Am Dienstag, den 13. September legte bei eitel Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen der Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft, Münchens Bürgermeister Josef Schmid, den Grundstein für den nunmehr siebten Gewerbehof der Münchner Gewerbehof- und Technologiezentrumsgesellschaft, kurz MGH genannt. Mit dabei: der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für München und Oberbayern, Lothar Semper, und der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, Peter Kammerer, sowie Architekt Johan Kramer vom Berliner Architekturbüro Glass Kramer Löbbert, das vor drei Jahren den Architektenwettbewerb gewann.
Bürgermeister Schmid bewertet das seit 33 Jahren bestehende Gewerbehof-Programm – die Stadt Nürnberg möchte dieses jetzt (!) nachahmen – als wichtigen Baustein der kommunalen Wirtschafts- und Flächenpolitik. Denn wichtig für München seien nicht nur die hier situierten sieben DAX-Unternehmen, sondern vor allem der Mittelstand und das Handwerk. Die wirkten stabilisierend und würden mithelfen, Gewerbesteuer-Schwankungen bei den Großen auszugleichen.
Doch gerade Handwerker suchen in der Stadt oft händeringend bezahlbare Flächen mit langfristigen Mietverträgen und mit für Gewerbe geeigneten Räumen, die beispielsweise hohe Deckenbelastbarkeit und Lastenaufzüge besitzen, auf dass man auch noch im Obergeschoss mit schweren Maschinen arbeiten kann. Gewerbehöfe seien die Antwort auf den Flächenmangel in München, so Schmid. „Gewerbehöfe schaffen Platz für neue Produkte und innovative handwerkliche Ideen. Sie ermöglichen Existenzgründern optimale Startbedingungen, um schnell und unkompliziert in die berufliche Selbständigkeit starten zu können. Denn in einem Gewerbehof kann man nicht nur kleinteilig Flächen mieten – ab 40 qm. Existenzgründer erhalten in den ersten drei Jahren auch einen Mietpreisnachlass von bis zu 1,50 Euro pro qm und pro Monat.“ Zudem sei es auch für die Kundschaft von Vorteil, wenn Handwerker wohnortnah situiert seien, so Schmid, das gleiche die ein oder andere Erschütterung während der Bauphase gewiss aus.
München braucht das Handwerk
Dass die Gewerbehöfe gerade für die 28.600 Münchner Handwerksunternehmen mit ihren 78.500 Arbeitskräften eminent wichtig sind, unterstrich in seinem Grußwort Lothar Semper, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für München und Oberbayern. „Wenn Maschinen laufen, wenn gehämmert und gesägt wird, dann ist das zwar Musik in den Ohren des Handwerkers“. In der Nachbarschaft komme die Geräuschkulisse aber meist weniger gut an. Gewerbehöfe sorgten dafür, dass die unverzichtbaren Handwerker weiter ihren Platz in der boomenden Stadt hätten. In dem Gebäude mit rund 11.500 qm Geschossfläche können sich ab 2019 kleine und mittelständische Betriebe ansiedeln. Peter Kammerer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer IHK, rechnet damit, dass dort bis zu 600 Firmen eine neue Adresse erhalten könnten.
Gewerbehof mit architektonischen Werten
Architekt Johan Kramer lobte in seinem Grußwort nicht nur die einstige Entscheidung der MGH, für den neuen Gewerbehof einen Architektenwettbewerb auszuloben – das werde nicht immer so gehandhabt. Auch habe sich das Projekt, gemessen an Berliner Verhältnissen, schnell fortentwickelt (Gelächter unter den Gästen). Kramer umriss sodann kurz die architektonischen Werte des neuen Gewerbehofs: Die vier oberirdischen Geschosse besitzen eine klare Grundstruktur. Der Besucherzugang ist in etwa mittig zur Wilhelmine-Reichard-Str. angeordnet, während die Andienung des Gebäudes rückwärtig erfolgt über drei gleichmäßig verteilte und überdachte Zugänge – natürlich mit Lastenaufzug.
Der regelmäßige Aufbau der Geschosse mit Mittelflur und den nach Norden und Süden ausgerichteten Raumspuren entwickelt sich um eine innere Kernzone mit der Vertikalerschließung und den zentral angeordneten Sanitär- und Serviceräumen. Die an den Gang anschließenden zweigeschossigen Loggien bringen Tageslicht in die innere Zone und dienen als Treff- und Wartebereiche mit angrenzenden Raucherarealen.
Die Fassadenstruktur ist so angelegt, dass durch den regelmäßigen Wechsel von Fenster- und Wandpfeilergrößen eine optimale Belichtung gewährleistet ist und sich vielfältige Mieteinheitsgrößen bilden lassen. Auf der Südseite erhält die Fassade rund um das Feld der Öffnungen eine tiefere Profilierung und leistet somit einen Beitrag zum passiven Sonnenschutz und gleichzeitig zur Lärmreduktion.
Gemeinschaftliche Grundsteinlegung
Nach so vielen Worten ging es kurz hinaus in die Sonne und zur bereits vorbereiteten Kapsel, die gemeinsam in den Grundstein eingemauert wurde. Bürgermeister Schmid gab die aktuelle SZ sowie die Baupläne in die Kapsel und MGH-Geschäftsführer Rudolf Boneberger fügte noch ein paar Münzen dazu. Anschließend blieb den Festrednern nur noch, einen unfallfreien Bau innerhalb des Kostenrahmens sowie den künftigen Mietern wirtschaftlichen Erfolg und der MGH weitere spannende Projekte zu wünschen, ehe sich alle schleunigst wieder in das aufgestellte Zelt zurückzogen und zum eröffneten Büffet begaben.