
Die Würdigung der Geschichte von Feldmochings Gemeindehaus muss im Umfeld der damaligen Verhältnisse um die Jahrhundertwende mit dem Aufbruch in eine neue, moderne Zeit gesehen werden.
Bayern wurde in Vertretung des geisteskranken und damit regierungsunfähigen Otto (27.4.1848 – 11.10.1916), der zwar den Titel und die protokollarischen Ehren eines Königs von Bayern besaß, von dessen Onkel Prinzregent Luitpold regiert. Als der am 12. Dezember 1912 starb, folgte ihm sein Sohn Ludwig bis zum 5. November 1913 als Prinzregent und anschließend, nach einer Verfassungsänderung, als König Ludwig III. In der Zeit von Prinzregent Luitpold und danach bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 erlebte Bayern eine aufstrebende Entwicklung in Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst. Bayern ging es in einem friedlichen Umfeld gut wie nie zuvor und seiner Bevölkerung auch.
Auf dem flachen Land ließ eine spürbare Prosperität zwar noch lange auf sich warten, aber in den Gemeinden rund um die Großstädte und ganz besonders um die Residenzstadt München herum ging es aufwärts. So auch in der großen Gemeinde Feldmoching.
Feldmoching war zwar über Jahrhunderte hinweg ein bedeutender Ort im nördlichen Anschlussbereich Münchens, etwa im Raum zwischen Isar und Würm gelegen. Aber seine Einwohner, neben kleinen Handwerkern vorwiegend kleinere und kleinste Bauern unter fürstlicher, adeliger, kirchlicher und klösterlicher Grundherrschaft, mussten sich seit dem 30-jährigen Krieg bis hin zur Bauernbefreiung gegen Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem kargen Leben begnügen. Was sie erwirtschafteten, reichte kaum zum Leben. Man sieht es immer wieder an den Geschichten der Höfe, die der Lokal-Anzeiger in loser Folge veröffentlicht.
Und was die kleinen Betriebe darüber hinaus hergaben, mussten sie als Lasten ihres Lehen (Zehent und anderes) und als Laudenium bei einem Besitzwechsel sowie an Landessteuern nach oben hin abgeben. Die Ernten waren dürftig und immer gefährdet. Und Bürgerechte im heutigen Sinne hatten so ohnehin nicht.
Mit der Bauernbefreiung begann die Neuzeit
Eine deutliche Besserung der Jahrhunderte währenden Armut begann mit der Bauernbefreiung in den Anfängen von Kurfürst Karl-Theodor und dann mit größerem Schwung unter dem ersten König Bayerns, Max Josef, ab 1806.
Die Nähe zur damaligen „Großstadt“ und Residenzstadt München, deren Einwohnerschaft rasant anwuchs und deren Wirtschaft sich damit überproportional entwickelte, verschaffte den Bauern im Umkreis neue Absatzmärkte für ihre Erzeugnisse und brachte Geld und Kaufkraft in die Gemeinden.
Auch der Anschluss Feldmochings an die im Jahr 1858 eröffneten Bahnstrecke München – Landshut für den Personen- und Güterverkehr sowie der allgemeine Ausbau der Infrastruktur, etwa der Straßen, schufen erst die Voraussetzungen für eine Wirtschaftsentwicklung auch in den stadtnahen Gemeinden.
In Feldmoching konnten die größeren wie auch die kleinen Bauern nach ihrer Befreiung nun erstmals Einkünfte erwirtschaften, die ihnen den produktiven und komfortableren Ausbau ihrer Höfe ermöglichten. Rein äußerlich veränderte Feldmoching sein Gesicht, denn seit etwa 1880 setzte eine rege Bautätigkeit ein, die bis 1910 währte und in der fast alle alten und nur ärmlich bewohnbaren Häuser durch neue, moderne Hofgebäude ersetzt wurden.
Positive Folgen zeitigte auch die Moosentwässerung. Man denke in diesem Zusammenhang an das heute zur LMU München gehörige Moorversuchsgut – zuvor hieß es „Bayerische Landesanstalt für Moorwirtschaft“ –, das schon ab 1850 in Oberschleißheim bestand und die schon vor 1910 existierende Entwässerungsgenossenschaft Feldmoching. Wichtig für die allgemeine Prosperität war ferner das Urbarmachen von zuvor nicht nutzbaren Flächen, die Verteilung der Gemeindegründe an die Bauernhöfe und der Gewinn neuer Ackerflächen durch den Einschlag von Waldflächen.
Wichtige Voraussetzungen für die Ende des 19. Jahrhunderts begonnene „grüne Revolution“ infolge einer neuzeitlichen Landwirtschaft waren die erste Flurbereinigung in der Zeit von 1892 bis 1912, der Wechsel von der bisherigen Dreifelderwirtschaft (wobei jeweils ein Drittel der Flächen gegen die Ermüdung der Böden brach lag) in eine gezielte Fruchtfolgewirtschaft (Vierfelderwirtschaft), der beginnende Einsatz von Mineraldünger und Pflanzenschutz, der erweiterte Anbau von Kartoffeln und Weizen und, ganz allgemein, die einsetzende Technisierung der Landwirtschaft. Mit neuen Produktionsmethoden waren auch die Voraussetzungen dafür geschaffen, mehr Vieh als zuvor zu halten und daraus höhere Einnahmen zu erzielen. All dieses neue Wissen vermittelte schon ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Kreisackerbauschule Schleißheim.
Hinzu kam, dass sich seit Ende der 1890er Jahre zahlreiche Fremde in Feldmoching ansiedelten und hier für ihre Familien neue Häuser mit großen Gärten errichteten, die teilweise noch bis heute erhalten sind. Auch diese Neubürger brachten Gewerbe, Kaufkraft und Wachstum nach Feldmoching.
Die aufstrebende Gemeinde wollte frei bleiben
Feldmoching war in der Zeit nach der Jahrhundertwende bis zum Kriegsausbruch 1914 mit seiner großen Gemeindefläche und seinen in der Gründung befindlichen „Kolonien“ Lerchenau, Fasanerie und Harthof-Hasenbergl eine aufstrebende Gemeinde mit immerhin rund 2.500 Einwohnern. (Zum Vergleich: 1890 zählte die Gemeinde nur 867 Seelen.) Damit war Feldmoching in der Zeit vor 100 Jahren einer der größten Orte auf dem nördlich der Hauptstadt gelegenen Gfild.
Wen wundert`s, dass es nun an der Zeit war, ein neues, repräsentatives Gemeindehaus für den Bürgermeister,

die Gemeinderäte, für Gemeindeeinrichtungen und für die zunehmende Verwaltung mit immer umfangreicheren Gemeindeaufgaben zu errichten, auf dass die Bedeutung und das Gewicht Feldmochings in der Region auch nach außen hin sichtbar wurden. Man darf zurückblickend durchaus auf einen gewissen Stolz der Bevölkerung auf die günstige Entwicklung ihrer Gemeinde schließen.
Aber da gab es auch München mit seinem einnehmenden Wesen
Die Eingemeindungsaktivitäten Münchens waren unübersehbar. Vermutlich sahen die FeldmochingerInnen mit Schaudern die längeren Vorgänge im benachbarten Milbertshofen, das zwar erst im Jahre 1910 seine Stadtrechte erhalten hatte, dennoch und auf eigenen Wunsch bereits am 1. April 1913 nach München eingemeindet wurde. Dem Eingemeindungssog folgte am 30. Juni 1913 die große Gemeinde Moosach. Schon im Jahr 1890 war es der ehemaligen Stadt Schwabing so ergangen, dass sich die Bürger zuerst gegen ihre Eingemeindung zur Wehr setzten, dann aber letztlich, aufgrund großer Geldprobleme bei der Bewältigung gemeindlicher Aufgaben, die Stadt München geradezu um ihre Eingemeindung baten.
So sollte es der aufstrebenden und finanzstarken großen Gemeinde Feldmoching nicht ergehen! Da hieß es, Zeichen zu setzen! Feldmoching konnte seine Souveränität gegenüber München immerhin noch 25 Jahre lang verteidigen, erst dann, im Jahr 1938, war der politische Druck des Nazi-Regimes zu groß und entriss der Gemeinde ihre Selbständigkeit.
Ein neues Gemeindehaus wird errichtet
Doch wir wollen der Zeit nicht vorgreifen und gehen zurück ins Jahr, in dem der Gemeinderat mit seinem Bürgermeister Josef Angermeier an der Spitze beschloss, der Gemeinde Feldmoching ein neues „gemeindliches Wohnhaus“ zu errichten. Dieses Gebäude sollte so groß dimensioniert sein, dass dort neben der Gemeindeverwaltung auch das vorhandene Lösch- und Rettungsgerät der Feuerwehr untergebracht werden konnte.
Die Feuerwehr musste sich nämlich seit ihrer Gründung im Jahr 1870 bei der Unterbringung ihrer technischen Ausrüstung mit einem kleinen Raum im zuvor errichteten „Waagehäusl“ begnügen, das noch heute auf seinem Platz steht (später war darin die Freibank, heute beherbergt es einen Metzgerladen). Wegen der zahlreichen Brände im Ort bestand hier dringender Besserungsbedarf.
Im neuen Gemeindehaus sollte darüber hinaus nicht nur zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden, auch das angestrebte beständige Polizeirevier sollte dort einziehen. (Ab 1914 zuerst mit zwei Mann, später mit bis zu sechs Mann war es jedoch zunächst im alten Schulhaus untergebracht, erst ab 1920 zog es ins Gemeindehaus.)
Baugrund war auf einem bereits gemeindlichen Besitz an der Kreuzung der heutigen Josef-Frankl- / Feldmochinger Str. vorhanden. Dort befand sich früher der 1/8-„Gaberl-Hof“ (eine Sölde), den die Gemeinde im Jahre 1897 vom letzten Besitzer Karl Demmelbauer per Ersteigerung erworben hatte. Der Hofname „Gabler“ existierte seit dem Jahr 1692. Er leitete sich von seinem damaligen Besitzer Gabriel Huberaus ab, so ist in Georg Mooseders Aufzeichnungen zu Feldmochings Höfen nachzulesen.
Die gesamten Hofgebäude mussten dem großen Neubau weichen. Per 30. Juli 1908 genehmigte das Kgl. Bezirksamt München der Gemeinde die Einfriedung ihres Anwesens Nr. 28. Allerdings hielt sich die Gemeinde nicht an die vorgeschriebene Baulinie. Darum reduzierte das Kgl. Bezirksamt mit Schreiben vom 20. August 1908 seine ursprüngliche Genehmigung nun auf „widerruflich“.
Die Baupläne und die Kostenvoranschläge auf 71 Seiten (!) für das neue Gemeindehaus werden im Stadtarchiv München verwahrt. In der Summe beliefen sie sich auf 65.000 Mark (in der Währung „Goldmark“). Eine gewaltige Investition für die damalige Gemeinde mit gerade einmal 2.500 Einwohnern! Aber, die Einwohnerzahl stieg ja rapide an und davon konnte man auch in weiterer Zukunft ausgehen. Leider sind weder über die amtliche Baugenehmigung noch über die Endabrechnung mit der Gemeinde Dokumente auffindbar.
Ein Gemeindehaus im Heimatstil
Vermag auch ein Baufachmann beziehungsweise Architekt am Feldmochinger Gemeindehaus nicht unbedingt einen klassischen Baustil zu erkennen, so fällt es dennoch mit eigenem Gepräge ins Auge. Vor 100 Jahren hat man sich einem damals üblichen, man könnte sagen, „regionalen Heimatstil“ angeschlossen. Jedenfalls dürften die Gemeindeväter bestrebt gewesen sein, mit ihrem neuen Gemeindehaus sowohl an Größe wie auch mit neuen Stilelementen zumindest überwiegend die (meist erneuerten) Bauernhäuser der Gemeinde zu übertreffen. Das zwar schon seit Jahrhunderten bekannte Walmdach war allerdings im damaligen Feldmoching etwas Besonderes.
Hinzu kamen der repräsentative Haupteingang (schon eher ein Portal) an der Josef-Frankl-Str. mit der Inschrift unter einem steingehauenen Rundbogen „Erbaut 1913 von der Gemeinde“ sowie die zwei Erker an den Gebäudeecken im 1. Stock mit den dezenten Verzierungen der Fenstersäulen in den Erkern und zwei kleinen Balkonen zur Hofseite hin. Diese Elemente waren vor 100 Jahren in der Gemeinde schon etwas Einmaliges. Auf der Westseite schmückte das Dach bis zur gesamten Höhe ein Giebelaufbau, dessen Frontseite mit einem überspannenden Bogen und seitlichen Rundelementen verziert war. Dieser repräsentative Aufbau existiert heute leider nicht mehr. Er wurde nach 1960 entfernt und durch eine breite und flache, schmucklose Gaube mit Fenstern ersetzt. Auf der östlichen Dachseite ragt noch ein kleinerer Aufbau auf, der jedoch in seiner heutigen Ausführung unauffällig und unschön ist. Die zur Josef-Frankl-Straße gerichtete Dachseite trägt zwei kleine Gauben.
Wer hat das Gemeindehaus geplant und erbaut?
Bei der Suche nach dem Baumeister des Gemeindehauses stößt man auf mündliche Überlieferungen, wonach der Bau von einem – leider namentlich nicht bekannten – italienischen Baumeister mit seinen Handwerksgesellen errichtet worden sein soll. Leider liegen auch hier die authentischen Dinge im Dunkeln.
Die Bauvorbereitungen begannen bereits im Jahr 1909. Im Nachlass von Prof. Karl Wahler (1862-1922), einem bedeutenden Kunst- und Dekorationsmaler aus Feldmoching, über dessen Leben und Wirken wir in einer unserer nächsten Ausgaben berichten werden, konnten erste Baupläne vom Juli 1909 gefunden werden, die der Architekt und Lehrer an der damaligen Kunstgewerbeschule München an der Luisenstr. 37, Prof. Richard Berndl, angefertigt hatte. Die Pläne zeigen einen reich verzierten Bau, der im Grundriss dem später verwirklichten Gebäude weitgehend entspricht. Daher liegt die Vermutung nahe, dass Prof. Berndl der Architekt des späteren Feldmochinger Gemeindehauses war, wenngleich die Ausführung in der Folge in abgespeckter Form vorgenommen wurde.
Im Jahr 1913 war der Neubau auch noch nicht endgültig fertig. Denn erst im August 1914 schloss das Isarwerk die elektrische Pumpe der Heizanlage an das elektrische Netz an. Ein für das Gemeindehaus bestimmtes Transformatorenhaus errichteten die Isarwerke im Spätsommer 1913 im Bereich des damaligen Gartens hinter dem Haus.
In der Zeit kurz vor und nach der Jahrhundertwende erbauten zahlreiche Neubürger ihre Häuser in diesem neuen „Heimatstil“ der Zeit. Kleiner zwar als das Gemeindehaus und meist mit einer quadratischen Grundfläche von 8 bis 10 m Seitenlänge, zweistöckig, mit einem Walmdach (aber auch mit einem Zeltdach) obendrauf und einem mittig aufragenden Kamin. Man sieht diese „Kaffeemühlenhäuser“ (wie man sie noch heute nennt) aus dieser Zeit noch heute vereinzelt in Feldmoching (etwa in der Dülferstr., der Knospenstr. und im Bahnhofsbereich) sowie im Stadtteil Lerchenau.
Die Feldmochinger Feuerwehr bekommt ein Domizil
Im östlichen Flügel des Gemeindehauses wurde nun die neue Feldmochinger Feuerwache auf zwei Gassen untergebracht. Auf der Seite zur Josef-Frankl-Str. hin dienten zwei große Tore der Ein- und Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge. Diese zwei Tore wurden nach der Genehmigung durch das Baureferat per 19. September 1969 im Jahr 1970 zugemauert und durch zwei Fenster ersetzt. Kosten insgesamt: 20.000 Mark. Die Ein- und Ausfahrten wurden zum Innenhof hin zur Feldmochinger Str. verlegt. Erst 1993 folgte mit einem Anbau Richtung Friseur Simmet eine weitere Fahrgasse für ein drittes Löschfahrzeug. Der Hof hinter dem Gemeindehaus war vor dieser Verlegung ein nicht befahrbarer Garten gewesen.
Ein Gemeindehaus mit wechselnder Nutzung
Im ersten Stockwerk des Neubaus befanden sich damals drei Wohnungen und im Dachgeschoss noch eine kleine. Mit Schreiben vom 7.4.1922 meldete die Gemeindeverwaltung ihre Mieteinnahmen im Gemeindehaus Nr. 15 für 1918 wie folgt an das Finanzamt:
Rosa Modlmeir: 1 Laden und 2 Zimmer 360,– Mark
katholische Lehrerin: 2 Zimmer 200,– Mark
Lehrerin Emilie Boeck: 2 Zimmer u. Küche 300,– Mark
Lehrer Josef Schmidhuber: 3 Zimmer u. Küche 360,– Mark
Übrigens meldete man damals an weiteren Einnahmen: für das alte Schulhaus, Hausnr. 86, insgesamt 840 Mark, für das Schulhaus Nr. 136 600 Mark, für die Gemeindewaage Nr. 63 (Dienstwohnung Franz Theimer) 300 Mark und für das Leichenhaus 50 Mark.
Im Erdgeschoss des Gemeindehauses war bis 1938 die Gemeindeverwaltung untergebracht. Dann folgte ihr die Bezirksinspektion.

In den 1920er-Jahren gab es im Gemeindehaus, wie ältere FeldmochingerInnen aus Überlieferungen wissen, einen kleinen Lebensmittelladen, der von der jungen Rosa Modlmeir (*30.1.1898) geführt wurde.
In der Inflationszeit zahlte Rosa Modlmeir etwa am 1.1.1923 monatlich 8.000 Mark Miete, ab diesem Datum schon 10.000 Mark monatlich. Und am 30.3.1923, zur Hyperinflation, ging man in Sachen Miete für den Laden mit Wohnung auf Naturalien über: 4 Semmeln täglich hatte die Rosa an den Gemeinderat zu zahlen – mit einem umgerechneten Wert von etwa 3 Mio. Mark. (Die Währungsreform am 15.11.1923 führte dann zur Rentenmark.) Rosa Modlmeir heiratete den Franz Rummelsberger (*4.10.1892). Der beantragte am 28.6.1923 bei der Gemeindeverwaltung, den Laden übernehmen zu dürfen. Seinem Antrag wurde nicht stattgegeben. Rosa Rummelsberger verstarb mit 26 Jahren am 28.2.1924, vier Wochen nach der Geburt von Tochter Anna. (Anna war später mit dem Kohlenhändler Franz Past verheiratet.)

Nach dem Ende des Lebensmittelladens im Gemeindehaus, den Franz Rummelsberger in seinem neuen Haus gegenüber weiterführte (heute ein Laden für Bodenbeläge), zog dort kurz eine Postdienststelle ein, ehe sie für lange Zeit in das heute noch bestehende niedrige Giebelhaus von Michael Spiegl (Ortl) an der Feldmochinger Str. umzog. (Heute ist dort ein Malergeschäft.) Erst kurz vor den Olympischen Spielen 1972 wurde die Poststelle auf Drängen der Post in den eiligst dafür im alten Obersojer-Hof an der Josef-Frankl-Str. errichteten Pavillon verlegt.
Erste Renovierungs- und Umbaumaßnahmen
Zurück zum Gemeindehaus: 1924 ließ der Gemeinderat den Innenbereich renovieren. In einem Vertrag zwischen dem Malermeister Johann Wein, dem Schwiegervater von Paul Huml, und der Gemeinde, vertreten durch Bürgermeister Franz Kötterl (1914–1924), übernahm Wein alle Malerarbeiten im Hause „mit guter Farbe“, wie geschrieben steht, für 624 Mark (in der neuen Währung Rentenmark). Die Arbeiten mussten bis zum 23.8.1924 fertig sein, wegen der Bürgermeisterwahl, aus der Josef Frankl als Bürgermeister hervorging.
1931 sind größere Umbaumaßnahmen verzeichnet. Die Bauzeichnungen dafür befinden sich im Stadtarchiv und im Archiv der LBK. Im Zuge dieser Maßnahmen sollte schon zu dieser Zeit der große Giebelaufbau zur Westseite hin abgetragen und durch die heute bekannte flache Dachgaube ersetzt werden. Weitere derartige Gauben mit je zwei Fenstern waren auf der Nord- und Südseite vorgesehen, sie wurden aber nicht verwirklicht.
Eine kleine Posse aus dem Jahr 1931
Mit Schreiben vom 14.4.1931 stellten sieben Feldmochinger Bürger den Antrag an den Gemeinderat zur Untersuchung „schädlicher Erdstrahlen“ unter dem Gemeindehaus. Laut dem Gutachten eines „Sachverständigen“, eines Freiherrn v. Pohl aus Dachau, sei von einer Gesundheitsgefahr für die im Gemeindehaus lebenden Menschen auszugehen. Die Unterzeichner bezogen sich auf den frühen Tod des 47-jährigen Seitz, der früher bei bester Gesundheit gewesen sei. Ferner nannten sie die Ladenbesitzerin Modlmeir, die im Haus an Leberkrebs erkrankt sei und „ihre Lebzeit um fünf Jahre verlängert habe, nachdem sie ihre Wohnung gewechselt habe“. Weiter verwiesen die Unterzeichner auf „langwierige Erkrankungen“ bei Menschen aus dem Gemeindehaus. Der Freiherr aus Dachau behauptete in seinem Schreiben, „nur dort, wo ein Bett nicht im sehr starken Erdstrahlbereich stehe, könne auch kein Krebs entstehen“. Er und die Unterzeichner verlangten vom Gemeinderat die Kostenerstattung von 50 Mark für Honorar und 15 Mark für die Autofahrten Dachau – Feldmoching. Was daraus wurde, ist nicht überliefert.
Das Gemeindehaus war nur 24 Jahre im Dienst

Mit der Eingemeindung Feldmochings nach München 1.4.1938 endete die Selbständigkeit der Gemeinde und damit die hoheitliche Funktion des Gemeindehauses als Hort kommunaler Selbstverwaltung. In den nur 24 Jahren „regierten“ im Gemeindehaus fünf gewählte Bürgermeister: Josef Angermeir (1895–1914), Franz Kötterl (1914–1924 und 1931–1933), Josef Frankl (1924–1931), Philipp Grüner (1933–30. Juni 1935) und Martin Zech (1. Dezember 1935–31. März 1938).
Während des 2. Weltkriegs war im Erdgeschoss ein zentrales Lebensmittellager (für Mehl, Zucker etc.) eingerichtet, das nach dem Einzug der Amerikaner im April 1945 deren besondere Beachtung gefunden haben soll.
Wechselvoll Nutzung ab 1945: Mütterberatung, Elektroladen…

Nach Kriegsende bezog zuerst eine Bezugsscheinstelle den Laden, dann eröffnete der Elektriker Rudolph ein kleines Elektrogeschäft. Um 1970 wechselte Elektro-Rudolf ins Haus Obersojer an der Josef-Frankl-Str., dort, wo heute die Mocho-Apotheke ist.
Ab Kriegsende gab es im Gemeindehaus auch wieder einen Polizeiposten, von 1963 bis 1971 den Revierposten 30.
Die ebenfalls dort untergebrachte Mütterberatungsstelle (über den Seiteneingang im Hof erreichbar, jetzt Eingang zur Feuerwehr) wurde am 31. August 1971 geschlossen.
Die Bezirksinspektion verblieb im Feldmochinger Gemeindehaus bis 2005. Dann wurde sie an die Knorrstr. verlegt. In den freien Räumen im ersten Stock erhielt der Kulturhistorische Verein Feldmoching auf dem Gfild endlich seine neuen Vereinsräume mit Dokumenten-, Zeitschriften-, Foto-, Ton- und Fotoarchiv, mit Arbeits-, Ausstellungs- sowie Bibliotheks- und Versammlungsraum. Der Verein richtete sein Domizil Ende 2006 ein.
Die Freiwillige Feuerwehr Feldmoching bezog 1987 im Erdgeschoss ihre ausgebauten Mannschaftsräume, in die das ehemalige Ladengeschäft baulich integriert worden war. Schon zuvor hatte der nicht mehr genutzte Laden der Feuerwehr als Aufenthalts- und Schulungsraum gedient.
Das alte Gemeindehaus Feldmoching hat in seinen 100 Jahren viel erlebt. Es wurde im Wechsel der politischen Verhältnisse je nach den aktuellen Bedürfnissen genutzt. Und es war sein Schicksal, dass es, entgegen dem zukunftsgerichteten Beschluss der Gemeinde Feldmoching im Jahr 1913, nur ein Viertel seiner Zeit als Rat- und Gemeindehaus dienen durfte. Dennoch lässt es den Betrachter noch heute erahnen, welches Prestige und welche kommunale Bedeutung dem Gebäude einst in Feldmoching zugedacht war.
Reinhard Krohn/Hans Theimer (Kulturhistorischer Verein)
Mit Auszügen aus dem Buch „Feldmoching-Hasenbergl“ von Volker D. Laturell und Dokumenten vom Stadtarchiv und dem Archiv der LBK. Ein herzliches Vergelts`s Gott auch all denjenigen, die mit ihren Erinnerungen und ihrem Wissen wertvolle Beiträge leisteten.