
Durch einen Glücksfall konnte er technische Produkte, sprich Hohlleiter für eine große Firma produzieren. Das brachte Geld ins Haus, künstlerisch prickelnd war es allerdings nicht.
Philipp Basche intensiviert die Zusammenarbeit mit Künstlern…
1956 wollte die Innung für Galvaniseure, Gürtler und anverwandte Berufe auf der Münchner Handwerksmesse mit einem Gemeinschaftsstand auftreten. Mathilde, die 1940 geborene Tochter von Philipp Basche, überredete ihren Vater, dafür einige Wandleuchter zu fertigen nach Originalen, die noch Opa Karl mit Leidenschaft gesammelt hatte. Die Wandleuchten gefielen, den drei Modellen folgte eine ganze Kollektion. Philipp Basches Leidenschaft jedoch galt der Zusammenarbeit mit Bildhauern und Künstlern, mit und für die er viele Skulpturen in Kupfer herstellte. In diesem künstlerischen Umfeld wuchs Tochter Mathilde auf. Das väterliche Treiben faszinierte sie, doch ihr Vater meinte stets: „Schau meine Hände an, das ist nichts für Frauen“. So arbeitete sie weiter im Sekretariat von Alete. Erst der Innungsmeister sprach Philipp Basche ins Gewissen, die Tochter in die Werkstatt zu lassen, um die Nachfolge zu sichern. Die nun folgende Lehre beim Papa war kein Zuckerschlecken. Bereits nach zwei Jahren legte sie mit einer Sondergenehmigung die Gesellenprüfung ab, nach weiteren eineinhalb Jahren, am 26. Mai 1967, hielt sie den Meisterbrief im „Galvaniseur- und Metallschleifer-Handwerk, Fachrichtung Galvanoplastik“ in Händen.
… und Tochter Mathilde entdeckt die Tierwelt
Zum Thema ihres Schaffens, den auf Steinen gesetzten Tieren, kam Mathilde, inzwischen verheiratete Ring, bereits in den früheren 60er Jahren. Schon ihr Vater hatte Gartenfiguren hergestellt, „wasserspeiende Buam“ zumeist, die damals der Renner waren. Als Basches für den Münchner Bildhauer Thies Gipsmodelle von Enten verkupferten, gefielen sie Mathilde so gut, dass sie den Künstler bat, weitere Tiere zu entwerfen. Die Zusammenarbeit währte bis zum Tode von Thies, im bürgerlichen Beruf Designer bei der Firma Siemens. Aber erst als Richard Ring auf einer Frankfurter Messe für Kunst und Handwerk beim Dekorieren des Standes einen Frosch auf einen Stein setzte, kam der Durchbruch. Fortan produzierte Mathilde Ring Tiere – von A wie Amsel über K wie Krick- und S wie Spießente bis hin zu Z wie Zwergrohrdommel – und setzt sie bis heute auf Urgestein. Über die Jahre entstand eine riesige Tierkollektion. Heute liegen rund 500 Silikonformen von großen und kleinen Tieren in den Regalen der Werkstatt und warten nur darauf, dass heißes Wachs in sie gegossen wird. Denn nach wie vor hat die klassische Linie der Gartenskulpturen ihre Anhänger und Abnehmer.
Die 4. Generation sucht eigene künstlerische Wege
Seit Anfang der 90er Jahre vollzieht sich wieder ein Generationswechsel, auch wenn Mathilde Ring das Firmenoberhaupt ist. Als erstes stieg ihre ältere Tochter Gabriele in den Betrieb ein – wie die Mutter allerdings auf Umwegen. Nicht dass sie als Mädchen nicht in die Werkstatt gedurft hätte – sie wuchs schließlich mit ihrer jüngeren Schwester Monika quasi dort auf. Schon als Kleinkinder öffneten die beiden die Formen und nahmen die fertigen Wachsmodelle heraus. Doch nach dem Abitur studierte sie erst mal Betriebswirtschaft und arbeitete anschließend bei der Stadt München im Wirtschaftsamt. „Aber eines Tages, als dem Vater die Idee kam, den Betrieb zu verlagern, beispielsweise nach Oberschleißheim, da dachte ich mir nur, das schafft die Mama, die eh schon so viel arbeitet, nie ohne Hilfe. Da habe ich sie angerufen und gesagt: ‚Du, ich komm jetzt heim!“ Am 1. April 1989 trat sie offiziell in die Firma ein, die nach wie vor den Namen von Philipp Basche trägt. Das ging eine Weile gut, aber immer nur Modelle zu reproduzieren, die Mutter oder Großvater geschaffen hatten, befriedigte sie nicht: „Ich wollte unbedingt selber was erfinden.“ Die Mutter ließ die Tochter, trotz der vielen Arbeit, die anstand, in ihrem künstlerischen Elan stets gewähren.
Aller Anfang ist schwer oder: Die Ankunft Emils vom Planeten Emlon
Zuerst kreierte sie 10 bis 15 Hausgeister und bot sie verschiedenen Geschäften in München an. Berichtet Gabriele Ring-Hoffmann: „Der Beck sagte, das ist ganz nett, und kaufte mir einen Hausgeist ab. Das war’s.“ Dann klopfte sie beim „Wunderhaus“ an, Anfang der 90er Jahre ein cooles Einrichtungshaus. Doch der Geschäftsführerin gefielen die Hausgeister angeblich nicht. „Als es dort aber drei Monate später die Hausgeister in Pappmaché zu kaufen gab, dachte ich mir, so schlecht können die gar nicht gewesen sein und überzeugte meine Mama, auf der Konsumgütermesse in Frankfurt modern aufzutreten und die Reiher und Enten mit den skurrilen Figuren zu dekorieren.“ Das Modell Amor traf ins Herz der Besucher. Gabriele und zunehmend ihre jüngere Schwester Monika experimentierten weiter, bis sie 1993/94 gemeinsam den „Emil“ in Feldmoching landen ließen. Sie hatten den Geschmack der Zeit getroffen.
Da verwundert es nicht, dass Monika, die Geschichte, Psychologie, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte studierte, gleich nach dem Magister am 1. Februar 1996 in die Firma eintrat. Ihr Mann Tom stieß nach Abschluss des Kunstgeschichtestudiums am 10. Juli 1996 dazu. Das Atelier „Young Art Collection“ war komplett.
Kreative Schaffenslust 2007 oder: Gogo-Girls für Taiwan
Der Außerirdische Emil hat in der Zwischenzeit ein paar Artgenossen auf die Erde nachgeholt: den kleinen Pubert, den stehenden Stehbert Emlon, Allbert und das weibliche Wesen Emilia Emlon. Und das Trio experimentiert weiter, in diesem Jahr kreiert es vornehmlich Pop-Art-Figuren. Zwei Gogo-Girls etwa haben sie bereits an eine taiwanische Galerie verkauft. Aber natürlich erledigen die Drei auch (öffentliche) Auftragsarbeiten wie einen Brunnen in Pleinfeld, der dem letzten dort lebenden Gänsehirten gewidmet ist. Das „Hotel zur Bleiche“ im Spreewald statteten sie in diesem Jahr komplett mit Wandleuchten aus, für eine Firma schufen sie eine Weltkugel, und natürlich präsentieren sie ihre Kunstwerke auf vielen Ausstellungen, vornehmlich in Deutschland und der Schweiz. Ehe es im Dezember nach Italien geht, zeigen sie ihre neuen Werke beispielsweise im Juli und August in einer Sylter Galerie. Man darf gespannt sein, ob der Familienbetrieb in die 5. Generation geht – die Ururenkel von Karl Basche spielen jedenfalls schon in der Werkstatt!