Am Samstag, den 5. November ist es wieder soweit: Dann scheppert die Kuhglocke, der Vorhang der Augustinums-Bühne öffnet sich und zu sehen sein wird eine gemütlich-urige bayerische Stubn: mit Kachelofen, Büffet, Sofa, Holztisch & -stühlen. Das Feldmochinger Volkstheater startet mit dem Lustspiel in drei Akten „Wenn die Sterne lügen“, verfasst von Kabarettist und Bühnenautor Toni Lauerer, in die Herbstsaison. So lustig-leicht die Aufführung wirkt, dahinter steckt anstrengende Arbeit.
Montag, 24. Oktober. Georg-Zech-Allee 17. In der Mehrzweckhalle herrscht rege Betriebsamkeit. Eltern holen ihre Kinder ab, braungebräunte, durchtrainierte Frauen, zusammengerollte Turnmatten unterm Arm geklemmt, kommen und gehen. In einem Hallensegment sind zig Tischtennisplatten aufgestellt. Es wird heftig „gefightet“. Abgeschieden von diesem schweißtreibenden Tun, versteckt hinter einem beigegrauen Vorhang proben auf der Bühne der Mehrzweckhalle die Mannen des Feldmochinger Volkstheaters ihr neues Stück.
Souffleuse Christa Holzer sitzt auf einem Stuhl vor den Schauspielern, das 45-seitige Textbuch gestreng vor Augen. Sie wacht darüber, dass kein Akteur einen Satz auslässt und hilft mit einem kleinen Gedächtnishinweis, wenn jemand stockt. Neben ihr Regisseur Georg Hölzl, der dieses Mal auch selbst mitspielt. Er mimt den naiven, aber auch wieder schlitzohrigen Hermann, den einzigen Fahrer und Monteur von Fuhrunternehmer August Winter (Reinhold Forster). Ist sein Auftritt zu Ende, macht er den Abgang nicht etwa über die Stubntür, sondern marschiert schnurstracks zu seinem Stuhl zurück, um den Mitschauspielern Hinweise in der Sprechweise, in der Mimik, der Körperhaltung oder Gestik zu geben. Es wird gefeilt an diesem Montag. Die Hauptarbeit haben die Schauspieler bereits erledigt: Sie beherrschen den Text.
Vor der ersten Probe steht das Auswendiglernen
Eine Rolle zu erlernen, heißt ja nicht nur, seine eigenen Textpassagen auswendig zu können. Man muss sich auch einprägen, welcher Mitspieler was in welcher Reihenfolge wann sagt, um dann richtig einzusetzen. Fuhrunternehmer August Winter alias Reinhold Forster etwa hat eine Menge Text zu bewältigen. Sätze, die inhaltlich sehr ähnlich sind, voller Wortwitz, aber kaskadenhaft vor sich hinströmend, oft schnell im Sprachduktus. Forster hat seine Rolle in den großen Ferien gelernt. Alleine. Andere lassen sich abfragen.
Schon vor den Ferien im August gab’s eine erste Sprechprobe, bei der jeder Akteur seine Passagen vorlas, wo bereits die Aussprache verbessert, am Ausdruck gearbeitet und die Intonation diskutiert wurde. Wo sind Wort- und Satzakzente zu setzen? Welcher Ton ist hier und dort der Stimme zu geben? Wo gilt es, beim Sprechen Tempo zu machen, um etwa die Wut rüberzubringen, wo sind kleine Pausen zu setzen, um Spannung und Wirkung zu erhöhen?
Nach den Ferien ging’s los mit zwei sogenannten Lesestellproben, denn, so berichtet Regisseur Georg Hölzl, der ein oder andere Kollege erlernt den Text nicht am Schreibtisch, sondern prägt ihn sich erst mit den damit verbundenen Bewegungen ein.
Mann mit den Traummaßen 2-4-7 gesucht
Inzwischen haben die Laienschauspieler ein gutes Dutzend Proben absolviert. Montag, Mittwoch, Freitag – und in der Woche vor der Premiere auch gleich noch am Sonntag. Die Liebe zur Schauspielerei und zum Feldmochinger Volkstheater muss wirklich groß sein, wenn man sich so oft abends, nach einem anstrengenden Arbeitstag, während die Kollegen ermattet in den Fernsehsessel sinken oder vor dem PC den Tag ausklingen lassen, noch aufs Rad schwingt oder wenn man, wie Paula Stratz, die die Nachbarin und Ladenbesitzerin Frieda mimt, die weite Anreise vom Süden durch die verstopfte Stadt auf sich nimmt, um zur Probe zu kommen. Die Frieda wartet übrigens schon seit 25 Jahren auf den einst von einer Wahrsagerin versprochenen Mann fürs Leben, bei dem es sie einfach umhaut, wenn er kommt. (Und der am besten die Traummaße „2-4-7“ haben sollte: 2 Häuser, 4.000 Euro netto, an 7er-BMW!)
Wenn die Sterne lügen oder: Der Inhalt des neuen Stücks
Fuhrunternehmer August Winter sieht für seinen Betrieb nur eine rosige Zukunft, wenn Tochter Steffi (Manuela Schuster) den Wolfgang (Maxi Zuleger), den Sohn des Kiesgrubenbesitzers Franz Wiesinger (Josef Haider) heiratet. Dass der Wolfgang kein Herzkönig ist, sondern gelinde gesagt, etwas ‚dappig‘ (eine Rolle, die Zuleger wie auf den Leib geschnitten ist!), stört den geschäftstüchtigen Winter nicht, denn „nur Geld macht erotisch“, und davon hat der Traum-Schwiegersohn genug, wie auch Frau Pfeifer, Prüferin vom Finanzamt (Lena Bründl), erfahren darf. Es gibt nur ein Problem: Sowohl Tochter Steffi als auch deren Mutter Anna Winter (Marina Kolmeder) glauben eisern an Wahrsagerei und Horoskope und diese versprechen Steffi das Lebensglück nur in Gestalt eines Wassermannes. Der Wiesinger-Erbe ist aber in jeder Beziehung Jungfrau und scheidet daher in den Augen der beiden Frauen als Heiratskandidat schon deshalb aus. Vielleicht gelingt es ja der extra von August engagierten Wahrsagerin und Sterndeuterin Frau Thusnelda (Michaela Knoblauch), die Steffi umzustimmen?
So kommen Sie an Eintrittskarten
Zur Aufführung gebracht wird das Stück am 5., 6., 11., 12., 19. und 20. November, wie immer im Theatersaal des Augustinums München Nord (Weitlstr. 66).
Telefonische Kartenvorbestellung unter der Nummer 3 14 71 74 montags bis freitags von 16 – 18 Uhr. Der Eintritt kostet 12 Euro für Erwachsene und für Jugendliche unter 16 Jahren 6 Euro.