Die Menschen im 24. Stadtbezirk mit den Vierteln Feldmoching, Fasanerie, Lerchenau und Ludwigsfeld sind seit Anfang 2017 beunruhigt, aber auch aufgebracht. Die Frage in der Überschrift könnte man durchaus auch so stellen: „Können wir heute erahnen, was wir für unsere Heimat schon in wenigen Jahren zu befürchten haben?“
Die Suche der Münchner Stadtplaner nach unbebauten Flächen zur Bebauung beziehungsweise nach Möglichkeiten für weitere Nachverdichtungs- und Aufstockungsmöglichkeiten – auch im Privatbereich – bereitet den Bürgern Sorgen. Vor allem natürlichen denen, die davon persönlich mit ihren Familien und ihrem Vermögen betroffen sind. Die Menschen können nicht verstehen, warum die Stadtregierung, der sie mit ihrem Kreuz auf dem Stimmzettel die in der ganzen Welt hoch geschätzten „Hauptstadt mir Herz“ anvertrauten, diese nun völlig zubauen und ihr damit ihre Ausstrahlung und ihr unverkennbares Gesicht nehmen.
Verliert München eines baldigen Tages sein „Herz“?
München, die „nördlichste Stadt Italiens“, die Metropole mit ihren quirligen, weltoffenen Menschen und Gästen aus aller Welt, die Stadt der Theater, Museen und Galerien von Weltgeltung, die Stadt mit dem Abglanz von Schlössern, Gärten und Anlagen der Wittelsbacher, die Stadt der prächtigen Kirchen, die Stadt der Künste und Wissenschaften, der großen Feste und der altbürgerlichen Traditionen und bayerischen Bräuche, die Stadt, die mehr als einem halben Dutzend internationaler DAX-Konzerne Standort ist, diese Stadt soll nach dem Willen unserer gewählten Vertreter so nicht bleiben.
Die erreichte Größe von heute knapp 1,5 Millionen Einwohnern genügt ihnen ganz offenbar nicht. Ihr Ehrgeiz treibt sie voran. Bis Ende 2022 soll die Einwohnerschaft auf 1,7 Millionen, bis 2030 auf 1,8 Millionen und bis 2035 auf 1,854 Einwohner anwachsen, möglicherweise aber auch noch viel rasanter. Gegenüber 2015 ist das ein Wachstum von 16,4 %, bis 2035 gegenüber 2015 von 19,3 %. Nicht einmal die Tatsache, dass München schon heute unter allen deutschen Großstädten mit 4.668 Einwohnern je km2 die höchste Bevölkerungsdichte hat (Hamburg: 2.400 Einwohnern/km2), kann die politischen Vorantreiber beeindrucken. Die verweisen dann gerne auf andere Großstädte (London: 8.788, Paris: 21.067, Rom: 2229, New York 10.756, Shanghai: 3.630, Peking: 1.279). Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist in München weit höher als in Berlin, Hamburg und Frankfurt. Allerdings hat München dies bis heute besser verkraftet als andere.
Bauen und Nachverdichten auf Biegen und Brechen
München soll und muss angeblich immer weiter wachsen, mindestens um 30.000 bis 40.000 Neubürger jährlich, woher sie auch immer kommen. Dabei kümmern die Volksvertreter ganz offensichtlich die bitteren Erfahrungen anderer Großstädte mit ungezügeltem Zuzug aus unzähligen Ländern in nur wenigen Jahren offenbar nicht. München hat sich längst zu einem unkontrollierten globalen Zuzugsmagneten der großen Hoffnungen und Sehnsüchte etabliert. Die Wenigsten davon kommen noch aus Bayern oder anderen Bundesländern. Die zieht es längst nicht mehr in das überteuerte, luftverschmutzte und überfüllte München. Sie siedeln sich lieber in den angrenzenden „noch grünen“ Landkreisen an. Der Zuwanderungsdruck nach München resultiert nach vorliegenden Statistiken mit großer Mehrheit aus anerkannten (teils auch nicht anerkannten) Migranten der vergangenen fünf bis zehn Jahre. Damit sind keineswegs Kriegs- und Hungerflüchtlinge aus dem arabischen oder afrikanischen Raum gemeint.
Vielmehr sind es zu großen Teilen Wohlstands- und Wirtschaftsflüchtlinge aus dem westlichen Balkanraum, etwa aus Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Serbien,
Kosovo und Albanien. Hinzu kommen Migranten aus Russland und anderen GUS-Staaten, aber auch aus den südlichen EU-Mitgliedsstaaten, etwa aus Griechenland, Italien, Portugal und Spanien, ziehen die gute Wirtschaftslage und der hohe Lebensstandard die Menschen an. Die vielen Polen nicht zu vergessen. Die teils seit mehreren Generationen hier lebenden Bürger mit türkischen Wurzeln sind mittlerweile unter den Migranten eine Minderheit. Diesen neu zugezogenen Menschen sollen die neuen Wohnquartiere eine Bleibe bieten. Die Folgen einer derartigen Siedlungspolitik wird die Zukunft zeigen.
Dieses risikoreiche Ziel verfolgen die Stadtväter und -mütter“ mit Akribie und Kompromisslosigkeit. Es soll und muss gebaut und nachverdichtet werden- auf Biegen und Brechen. Dafür hat man sich kommunale Wohnbauprogramme einfallen lassen wie „Wohnen in München“, „Wohnen für alle“, „Preiswerte Zweckbauwohnungen“ oder „für ein bezahlbares Wohnen“. Damit will man sich dem seit Jahren grassierenden Mietwucher auf dem freien Wohnungsmarkt, den die Regierenden (vor allem in Berlin) nicht im Geringsten in den Griff bekommen, entgegenstemmen.
Doch diese Rechnung wird nicht aufgehen!
Die großen politischen Versäumnisse der zurückliegenden Jahrzehnte, gepaart mit dem Zuzug sozial förderungsbedürftiger Neubürger in sehr großer Zahl wird man mit welchen Maßnahmen auch immer nicht mehr aufholen können. Und wie diese schnell hochgezogenen Neubausiedlungen nach nur 30 oder 40 Jahren ausschauen werden, verwohnt bis verwahrlost, das ist heute nicht planungsrelevant. Derartige negative Beispiele finden wir schon heute vor der Haustüre, wenn auch nicht so augenfällig wie es in anderen Städten. Das „kommunale Wohnbauprogramm München VI“ sieht eine jährliche Errichtung von mindestens 8.500 Neubauwohnungen vor, davon 2.000 öffentlich geförderte Einheiten.
Das strategische Stadtentwicklungskonzept mit der vielversprechenden Bezeichnung „Perspektive München“ steht auf der Grundlage, verschiedene Handlungsräume aufzugreifen und zu bearbeiten. Zur Strategie gehört es, ständig neue Flächen für den Neubau von Wohnungen zu identifizieren. Ferner basiert die Strategie auf Verdichtungen, Umstrukturierungen von Gewerbeflächen in Wohnnutzung sowie auf einer Siedlungsentwicklung am Stadtrand (SEM!).
Die Stadt verliert ihr schönes und viel bewundertes Gesicht
Eine weitere Facette dieses Bauwahns: Schützenswerten alten Häusern (man denke an das Zehentbauer-Haus oder die Göhring-Villa) bis zu historischen Versorgungs- und Produktionsanlagen wird der Denkmalschutz versagt. Sie müssen gnadenlos Neubauten aus Stahl, Beton und Glas weichen. In der Innenstadt werden von internationalen Investoren ganze Komplexe abgerissen oder historische Gebäude entkernt für Luxusherbergen. Weniger Betuchte müssen an die Stadtgrenzen ziehen oder München ganz verlassen. Durch den Verlust von geschichtsträchtigen, historischen Kleinoden früherer Zeiten verliert München immer mehr seinen Charme und seinen Charakter. Baulicher Einheitsbrei, wie er allerorten anzutreffen ist, birgt Langeweile. Stadtregierung und Stadtrat sehen diesem Treiben großteils untätig zu.
Den einmal eingeschlagenen verhängnisvollen Kreislauf aus immer neuen Gewerbe- und Konzernansiedlungen und dem dadurch zwangsläufig nachfolgenden Menschenzuzug wird man nicht mehr aufhalten können. Der alljährlich mit großem Stolz vorgestellte wachsende Stadthaushalt kann angesichts der gewaltigen Investitionen, die auf die Stadt zukommen, weder beeindrucken noch beruhigen.
Die Infrastruktur ist bereits heute überlastet
Münchens Straßen sind genau so eng und überlastet wie die gesamte Stadt. München zählt in Deutschland zu den Großstädten mit dem wenigsten Grün in der Innenstadt. Einzig der Englische Garten, die Parkanlagen von Schloss Nymphenburg sowie die Isarauen schaffen einen, wenn auch heute schon viel zu kleinen erholsamen Ausgleich. Die in früheren Jahren von fachkundigen und verantwortungsvollen Stadtplanern eingerichteten Grünschneisen für eine gute Belüftung der Innenstadtbereiche gerade in den heißen Sommermonaten werden heute sachunkundig zu Flächenreserven erklärt und verplant (siehe Ratold-/Raheinstr.).
Der öffentliche Nahverkehr nähert sich zu den Hauptverkehrszeiten wie der Straßenverkehr auf den viel zu engen und zugeparkten Straßen täglich dem Kollaps. In keiner deutschen Großstadt ist der PKW-Bestand (bezogen auf die Einwohner) so dicht wie in München. In keiner Stadt gibt es täglich in dem vergleichsweise engen Stadtraum so viele und lange Verkehrsstaus! Zu den täglich kilometerlangen Staus aus Pendlern und LKW-Zulieferverkehr kommen am Wochenende noch der Ausflugsverkehr aus München sowie in Ferienzeiten die Blechlawinen von Norden gen Italien, auf dass dann alles durch die Stadt oder dicht um sie herum „im Schneckentempo düst“ und die ohnehin schlechte Luft weiter verpestet.
Und weil dieser Zustand durch falsche politische Weichenstellungen weiter forciert wird, wird nach Meinung der bayerischen Staatsregierung der Münchner Flughafen bald auch nicht mehr die Passagiere und die Luftfracht bewältigen können. Darum muss eine dritte Startbahn her. Einen verkehrspolitisch akzeptablen Anschluss des Airports an das Schienennetz hat man leider die letzten 25 Jahre mal wieder verschlafen.
Die Grenzen des Tolerablen sind schon heute erreicht
All das reicht aber offenbar noch nicht zur besseren Einsicht! Die Stadt hat ihre Grenzen im wahrsten Sinn des Wortes fast erreicht. Und die umliegenden „Speckgemeinden“ wachsen in mindestens dem gleichen Tempo. Eigentlich müsste deshalb längst, analog zum enormen Wachstum, der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur angegangen werden, und zwar in einer Größenordnung, die den Steuerzahlern nicht nur Milliarden aus den Taschen zieht, sondern über Jahre hinweg zur Qual für die Anwohner wird.
Bei unverändertem Zuwanderungsdruck auf lange Zeit wird es innerhalb der Stadtgrenzen aber nicht nur immer noch enger und teurer, die Luft immer noch schlechter und ungesunder. Die gesamte Infrastruktur läuft Gefahr, unter der Überlast zusammenzubrechen. Der Nachholbedarf allein an Krankenhäusern/Spezialkliniken, Schulen, Kindertagesstätten, Horten, Sportplätzen, Schwimmbädern, Alten- und Behinderteneinrichtungen, Hochschulen und Universitäten … wird sehr, sehr teuer werden und letztlich doch nicht reichen. Der noch vorhandene Lebensstandard und der immer noch hohe Aufenthaltswert in der immer noch liebenswerten Stadt München können bei diesen Prognosen gewiss nicht gehalten werden.
Die Aussichten für München sind deshalb nicht mehr optimistisch! Wollen wir, die Einwohner Münchens, eine derartige Entwicklung wirklich? Wer hat der Stadtregierung die Legitimation gegeben, unseren Kindern und Enkeln eines Tages eine mangels Einsicht und Planungskompetenz zubetonierte, zugestopfte, luftverpestete Landeshauptstadt zu hinterlassen? Kennen die heute Regierenden überhaupt die Wünsche und Nöte ihrer Bürger? Kümmert sie deren Belange? Ja stellt sich die Stadtregierung nicht ständig gegen den Willen der Bürger?
Jetzt sind die Stadträndern dran
Es ist absehbar, wann die noch freien Flächen und Nachverdichtungsmöglichkeiten im engeren Stadtbereich endgültig zugebaut und weiter beschattet sein werden. Darum haben die Planer längst die Randzonen ins Visier genommen. Los ging’s mit dem gesichtslosen Stadtteil Riem. Gefolgt von den gewaltigen Neubauten in Freiham. Seit einigen Jahren haben die Planer bereits ihre „deckelnde“ Hand auf die noch freien Flächen im Nordosten/Freimann. Und nun ist der 24. Stadtbezirk, insbesondere Feldmoching, Fasanerie und Ludwigsfeld, ins Fadenkreuz der Flächenfahnder geraten.
Damit dieser seit vielen Jahrhunderten landwirtschaftlich geprägte Raum mit etwa 900 ha (brutto), die sich überwiegend im Privatbesitz von Bauern, Gärtnern und Hunderten kleinerer Eigner befinden (in unserem Stadtbezirk gibt es keine „Großgrundbesitzer“, wie in einer Zeitung zu lesen war), konfisziert, sprich von der Stadt „preis- und verfügungsgedeckelt“ werden kann, bedient man sich einer „Stadtentwicklungsmaßnahme“ mit dem Kürzel „SEM München Nord“.
Wobei dieses Konzept, je nach Standpunkt des Betrachters, mit den Begriffen „Freiwilligkeit“ bis hin zur „gerichtlichen Enteignung“ interpretierbar ist.
Feldmoching, immer noch das größte Dorf Münchens
Historiker meinen, das Dorf Feldmoching sei vor rund 1500 Jahren als ein bajuwarisches Straßendorf ca. 600 m östlich von einem Bachlauf mit dem früheren Namen Moosach (heute Mühlbach) entfernt gegründet wurde. Der Siedlungsraum gehörte zum Domkapitel Freising, wie mehrere urkundliche Erwähnungen um 790 bis etwa 817 belegen. 2011 feierte Feldmoching sein 1.200. Gründungsjahr. Historiker hatten sich darauf geeinigt, dass 811 der damalige Ort Feldmoching ein erstes Mal in einer Urkunde erwähnt wurde. Ganz abgesehen davon dürfte das Gebiet von Feldmoching bereits vor ca. 3000 Jahren besiedelt gewesen sein. München (munichen) dagegen wurde erstmals am 14. Juni 1158 (also 347 Jahre nach Feldmoching) urkundlich erwähnt – an dem Tag einigten sich Herzog Heinrich der Löwe und der Bischof von Freising endlich über die Verlegung der Salzstraße. Auch München war selbstverständlich schon vor diesem Ereignis besiedelt gewesen.
Feldmoching war immer ein Bauerndorf gewesen. Eine adelige Ansiedlung gab es hier nie. Die bis zu 100 meist kleineren bis sehr kleinen Bauernhöfe standen, mit Ausnahme der wenigen sogenannten „Freihöfe“, unter einer Oberherrschaft von Gotteshäusern (auch von St. Peter und Paul), Klöstern, des Kurfürsten oder von (nicht-)adeligen Herrschaften, meist aus München. Die Bauern waren bis zur Befreiung durch den ersten König von Bayern (ab 1806) Max I. Joseph Leibeigene ihrer Herrschaften. Bis zu dieser Zeit waren die Besitz- und Größenstrukturen der Höfe über Jahrhunderte festgeschrieben gewesen. Die Bauern, die Handwerker, Tagelöhner, die Knechte und Mägde im Ort waren durchweg arm, sie lebten in schlechten Behausungen unter widrigen Bedingungen in bitterer Abhängigkeit. Sie litten unter der Willkür der Herren und unter drückenden Abgaben, unter Unwettern mit der Folge von Missernten, unter Pestausbrüchen und Tierseuchen, unter Überfällen und Kriegseinwirkungen … Erst ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts verbesserten sich ihre Lebensumstände merklich.
Feldmoching liefert frisches Gemüse für Münchner Verbraucher
Die Feldmochinger Bauernhöfe sind nachweisbar Jahrhunderte alt. Somit ist die Feldmochinger Flur Jahrhunderte alter Bauerngrund. Nach der Bauernbefreiung ging der Bauerngrund, gegen hohe Auflagen, die vor allem viele kleine Bauern nicht oder nur schwer tragen konnten, in das Eigentum der verbliebenen Bauernhöfe über. Bis heute konnte sich vor den Toren der Stadt München in den Stadtteilen Feldmoching, Fasanerie und Ludwigsfeld eine hoch entwickelte Land- und Gärtnereiwirtschaft erhalten. Aus dieser Region wird die Landeshauptstadt täglich (im Winter aus Unterglaskulturen) mit hochwertigem Frischgemüse versorgt. Dem allgemeinen Wunsch der Verbraucher nach Nahrungsmitteln aus der Region wird hier wortwörtlich entsprochen. Dieser Schatz, nur wenige Kilometer entfernt von der Münchner Innenstadt, muss erhalten bleiben. Der historisch alte Bauerngrund im 24. Stadtbezirk darf nicht zur frei verfügbaren Manövriermasse für übereifrige Stadtplaner und Baulöwen werden.
Die Eingemeindung war für München ein gutes Geschäft
Adolf Hitler erkor sich München zur „Hauptstadt der Bewegung“. Dafür musste seine „Hauptstadt“ zu einer europäischen Großstadt wie Berlin, Paris oder Rom heranwachsen. Allein zur Repräsentation waren gigantische Gebäude, Straßen und Plätze wie der Hauptbahnhof geplant. Das schnelle Wachstum Münchens konnte nur mit der Eingemeindung der umliegenden Städte und Gemeinden erreicht werden. Für das Prozedere konnte man auf frühere Eingemeindungen vor dem Ersten Weltkrieg beziehungsweise am Ende des 19. Jahrhunderts zurückgreifen.
Feldmoching (mit der Fasanerie, Teilen Harthofs und der Lerchenau) und Ludwigsfeld wurden im April beziehungsweise im Oktober 1938 nach München eingemeindet.
Die Gemeinde Feldmoching kam nicht mit leeren Händen. Sie brachte knapp 3.000 ha Gemeindefläche ein und vergrößerte damit die Stadtfläche um rund 15 %. 6.500 Feldmochinger wurden zu Münchnern. Ferner brachte Feldmoching eine moderne Wasserversorgung mit Pumpstationen und dem Lerchenauer Wasserturm, einen weitflächigen Gemeindefriedhof nebst großer Aussegnungshalle, ein erst 25 Jahre altes geräumiges Gemeindehaus, ein modernes Schulhaus, eine bereits seit 68 Jahren existierende effektive Feuerwehr, dazu eine eigene Bahnstation (seit 1858), befestigte Straßen, wertvolle Gemeindeflächen und ein Gemeindevermögen von 2,2 Millionen Mark ein. Im Soll stand lediglich ein Betrag von 0,5 Millionen Mark aus Schulden und Außenständen. Und Ludwigsfeld war damals eine so gut situierte Gemeinde, dass sie von ihren Bürgern nicht einmal eine Gemeindesteuer kassieren musste! Im Eingemeindungsvertrag war auch festgeschrieben, dass die landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzten Flächen westlich der Bahnlinie München-Landshut weiter so zu nutzen seien.
Wer sind diese Tausenden von Zuzüglern? Woher kommen sie?
Nach Kriegsende standen die Stadtväter vor der Aufgabe, in der zerstörten Stadt und vor allem auf freien Flächen außerhalb der Innenstadt neuen Wohnraum für Zigtausende von ausgebombten Münchnern, von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten wie auch aus der sowjetischen Besatzungszone zu errichten. Dafür wurden in einem heute kaum vorstellbaren Tempo in den 1960er- und Anfang der 1970er-Jahren große Siedlungsprojekte am Hasenbergl (Nord, Mitte und Süd), am Feldmochinger Anger und am Lerchenauer See hochgezogen. Schon vor 50 bis 55 Jahren griff die Landeshauptstadt auf große Flächenreserven, das allermeiste in Feldmochinger Bauernbesitz, im damaligen 33. (heute 24.) Stadtbezirk zurück. Mittlerweile ist es jedoch auch im 24. Stadtbezirk nach dem jahrelangen Bauboom merklich enger geworden. Und der Wahnsinn geht weiter: Ab 2019 soll die Ratold-/Raheinstr. engst bebaut werden (inzwischen ist von über 1.000 Wohneinheiten die Rede). Noch etwas früher wird mit dem Bau des Areals an der Hochmuttinger Str. (650 Wohneinheiten) begonnen. Für das Terrain zwischen der Lerchen- und der Lerchenauer Str., Stichwort Bergwachtsiedlung, ist der Aufstellungsbeschluss in Vorbereitung (mind. 2.500 Wohneinheiten). Grob gerechnet wird sich damit nach etwa 10 bis 12 Jahren die Bevölkerung von Feldmoching auf dann 18.000 bis 20.000 Personen verdoppeln. Und die nächste Großbaustelle kündigt sich schon an: Die Bezirksausschüsse von 10 (Moosach) und 24 sind aufgefordert, Stellung zu nehmen zur Bebauung des Eggartens.
Bisher hat sich noch kein Politiker oder verantwortlicher Planer dazu geäußert, woher denn diese Tausende von Neufeldmochinger kommen werden. Die „Altbürger“ des Stadtteils wollen dies jedoch wissen und haben ein Anrecht auf diese Auskunft! Die vielen Ungewissheiten, mit denen die angestammte Bevölkerung leben muss, und deren klärende Beantwortung sich die zuständigen Kommunalpolitiker offenbar nicht trauen, schürt weitere Ängste. Reinhard Krohn