In den letzten Tagen wurde unter großer medialer Aufregung vom Fund von Wehrmachtsandenken, aber damit nicht zwangsläufig von NS-Devotionalien (zur Erinnerung: auch ein Widerstandskämpfer wie Oberst i. G. Claus Schenk Gf v. Stauffenberg war Offizier der deutschen Wehrmacht), in Bundeswehrkasernen berichtet (siehe u. a. Bericht in der Welt). Bei genauerem Hinsehen fällt auf, das es sich dabei zumeist um Stahlhelme oder Waffen aus dem ersten Drittel des letzten Jahrhunderts handelt.
Dieser Logik folgend müsste man nun eigentlich auch viele Kriegerdenkmäler schleifen. Beispielsweise zeigt Feldmochings Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die 71 gefallenen Feldmochinger im I. Weltkrieg einen Infanteristen mit Gewehr und Granaten. Bei all der medialen Aufgeregtheit, die unsere IBuK (Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt, so der offizielle Titel des/der Bundesministers/in der Verteidigung) entfacht hat, könnte man den Kameraden „Eduard“ (so nannte ihn seinerzeit der Volksmund) womöglich mit einem Wehrmachtssoldaten verwechseln. Denn, oh Gott, in seiner Rechten hält er eine Stielhandgranate 24, die so auch im II. Weltkrieg verwendet wurde. Und der Helm? Es ist ein Gefechtshelm, wie er wenige Jahre später, nur minimal modifiziert, zur Standardausrüstung der Wehrmacht gehörte. Nur gut, dass „Eduard“ schon 1923/24 auf den Sockel gehievt wurde – sonst käme man womöglich in Erklärungsnöte!
Seinerzeit gab es übrigens über 200 Entwürfe für das Denkmal, die das Münchner Bezirksamt aber nicht überzeugen konnten. Ob der galoppierenden Inflation schritt dann die Gemeinde Feldmoching beherzt ohne Absegnung durch die Obrigkeit zur Tat. Für den letzten ablehnenden Bescheid musste die Gemeinde übrigens 2.000 Milliarden Mark berappen, das Briefporto schlug noch mit 200 Milliarden Mark zu Buche. Eher pragmatisch und weniger ideologisch geprägt, wie man damals noch war, wurde der Steinmetz, der das Denkmal ausführte, zum Teil mit Getreide bezahlt. Weitere Details zu dieser Geschichte lassen sich übrigens im Feldmoching-Buch von Volker D. Laturell nachlesen.
P.S.: Ehe aber unsere Bundesverteidigungsministerin nun voller Elan an den Kriegerdenkmälern rüttelt, sollte sie erst mal ihr Wachbataillon genauer inspizieren! Denn dieser Bundeswehrverband, der für den protokollarischen Ehrendienst bei Staatsbesuchen und anderen staatlichen Anlässen zuständig ist, ist immer noch mit Karabinern 98 kurz der Wehrmacht ausgerüstet!!! Auf Wikipedia ist dazu übrigens nachzulesen, dass man erst 1995 von den aus der Zeit vor 1945 stammenden Karabinern das teilweise noch vorhandene Beschusszeichen mit Hakenkreuz entfernt, nachdem dies im Bundestag seitens der SPD kritisiert worden war
Matthias meint
In dem Artikel geht es wohl um „Ironie“. Daher bitte im Sinne ordentlicher journalistscher Arbeit, den Artikel auch mit „Kommentar“ markieren (wie es beispielsweise die Tagesschau macht).
Oder eben sachlich schreiben. Danke
Doris meint
Auch wenn die Versuchung groß ist: Don’t feed the troll!
Hans Leser meint
Ich hoffe, Sie alle nehmen es mir nicht übel, wenn ich mich nicht an ihrer Diskussion beteiligen möchte, sondern eher etwas über das feldmochinger Kriegerdenkmal sage.
Zuerst: Was ist der Sinn eines solchen Denkmals? Nun, es handelt sich doch wohl um einen Kenotaph, also eine Gedenkstätte für Leute, deren tote Körper nicht gefunden und begraben wurden. Der Hintergrund dieser Art von Gedenkstätte liegt bereits in der Antike. Man glaubte, wer nicht rituell bestattet würde, könne nicht in das Totenreich einziehen. Dies hieße, seine Identität sei für alle Zeiten verloren. Aus diesem Grund forderte Priamos die Leiche seines Sohnes Hektor von Achill und begrub Antigone den Polyneikes.
Dieses Bedürfnis, namenlosen Toten eine symbolische Ruhestätte zu bereiten, hat sich bis in unsere Zeit erhalten. So ist also das feldmochinger Kriegerdenkmal zu verstehen.
Der springende Punkt ist, dass die Macher eines solchen Denkmals ihre eigenen Anschauungen in ihr Kunstwerk einarbeiteten, also Symbole verwendeten, die den Gefallenen ihrer Meinung nach etwas bedeuten mussten.
Nun nehmen wir an, die Macher des Denkmals haben ganz richtig vermutet, dass der Stahlhelm und die Uniform den Toten etwas bedeuten, so ist dies der Wille der Toten und zu respektieren auch wenn sein Ausdruck heute einen bitteren Beigeschmack hat. Haben die Macher des Denkmals den Willen der Toten falsch interpretiert und diese wären lieber mit Bier und Weißwurst dargestellt wurden, so können wir heute eh nichts mehr daran ändern, dass die Künstler diese Darstellung gewählt haben.
Denn für mich besitzt das Denkmal die gleiche Integrität wie alle historischen Relikte und besonders jene, die mit toten Mitmenschen in Verbindung gebracht werden: Sie sind unantastbar und dürfen nur im Wege sorgfältiger Interpretation betrachtet werden.
Wilfred meint
Hallo Atze, Hallo Empat,
es interessiert mich, was der Text Ihrer Meinung nach aussagen möchte. Sie meinen ich habe den Text aufgrund seines Stils nicht verstanden, aber zum Inhalt sagen Sie wenig. Irgendwas muss der Autor aber doch auch vermitteln wollen. Soll hier nicht, anscheinend unter Verwendung unerhört raffinierter Ironie, dargestellt werden, wie übertrieben die Presse und Frau von der Leyen auf den erwähnten Fall reagiert haben? Ist es nicht das, worüber sich der Autor lustig macht?
Wenn dem nicht so ist, habe ich tatsächlich was nicht verstanden und Sie können es mir erklären.
Wenn nicht, dann ist vielleicht alles gar nicht so witzig wie es einem die Ironie vorgaukeln mag.
Atze Brucker meint
Hallo Wilfred,
herzlichen Dank für Ihre Meinung, die für mich verständlicher als Ihr erster Kommentar ist. Ihr erster Kommentar hat mir in der Tat den Eindruck vermittelt, dass Sie den Text missinterpretiert haben könnten. Unter anderem mache ich das an Ihren Aussagen wie „Ich hoffe sehr, man käme in Erklärungsnöte…“ oder „Ich hoffe, Sie sind ein alter Mann“ fest.
Ich weiß natürlich nicht, was der Verfasser zum Ausdruck bringen wollte. Ich meine verstanden zu haben, dass es nicht um die gesamte Causa Franco A. geht, sondern lediglich um den großen Wirbel, der in dem WeLT-Artikel über das „Auffinden“ von alten Helmen in einer Kaserne veranstaltet wurde. Allein der WeLT-Untertitel „NS-Devotionalien“, den der Blog aufgegriffen hat, erscheint mir ein wenig übertrieben. Ich glaube, dass der Artikel auf diesen Aspekt hinweisen wollte.
Unabhängig von der Aussage im Beitrag auf LA24MUC bin ich persönlich der Meinung, dass man sehr schnell das Schlagwort von „Rechtsradikalismus in der Bundeswehr“ bemüht, ohne die Fakten präsentiert zu haben. Keiner zitiert beispielsweise, was Franco A. in seiner Masterarbeit geschrieben hat. Im Übrigen war Franco A. einen ganz großen Teil seiner Dienstzeit in einem deutsch-französischen Verband, mithin also nicht nur unter ausschließlich deutscher Führung! Sollten die Franzosen daher nicht auch Nachforschung zu „rechtsradikalen Umtrieben“ in ihren Verbandsteilen betreiben?
Persönlich halte ich es für wesentlich skandalöser, dass ein Deutscher, der nicht einmal arabisch spricht, ohne Probleme vom BAMF als syrischer Flüchtling anerkannt wird und regelmäßige Fördergelder bekommt. Komischerweise sprechen die Medien in diesem Zusammenhang nicht von einem Grundsatzproblem der BAMF-Verfahren.
Erfreulicherweise haben wir in Deutschland noch eine gewisse Presse- und Meinungsfreiheit, die es uns beiden erlaubt, unsere unterschiedlichen Sichtweisen öffentlich darzustellen und zu diskutieren.
Empat meint
Hallo Wilfred,
ich meine, wir haben weit wichtigere Probleme als uns um alte, verstaubte Wehrmachtshelme zu kümmern. Das ist wohl auch der Tenor des Artikels. Wie Atze richtig bemerkt hat, macht es auch mir große Sorgen, wie das BAMF agiert. Das ist sicher kein Einzelfall. Mit der nötigen Sorgfalt wird hier bestimmt nicht gearbeitet.
Wilfred meint
Mann oh mann, was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?
die „mediale Aufgeregtheit“ kam doch daher, dass ein Bundeswehrsoldat sich als Flüchtling ausgegeben hat um einen Anschlag zu verüben und man im Zuge der Ermittlungen festgestellt hat, dass es da anscheinend ein Problem innerhalb der Bundeswehr mit Rechtsradikalen gibt. Mir scheint, dass Sie das verharmlosen möchten.
Und wo steht, dass Frau von der Leyen an den Kriegerdenkmälern rüttelt? das ist doch eine Unterstellung.
und: Ich hoffe sehr man käme in Erklärungsnöte, würde man jetzt ein Denkmal für die Helden von 1914 aufstellen.
Ich hoffe Sie sind ein alter Mann.
empat meint
Lieber Wilfred,
da wurde wohl die journalistische Polemik nicht erkannt….
Atze Brucker meint
Lieber Wilfred,
manchmal ist es nicht ganz leicht Ironie von „normalen“ Meldungen zu unterscheiden. Ich habe mir angewöhnt, in Zweifelsfällen den Text möglichst sorgfältig zu lesen. Notfalls lese ich ihn sogar noch ein weiteres Mal. Wenn „Links“ angegeben sind, kann es meiner Erfahrung nach nicht schaden, auch die verlinkten Beiträge – in diesem Fall den in der WeLT – zu lesen.
Ja, es wäre einfacher verständlich gewesen, wenn der Beitrag als Polemik oder Ironie gekennzeichnet gewesen wäre. Aber dann wäre er für viele Leser weniger reizvoll gewesen, da sie um die eigene Erkenntnis der Ironie gebracht worden wären. Da ich schon etwas älter bin, fehlt mir möglicherweise die Erkenntnis, dass das selbstständige Erkennen einer Ironie heutzutage kein Vergnügen mehr ist, sondern als Last empfunden oder gar als „fake news“ gebrandmarkt wird.
Vielleicht hilft Ihnen dieser Link http://www.gutefrage.net/frage/woran-erkennt-man-dass-ein-satz-ironisch-gemeint-ist weiter, wenn Sie zukünftig Ironie selbständig erkennen wollen?
Wenn ich recht informiert bin, wird Ihre „letzte“ Hoffnung enttäuscht. Denn in der Redaktion von la24muc.de wirken meines Erachtens keine alten Männer. Ob das gut oder schlecht ist, vermag ich nicht zu beurteilen, Das überlasse ich gerne Ihrem Urteil.