Im Juli 2014 folgte der Münchner Stadtrat den Empfehlungen der Boston Consulting Group und beschloss, die Kliniken in Schwabing und Harlaching deutlich zu verkleinern. Vor allem das 110 Jahre alte Traditionskrankenhaus im Münchner Norden wird dramatisch verkleinert: Von derzeit 900 Betten bleiben nur 294 übrig: 199 Betten in einem für 48 Mio. Euro bis 2019 neu zu bauenden Eltern-Kind-Zentrum mit einer Neugeborenen-Station, das bayernweit auch zum Zentrum für schwerst brandverletzte Kinder werden soll. Weitere 94 Betten sollen in einem Anbau für eine Notfallklinik entstehen. Und der große Rest des Schwabinger Krankenhauses? Einzelne Abteilungen werden nach Bogenhausen verlagert, der Rest kommt weg. Und was passiert mit dem großen Areal? Und mit den denkmalgeschützten Gebäuden? Vor allem aber: Was kommt auf die Münchner Bürgern im Norden zu, wenn sie künftig krank werden? Sie werden ins Bogenhausener Krankenhaus gebracht, mag es auch noch so weit entfernt und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unpraktisch zu erreichen sein. Das ist insbesondere deshalb bitter, weil im Münchner Norden in den letzten Jahren die Zahl der Praxen deutlich geschrumpft ist und viele Ärzte, die aus Altersgründen ans Aufhören denken, keine Nachfolger finden, so dass eine weitere Verschlechterung zu befürchten ist.
Die Schwabinger SPD hat nun zehn Kernforderungen entwickelt, die sie mit den Bürgern an diesem Abend diskutieren möchte und an denen sich dann die Planungen orientieren sollen. Dabei geht es nicht nur um die Fortführung des Klinikkonzepts und um einen verantwortungsvollen Umgang mit den dort Beschäftigten, sondern auch darum, wie die frei werdenden Teile des wertvollen Areals nachhaltig genutzt werden können.
An der heutigen Podiumsdiskussion nehmen teil: Susanne Diefenthal,
Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin Städtisches Klinikum München, Alexander Reissl,
Stadtrat, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion, Aufsichtsrat Städtisches Klinikum München, Dr. med. Christian Ullrich, Chefarzt Geriatrie der Klinik des Diakoniewerks in der Heßstr., Vorsitzender des Bayerischen Landesverbands Geriatrie. Die Einführung und Moderation übernimmt die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann.
Zum Zehn-Punkte-Forderungskatalog der Schwabinger SPD: Gefordert wird zum einen der Erhalt des Städtischen Klinikums Schwabing mit Gewährleistung einer Basisversorgung im größtmöglichen Umfang für die Münchner Bevölkerung. Hierfür seien neben der geplanten Notfallversorgung und dem Säuglings- und Kinderzentrum weitere medizinische Grundangebote in allen wichtigen Medizinbereichen nötig, denn eine reine Notfallversorgung erscheint der Schwabinger SPD langfristig weder tragfähig noch ausreichend. In diesem Zusammenhang wird auch auf den Ärztemangel im Münchner Norden bei weiter wachsender Wohnbevölkerung hingewiesen. Über die ausreichende Versorgung der Wohnbevölkerung des Münchner Nordens sind nachvollziehbare Daten vorzulegen.
Zum anderen geht es der Schwabinger SPD auch um das Thema der Nachnutzung, um das in den nächsten Monaten bestimmt heftig gerungen wird. Denn ein entsprechendes Konzept soll dem Stadtrat bis Ende 2015 vorgelegt werden. Daher wünscht sich die Schwabinger SPD eine frühzeitige Bürgerbeteiligung im ersten Halbjahr 2015.
Dabei stellt sie sich vor, dass Klinikgebäude, die aufgegeben werden, vorrangig kliniknah medizinisch genutzt werden sollen. Denkbar seien Projekte in den Bereichen Geriatrie, Psychiatrie, Hospiz und Reha, Überleitungspflege etc. Auch die Überlassung von Gebäuden an Bereitschaftspraxen (vgl. Elisenhof) soll geprüft werden.
Soweit Flächen aber keiner klinischen oder medizinischen Nutzung zugeführt werden können, soll geprüft werden, ob Münchner Universitäten und Hochschulen diese nutzen könnten. Hierdurch könne man einer weiteren Verlagerung von Instituten der Universität ins Umland entgegenwirken. Jede Veräußerung städtischer Grundstücke im Bereich des Schwabinger Krankenhauses an Privatunternehmen und -investoren lehnt die Schwabinger SPD ab. Die Flächen des städtischen Klinikums müssten dauerhaft im Eigentum der Münchner Bevölkerung bleiben. Privatisierungsgewinne jeder Art mit diesen städtischen Flächen dürften nicht stattfinden. Sollte sich wirklich keine andere Nutzung für das Areal finden, so sollte es nur in einem untergeordneten Umfang für den Wohnungsbau genutzt werden, und dann ausschließlich für Personengruppen mit niedrigem oder nur mittlerem Einkommen mit besonderem Wohnbedarf (Pflegekräfte und Klinikpersonal, ErzieherInnen, Polizisten). Eventuelle Neubauten sollen ausschließlich durch städtische Wohnungsbaugesellschaften oder Genossenschaften in Erbpacht realisiert und vermietet werden. Auch fordert die Schwabinger SPD den schonenden und bewahrenden Umgang mit dem denkmalgeschützten Baubestand wie auch dem großen Baumbestand.