Unter dem Titel: Klause, Kirche, Gottesacker veranstaltet der Kulturverein „Freunde von Schleißheim“ an diesem Samstag eine Führung auf dem Friedhof Hochmutting. Dabei geht es auch um die Begräbniskultur früher und heute. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Eingang. Die Teilnehmergebühr beträgt 2 Euro, für Mitglieder des Kulturvereins ist die Führung, die rund eineinhalb Stunden dauern wird, frei.
Der Friedhof ist die Geschichtstafel eines Ortes. Diese Feststellung trifft im besonderen Maße auf Oberschleißheims „Gottesacker“ im Ortsteil Hochmutting zu. Es dürfte wohl wenig Städte oder Gemeinden in Bayern geben, die es in Bezug auf ihre „letzte Ruhestätte“ mit so vielen historischen Zeugnissen, zeitgeschichtlichen Ereignissen oder außergewöhnlichen Besonderheiten aufnehmen können.
Ältestes – und noch vorhandenes – Beweisstück ist die sogenannte Ungarntafel aus dem Jahre 1549. Sie schildert Kriegsereignisse aus dem Jahre 955 und berichtet von einem folgenschweren Gelübde. Danach gelobte damals Jakob Kalthauser nach seiner glücklichen Rückkehr vom Schlachtfeld „ain Kirchen im namen Gottes und St. Jacob“ in Hochmutting zu bauen.
1598 erwarb dann Herzog Wilhelm V. die Kapelle. Er, der im Volksmund mit dem Titel „der Fromme“ geehrt wurde, ließ nebenan für einen Klausner eine Unterkunft errichten. Diesem Umstand machte sich mehr als 200 Jahre später die Gemeinde zunutze. Nach der zwangsweisen Aufgabe ihres Friedhofs in Mittenheim wählte sie 1805 die Jakobskapelle mit dem umliegenden Gelände zur letzten Ruhestätte für die Toten der Gemeinde. Eigentümer des Grundstücks wie auch des Kirchleins waren das Kurfürstentum beziehungsweise das Königreich (ab 1806) Bayern.
Die zuständige Verwaltungsbehörde, das Kgl. Bay. Bezirksamt, hatte fortan seine liebe Not. Es ging um die Errichtung einer Friedhofsmauer, um beengte Platzverhältnisse und um die Schaffung eines Leichenhauses. Wegen der aufsteigenden Feuchtigkeit litt darüber hinaus die Bausubstanz des Kirchleins. Aufgrund der ständigen Probleme war sogar ein Abriss der Kapelle im Gespräch. Der „staatliche“ Kummer nahm ein Ende, als es der königlichen Regierung von Oberbayern gelang, alles am 29. Dezember 1886 der Gemeinde – unentgeltlich – zu übertragen. Diese musste dafür nur zwei Mark pro Jahr bezahlen. Ein wahrlich „teures“ Geschenk! Von nun an war die Kommune – bis zum heutigen Tage – für alle Probleme des ca. 2,5 km vom Ortszentrum entfernten Bereiches verantwortlich. 1911 ließ sie für die zuvor provisorisch in der Kapelle untergebrachte „Leichenhalle“ ein eigenes Gebäude errichten (1971 abgerissen und durch einen großzügigen Neubau ersetzt!). Der Altbau sorgte für Schlagzeilen, als er 1969 für eine „Filmgaudi“ mit Peter Alexander „missbraucht“ wurde. Die Nähe zum Flugplatz ließ die Verlegung des Friedhofes in den viel näher gelegenen Berglwald als ratsam erscheinen. Am 20. September 1937 konnte von der Gemeinde ein ausreichend großes Grundstück erworben werden. Finanzielle Unzulänglichkeiten machten aber die Pläne nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) zunichte. Jetzt kämpft die Kommune weiter mit ihrer historischen und leider auch sehr teuren Kostbarbeit aus der Zeit der Spätromanik. Ein 2002 gegründeter Förderverein soll da behilflich sein.
Für die laut der „Ungarntafel“ von Schleißheim nach München verlegte „Auer Dult“ lassen sich allerdings keine Beweise erbringen.