Am Rande der Eröffnung der Gewerbeschau 2017 am Samstag, den 7. Oktober in der Mehrzweckhalle durch Münchens 2. Bürgermeister Josef Schmid stellte der sich am Infostand der Initiative „Heimatboden München“ einem lebhaften Gedankenaustausch mit den dortigen Vertretern.
Schmid ahnte wohl, dass die anwesenden Vertreter von „Heimatboden München“ auch diese Gelegenheit nützen würden, um dem Münchner Bürgermeister ihre Argumente gegen die SEM, die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen München Nord (und Nordost), nicht nur vorzutragen, sondern diese Haltung auch faktisch zu unterlegen.
Denn nach vermeintlich bewährtem Muster in der Tagespolitik begann der Herr Bürgermeister, am Strand eingetroffen, sogleich damit, seinerseits das Heft der Argumente seitens der Stadtspitze und, so durfte man ihn wohl verstehen, auch der CSU-Fraktion im Stadtrat einschließlich seiner eigenen, in breiter Ausgiebigkeit vorzutragen und zu rechtfertigen.
Die Bevölkerung kennt diese Argumente mittlerweile aus vielen Wiederholungsschleifen. Die Stadt müsse für zig Zehntausende zuziehender Menschen (woher diese erwartet werden, wird geflissentlich ausgeblendet) bauen, bauen, bauen – und zwar überall dort bauen, wo in den Stadt-Rand-Gebieten noch freie Flächen vorhanden seien. Alles schon hinreichend bekannt. Angesichts dieser scheinbar bereits festen politischen Vorgaben mit offenbar breiter oder auch mehrheitsfähiger Akzeptanz in der Münchner Stadtspitze bis hin zum Stadtrat gestalten sich derartige Diskussionen leider immer schwieriger, missverständlicher und unversöhnlicher. Leider geht es, und ging es auch hier am Infostand, überwiegend um Statistiken und Zahlenspiele mit zuziehenden Menschen in sehr großer Zahl, um (bezahlbare) Neubauwohnungen ebenfalls in sehr großer Anzahl (ganz neue Stadtteile) und um neue Gewerbegebiete. Fragen nach der in künftigen Jahren zu erwartenden Sozialverträglichkeit als Folge dieser schnellen, offensiv praktizierten Zuzugs- und Verdichtungspolitik in der Stadt München finden leider bei Politikern kein Gehör und werden ausgeblendet. In der Diskussion hingegen um die dringend notwendigen sozialen Infrastruktureinrichtungen, ja um die gesamte Verkehrsinfrastruktur, damit dieser schnelle und enorme Zuzug überhaupt irgendwie bewältigt werden kann, da zeigte sich auch bei dieser Gelegenheit allzu deutlich, wie groß doch die Versäumnisse in der (wohlhabenden) Landeshauptstadt in den zurückliegenden Jahren sind. Allein für den dringendsten Neubau von Grundschulen in den verschiedenen Stadtteilen musste ein Investitions- und Finanzierungsplan in Höhe von 2,4 Mrd. Euro aufgestellt werden. Die aktuellen Zukunftspläne der Landeshauptstadt München werden logisch Investitions- und Finanzierungspläne erforderlich machen, deren Höhe man sich heute noch gar nicht ausmalen kann. Da klingt die große Hoffnung unseres Herrn Bürgermeister und zugleich Wirtschaftsreferenten Josef Schmid auf noch viel weitere Jahre höchster Gewerbesteuereinnahmen schon realistisch.
Eines ließ die aufmerksamen Zuhörer am Heimatboden-Infostand am Ende immerhin aufhorchen: Mit ihm, so Bürgermeister Schmid, werde es in München nicht als letzte Konsequenz aus der SEM zu Enteignungen der Grundbesitzer im SEM-Gebiet kommen. Zumindest das war doch mal eine klare Aussage, die vermutlich bei seinen Zuhörern in der Mehrzweckhalle gern gehört wurde. Wir werden uns daran erinnern! Reinhard Krohn
Sonja Sachsinger meint
Wir müssen bauen bauen bauen für Menschen, die nach München ziehen möchten, Wer kümmert sich eigentlich um die Befindlichkeit der Menschen, die in München leben? Darf es sein, dass Bauern ihre Existenz, ihre Heimat verlieren, weil andere nach München wollen?
Es wird nie hinterfragt, weshalb diese Leute ihre Heimat verlassen. Der Hauptgrund, der sie dazu bewegt, ist ein Mangel an Arbeits- und Ausbildungsplätzen in ihrer jetzigen Heimat.. Statt einer dezentralen Politik,, statt einer Förderung der Passivräume, schafft man in München immer mehr Arbeitsplätze – und die Bürgermeister sind mächtig stolz darauf, dass München so boomt. Dabei nehmen sie – ohne Zusammenhänge zu hinterfragen – in Kauf, dass sie diese schöne Stadt sukzessive zerstören, dass immer mehr Fläche versiegelt wird, immer mehr Verkehr entsteht, dass die Lebensqualität der alteingesessen Münchner immer weiter sinkt.
Das Argument, viel bauen zu müssen, damit Wohnungen billiger werden, hört sich gut an, ist aber grundsätzlich falsch. Boden ist nicht vermehrbar. Und je knapper ein Gut, desto teurer wird es – das ist ein ganz einfaches marktwirtschaftliches Prinzip. Je mehr Fläche wir bebauen, desto höher schnellen die Grundstückspreise, wodurch Wohnungen in München immer teurer werden.Leider haben das viele in der Stadtspitze noch nicht verstanden.