Elf Bauzäune mit großen Plakaten gegen den SEM-Wahnsinn waren bereits am Vortag an augenfälligen Stellen entlang viel befahrener Straßen um Feldmoching herum aufgestellt worden. Nummer 12 folgte mit einigem Aufgebot an CSU-Politikern, Vertretern vom Bauern- & Gärtnereiverband sowie vom Bund Naturschutz , betroffenen Landwirten und Gärtnern sowie Bewohnern des 24. Stadtbezirks am Freitag, den 21. April an der Feldmochinger Str. auf Höhe des Fasaneriesees.
Der CSU-Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer war da, CSU-Bezirksrat und stellvertretender Vorsitzender im BA 24, Rainer Großmann, war da. Der CSU-Bundestagskandidat für den Münchner Norden, Bernhard Loos, war da. Robert Fellner von der CSU-Fraktion im BA war ebenso da wie der stellvertretende CSU-Fraktionssprecher im BA, Martin Obersojer. (Von ihrer CSU-Fraktion im Stadtrat werden sie dafür nicht gelobt, so war an diesem Vormittag zu hören, denn die ist wohl mehrheitlich ebenfalls für die SEM Nord.) Von der SPD dagegen war gar keiner der gewählten Repräsentation da: weder aus dem BA, noch aus dem Stadtrat.
Dafür zeigten ihre Solidarität: Anton Kreitmair, Mitglied des Landtags, gleichfalls CSU, und Bezirkspräsident Oberbayern des Bayerischen Bauernverbands, Hermann Berchtenbreiter, Vizepräsident des bayerischen Gärtnereiverbands, und Christian Hierneis, Bund Naturschutz, Vorstand Kreisgruppe München.
Während weiter südlich die Setzmaschinen der Landwirte auf Hochtouren liefen, um die sonnigen, wenngleich kalten Stunden zu nutzen, regionales Gemüse für die Stadtbevölkerung anzubauen, scharten sich gut 50 Betroffene, Anwohner und Kinder um den Bauzaun und um Martin Zech jr., einem der Mitbegründer der Initiative Heimatboden. Nicht dass man sich einer Bebauung ganz komplett verweigern wolle, so war an diesem Vormittag oft zu hören, aber man wolle eine echte Beteiligung der Grundbesitzer und der Bürger. Die SEM dagegen sei ein massiver Eingriff in Eigentumsrechte, in die Heimat wie in die Natur, mit der man doch sinnvoll und sinnhaft umgehen solle. Schließlich ist sie ja auch die Existenzgrundlage zahlreicher Familienbetriebe, die das einzigartige Bild der Kultur- und Agrarlandschaft im Münchner Norden über Generationen hinweg geprägt haben. Die Initiative Heimatboden vertrete inzwischen Grundeigentümer von mehr als 400 ha – und der Zulauf gehe jetzt erst richtig los, so Zech jr. Auch Häuslebesitzer melden sich inzwischen und möchten mitmachen. (400 ha sind übrigens gar nicht so wenig, wenn man bedenkt, dass 210 ha bereits in Händen der Stadt sind – das meiste in Form von Seen und Friedhof. Etwa 33 ha gehören dem Freistaat Bayern, der Kirche u. a. Institutionen.)
Der Initiative ist diese Breitenwirkung sehr wichtig, denn schließlich kämpft sie gegen die Zeit. Bereits Mitte Mai soll im Stadtrat der Startschuss zur Einleitung der vorbereitenden Untersuchungen gegeben werden. Zumindest eine Verlegung dieses Aufstellungsbeschlusses möchte man in der Kürze der Zeit erreichen, um mit der Stadt – endlich – zum ersten Mal ins Gespräch zu kommen.
Jens Hutter meint
Klar haben die nichts gegen Bebauung und Wandlung in Bauland. Da leuchten die Dollarzeichen in den Augen. Nur Preisbremse gefällt keinem. Es geht also Mal wieder nur ums Geld.
Atze Brucker meint
Würden Sie als Grundbesitzer das Land, das ihrer Familie womöglich schon über Jahrhunderte gehört hat, das sie bewirtschaftet und gepflegt hat, einfach, nur weil es genau jetzt der Stadtführung gefällt, für’n Appel und ’nen Ei hergeben? Ganz ehrlich?!
Das sind doch Zustände wie im Sozialismus! Sonst legen wir doch auch so viel Wert auf unsere persönlichen Freiheiten. Wir erleben gerade wieder einmal SPD-Ideologie in Reinkultur und der CSU im Münchner Stadtrat fällt nichts Besseres ein, als dazu beifällig zu nicken. Ich verstehe, dass sich einige Wähler nach Alternativen sehnen.
Natürlich geht es ums Geld – aber eben nicht nur. Ich unterstelle, dass Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten auch ökonomisch handeln. Oder sollte Ihr Beitrag am besten in die Kategorie „Neiddebatte“ einsortiert werden, die in Deutschland besonders gern und häufig geführt wird?
Glauben Sie allen Ernstes, dass auch nur eine Wohnung durch SEM günstiger zu kaufen oder zu mieten sein wird? Die Stadtführung wird das Bauland wie bisher zu einem marktüblichen Preis an einen der großen Immobilien-Entwickler, die sich schon länger hier im Münchner Norden breit gemacht haben, verscherbeln und sich dabei moralisch an der vordersten Front wähnen. Diese „bewährten“ Bauträger werden uns dann mit billig gebauten quadratischen Schachteln erfreuen, die dicht an dicht stehen und für teures Geld zu kaufen oder zu mieten sein werden. Und das wird den Kämmerer noch einmal erfreuen, denn für ihn wird auch noch manches Stück vom großen Immobilien-Kuchen abfallen. Wie sagte schon der legendäre Franz: So läuft’s Business.