Dr. Manfred Moosauer, der Entdecker von Bernstorf und früher Hausarzt am Hasenbergl, hält an diesem Montag einen Lichtbildervortrag im Kulturzentrum 2411 über das Thema „Bernstorf – Kultplatz, Wirtschafts- und Handelszentrum der europäischen Bronzezeit in Bayern“.
Zu den bedeutendsten archäologischen Entdeckungen der letzten Jahre in Bayern gehören die über dem Ampertal gelegene bronzezeitliche Befestigung von Bernstorf (Gemeinde Kranzberg) im Landkreis Freising und die dort gemachten archäologischen Funde. Sie geben einen Einblick in die Kulturbeziehungen vor 3.500 Jahren zur Mittelmeerwelt einerseits und dem Ostseeraum andererseits.
Wegen der großen Bedeutung der Funde von Bernstorf für ganz Europa entstand im Jahr 2014 in Kranzberg am Pantaleonsberg das Bronzezeit-Bayern Museum.
Auch im Münchner Norden gibt es zahlreiche Funde aus der Bronzezeit. So sind zwischen Feldmoching und Moosach noch Reste des größten bekannten Feldes mit Grabhügeln aus jener Epoche zu erkennen. Die Feldmochinger Str. ist eine Altstraße, die wahrscheilich schon in der Bronzezeit für Handelsverkehr genutzt wurde. Sie war wohl auch ein Weg von und nach der Höhenburg von Bernstorf.
Die Namen unserer Flüsse Isar, Würm und Amper wurden in dieser Zeit geprägt.
Mit einer Größe von 14 ha (entsprechend 22 Fußballfeldern) ist Bernstorf zweifellos auch die größte Befestigung der mittleren Bronzezeit aus dem 14. Jhdt. v. Chr. nördlich der Alpen.
Mit mykenischer Schrift in Bernstein und einem Kronendiadem aus vermutlich ägyptischem Gold mit Weihrauchspuren zeigen sich über die mykenisch/minoische Kultur hin merkantile,
kulturelle und religiöse Bezüge vom Nordmeer bis zum Nil.
Bernstorf ist eingebunden in ein transeuropäisches Verbindungssystem, das sich während der Bronzezeit vom östlichen Mittelmeer – und sicher darüber hinaus tief nach Asien – bis zur Ostsee erstreckte. Die aufwändig errichtete Befestigungsanlage, das Vorhandensein von Importwaren wie Bernstein und geläutertem Gold und vor allem der bislang einmalige Fund eines mit Linear B-Zeichen beschrifteten Bernsteinsiegels beweisen dies einzigartig (Schrift und Sprache der Mykenisch-Minoischen Welt mit Kreta). Der Vortrag von Dr. Manfred Moosauer beschäftigt sich gerade auch mit der Entwicklung und Geschichte der Menschen und seiner Kultur in der Bronzezeit, d.h. im Zeitraum von 2000 – 800 v. Chr. Und damit mit dem „ersten Goldenen Zeitalter der Menschheit“ und der ersten Zeit einer gewissen kulturellen Einheit Europa’s. Dies wurde 1995 auch von der EU entsprechend gefeiert.
Vereinfacht: Es geht um einen wichtigen Teil der Geschichte unserer Vorfahren, es geht um Kräfte, die Zentraleuropa in der Bronzezeit beherrscht haben und die in vielen Spuren bis heute noch wirken.