ins Kulturzentrum 2411 und mit jeder neuen U-Bahn kam ein weiterer Schwung interessierter Jugendlicher – manche gleich im Anzug und mit Bewerbungsmappen, topp
vorbereitet und Vater/Mutter im Schlepptau, weil sie konkret und ganz dringend noch einen Ausbildungsplatz suchen. Andere, die noch zur Schule gehen oder in Deutschkursen sowie Integrationsmaßnahmen stecken, wollten sich erst einmal über Ausbildungs- und Praktikumsmöglichkeiten informieren. Die Deutsche Bahn etwa warb weniger mit Ausbildungsplätzen, sondern präsentierte vornehmlich ihr „Chance-plus“-Angebot, das im November startet und das in München 35 jungen Menschen, bei denen es trotz zahlloser freier Lehrstellen mit der Ausbildung heuer nicht geklappt hat, die Chance auf ein Berufsvorbereitungsjahr gibt. Auch wurde das Programm „Alternative Karriere“ vorgestellt, das speziell für Flüchtlinge mit Null-Deutschkenntnissen, aber Erfahrungen im Bereich Elektrotechnik aufgelegt wurde, in dem diese zu Elektronikern für Betriebstechnik mit IHK-Abschluss qualifiziert werden und dabei Deutsch lernen.
Wo Schatten ist …
Wiederkommen möchten im nächsten Jahr eigentlich alle Aussteller zur nächsten Last-Minit-Messe, wenngleich nicht alle rundum zufrieden waren und wie die Vertreterinnen von XXX Lutz gleich 39 Bewerbungen für zehn freie Ausbildungsplätze (Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik, für Möbel und Küchenmontage sowie zum Kaufmann im Einzelhandel) mitnehmen konnten. Die Vertreter der Bundespolizei etwa führten nach eigenen Aussagen zwar interessante und schöne Gespräche, fanden aber keine rechten Bewerber: Die müssen nämliche Deutsche oder EU-Bürger sein und zumindest einen Realschulabschluss besitzen – und davon seien leider nicht allzu viele vorbeigekommen, hieß es am Stand bedauernd. Aber
vielleicht komme im nächsten Jahr die bayerische Polizei.
Auch die Vertreter von Maler- & Lackierer- sowie von Karosserie- & Fahrzeugbauer-Innung zeigten sich etwas enttäuscht von den Besuchern am Stand. Viele Jugendliche hätten keine ausreichenden Deutschkenntnisse, ja diese seien teils fast gar nicht vorhanden. Ohne zumindest B2-Sprachniveau gehe es gerade im komplexen Beruf des Karosseriebauers nicht, sonst sei ein Scheitern in der Berufsschule programmiert. Leider habe hier auch einigen Betreuerinnen von Flüchtlingen das Verständnis für diese Notwendigkeit gefehlt, auf dass es zu heftigeren Wortgefechten gekommen sei. Zwei vielversprechende Kandidaten nehme man aber mit. Einer davon sei sogar mit Vater gekommen und habe Realschulabschluss. Auch sein Kollege von der Malerinnung hat immerhin zwei bis drei Bewerber mit Potenzial ausgemacht.
… da ist auch Licht
Wesentlich besser lief es am Stand von Lorenz Dental, wo Zahntechnikermeister Josef Kuffner von der großen Resonanz schwärmt. Es seien viele konkret Interessierte vorstellig geworden, fünf Bewerber, vier Männer und eine Frau, will man nun zu einem Vorstellungsgespräch einladen. Natürlich seien ihm handwerkliches Geschick, ein qualifizierter Abschluss und sehr gute Deutschkenntnisse wichtig, sonst würde der Azubi unweigerlich in der Berufsschule scheitern. Aber mindestens genauso wichtig erachtet er die persönliche Eignung, den unbedingten Wunsch des Jugendlichen oder
jungen Erwachsenen, sich weiterentwickeln und etwas lernen zu wollen. Auf das Potenzial des Bewerbers komme es an. Und das hat er unter anderem in einem syrischen Maschinenbauer ausgemacht. Der wolle. Aber auch andere, die die Wartezeit für ein Zahnmedizinstudium mit einer Ausbildung sinnvoll überbrücken wollen, seien äußerst willkommen.
Viele Interessierte kamen auch an den Stand der Privat Bäckerei Wimmer, die noch Bäcker, Konditoren, Fachverkäufer sowie Azubis fürs Büromanagement sucht. 25 ließen gleich eine Bewerbung da, andere wollen ihre Unterlagen per E-Mail nachreichen. Moniert wurden aber auch hier die teils schlechten Deutschkenntnisse vieler Interessierter – ein B2-Sprachlevel sei unabdingbar. Zudem gibt man sich ob der Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr nur verhalten optimistisch, ob von den Bewerbern tatsächlich welche für die Ausbildung „hängenbleiben“. Von zehn Interessenten, die im vergangenen Jahr den Probetag im Wimmer’schen Betrieb zur Zufriedenheit des potenziellen Lehrherren bestanden und denen man einen Ausbildungsvertrag geben wollte, sagten leider acht kurzfristig wieder ab. Eine große Enttäuschung für die Personalabteilung.