Mit zwei Ausstellungen feiert die „Feine Manufaktur für Kupferskulpturen“ in der Luitfriedstr. 15 ihr 110-jähriges Jubiläum. Beim Ateliercafé am Sonntag, den 17. Juni, von 15 bis 19 Uhr, kann man die neuen Arbeiten 2007 bewundern – Kunstobjekte, die im Juli und August in der Sylter Galeriefiliale von Mensing, der größten Galerie Europas, ausgestellt werden. Zwei Wochen später, vom 29. Juni bis zum 1. Juli, wird auch der weitläufige Garten einbezogen, als herrliche Bühne für all die Skulpturen, Tiere und Figuren. Im Kontrast dazu stehen die Exponate vergangener Zeiten, herbeigeholt aus den Tiefen des Speichers, museale Stücke beinahe, an denen sich der künstlerische Werdegang der Firma, aber auch der wechselnde Zeitgeist der letzten 110 Jahre ablesen lässt. Denn seit der Bäcker & Konditor Karl Basche anno 1897 den Semmeln und Torten ade sagte und in Freimann, nahe der heutigen Floriansmühle, seine „Galvanische Kunstanstalt“ aus der Taufe hob, hat sich die Welt geändert. Und das spiegelt sich in den handwerklich-künstlerischen Arbeiten des Familienbetriebs wider.
Der Urgroßvater lieferte um 1900 schon bis nach Amerika
Als sich Karl Basche, fasziniert von der erst 1838 erfundenen Technik, die Galvanoplastik beibrachte, hatte er schnell großen Erfolg. Nun konnten sich auch einfachere Leute, denen Bronzeguss zu teuer war, Metallskulpturen leisten. Karl Basche modellierte seine Figurenteile in Gips, überzog sie mit Graphitstaub, damit sie elektrisch leiten, und hängte sie in ein unter Strom gesetztes Bad aus Kupfersalzlösung, versehen mit Kupferplatten: Kleinplastiken „baden“ fünf bis sechs Tage, große Objekte mehrere Wochen. Dann hat sich durch Ionenwanderung das Metall an der Trägerfigur abgelagert. Abschließend werden die Figuren nachbearbeitet. Bis heute wird so verfahren, nur verwendet man als Trägermaterial inzwischen Bienenwachs.
Auch war in den Anfängen die Kupferschicht noch hauchdünn und die Form sehr kompliziert, zu studieren etwa an der „Frau im Mond“, einer Frau, die auf einer Mondsichel sitzt. Überhaupt hat Karl Basche, entsprechend der Zeit, viel Nippes geschaffen, Figürchen etwa oder Büsten von Komponisten, mit denen Bürger um 1900 gern ihre Wohnzimmer zierten. Die Firma Basche lieferte sie per Fahrrad beispielsweise ans Münchner Kaufhaus Hermann Tietz, heute Hertie. In einem Katalog hat Karl Basche seine Exponate festgehalten, denn er verkaufte bis nach Amerika. 1916 stirbt Karl Basche.
Philipp Basche begann mit sakralem Grabschmuck…
Sein Sohn Philipp (*14.4.1896, +18.8.1977) übernimmt mit 20 Jahren den Betrieb. Damit nicht genug, hat er seine zwei Schwestern zu versorgen. Denn diese mussten auf Anordnung des „Herrn Vater“ nach dem Tod eines Bruders fünf Jahre Trauer tragen, auf dass sie keinen Mann „abbekamen“. Die Zeiten waren hart: Durch den 1. Weltkrieg versiegte das Auslandsgeschäft, und ein Gläubiger forderte auf einen Schlag einen Kredit zurück. Die Familie sparte eisern. Die Firma überlebte, stark verkleinert: 1 Geselle, 1 Lehrbub, die beiden Schwestern, Philipp Basche.
In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen schuf Philipp Basche hauptsächlich Grabmalkunst und sakrale Gegenstände für den Friedhof. Deshalb besitzt die Firma heute einen riesigen Fundus an Madonnen, Christuskörpern, Grabdenkmälern…
1935 die nächste existentielle Krise: Das Stadtbauamt München verbat die Ausstattung von Gräbern mit sakralem Grabschmuck aus Metall. Den Nazis missfiel wahrscheinlich die christliche Symbolik. Zudem wollten sie gewiss schon zu diesem Zeitpunkt mit den Rohstoffen haushalten. Am 15. Januar 1936 wendet sich Philipp Basche an den „Wohlgeb. Herrn Stadtrat Max Zankl“: „Durch die schweren Vorschriften des Stadtbauamtes München über Verwendung von Metallplastiken ist mein Geschäft fast ganz zum Erliegen gekommen. Im Jahre 1914 beschäftigte mein Vater noch acht bis zehn Gesellen, 1929 konnte ich noch zwei Gesellen halten, heute ist es mir fast nicht möglich, den Junggesellen, der heuer ausgelernt hat, zu beschäftigen. Ich kann es Ihnen durch Unterlagen bestätigen, dass mein Umsatz um 2/3 gegenüber dem von 1929 zurückgegangen ist. Ich habe bestimmt kein Opfer gescheut und wirklich gute, künstlerisch wertvolle Modelle anfertigen lassen, aber ein Verbot wirkt sich ungleich grausamer aus wie eine allgemein geschmackliche Umstellung.“ Es half nichts.
… und arbeitete nach dem Krieg mit zahlreichen Bildhauern
Immerhin gibt es aus der Zeit auch Gutes zu berichten, und damit kommt Feldmoching ins Spiel. 1935 ersteigert Philipp Basche die ehemalige Schreinerei eines gewissen Strobel in der Luitfriedstr. Zum Gebäude, das Basche später dreimal ausbaute und auch aufstockte, gehörte eine große Werkstatt. In Freimann hatte ihm nämlich 1934/35 Hausbesitzer Leinthaler gekündigt. Es hieß, Krupp wolle das ganze Areal kaufen.
Nach dem Krieg schlug Philipp Basche ein neues Kapitel auf: Er arbeitete mit und für Künstler, etwa für den Münchner Bildhauer Professor Georg Brenninger, damals Dekan der Münchner Kunstakademie, für Alexander Fischer und Professor Hanns Goebbel. Seine Tochter Mathilde Ring, die noch heute Oberhaupt der Firma ist, erinnert sich, wie ihr Vater oft mit Künstlern auf der Terrasse saß und diskutierte. In dieser schöpferischen Zeit entstanden die Kirchenportale der evangelischen Kirche St. Johannis in Würzburg und von St. Andreas in München sowie die Außenwandverkleidung für die Deutsche Lloyd Versicherung, Nürnberg. Mit der Bildhauerin Rose Ramson schuf er 1956 einen Brunnen, und 1964 zeigte sich der Minister für Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, Böhrnsen, über das „Brunnenbüberl“ hoch erfreut: „Es ist, auch in der Oberflächenbehandlung, reizend geglückt, so dass wir daran stets unsere Freude haben werden.“
Im nächsten Lokal-Anzeiger setzen wir die Firmengeschichte mit Philipp Basches Tochter Mathilde Ring und deren Töchtern, Gabriele Hoffmann und Monika Schuster sowie deren Mann Thomas, fort.