Schmidhuber schreibt ganz generell über den Grundwasserstand in Feldmoching und Umgebung:
„Als das Moor noch nicht kultiviert war, war der Grundwasserstand in Feldmoching ein sehr hoher. Es wird erzählt, dass bei längerem Regenwetter das Grundwasser aus den Häusern geflossen sei (Kratzer-Hansbauer). Nach Entwässerung der Moose und nach Durchführung der Kanalisation senkte sich der Grundwasserspiegel bedeutend. Nach starkem Regen aber steigt er noch heute so weit, dass das Wasser in die Keller dringt.
Als im Jahre 1913 im Gemeindehaus ein Brunnen gegraben wurde, traf man in einer Tiefe von 3 m Wasser, jedoch unreines, in einer Tiefe von 6 m einen zweiten Strom, der sehr rein und stark war.
An der Schleißheimer Str. wurde 1921 ein Brunnen geschlagen, wobei man erst in einer Tiefe von 11 m auf Wasser traf. Es ist hierbei jedoch zu berücksichtigen, dass infolge der andauernden Trockenheit schon seit 1920 der Grundwasserspiegel gesunken ist.“
Anders die Situation im Kriegsjahr 1940. Das Jahr war ein sehr feuchtes, und das Unheil begann schon im Februar mit Überschwemmungen. Chronist Schmidhuber hat dies wie folgt festgehalten:
„Am 15. und 16. Februar tobte ein fürchterlicher Schneesturm, der Schneewehen bis zu 1 und 2 m und höher anwachsen ließ, die den Verkehr auf den Straßen stilllegten. Es wehte aber auch die alte Würm zu und den Mühlbach. Das Wasser trat aus und überschwemmte eine große Fläche. Frau Kroll musste am Abend des 15. Februar mit dem Vieh das Haus verlassen. In der Mittermühle war das Wasser in den Keller eingedrungen. In den Häusern Theimer und Nörl strömte es durch die Keller (…) In der Untermühle floß das Wasser durch den Hof. Das Haus an der altem Würm stand ganz im Wasser.
Die Feuerwehr arbeitete am 16. angestrengt an der Öffnung des Mühlbaches, doch ohne besonderen Erfolg, weil die Schleusen an der Eishütte fast ganz geschlossen waren, wodurch es am Ablauf des Wassers fehlte. Diese wurden vom Flussmeister in Schleißheim nicht geöffnet, weil der Major der Flieger eine Überschwemmung der Fliegerkaserne befürchtete. Die Feldmochinger jedoch durften überschwemmt werden.
Am 16. Februar arbeitete der polizeiliche Sicherheitsdienst, die technische Nothilfe, auf Anruf. Sie öffnete ohne Erlaubnis des Flussmeisters die Schleuse am Kanal und sorgte auch für Abfluss des Wassers in den Schwebelbach. Feldmochinger Männer und Burschen halfen mit. Es war interessant zu sehen, wie die Nothilfe alles mitgebracht hatte, was sie zu ihrer Arbeit brauchte.
Gegen Abend war der Flussmeister erschienen, um die Schleuse wieder zu schließen. Der stundenlange Abzug
hatte doch eine bedeutende Senkung des Mühlbaches zur Folge, noch nicht aber der alten Würm, wo sich die Angrenzer noch lange um den Abfluss des Wasser bemühten.
Schlimm wäre es geworden, wenn auch der Kälberweidgraben zugefroren wäre, wodurch ein Steigen des Wassers in den Kellern des Dorfes und die Vernichtung der gelagerten Kartoffeln eingetreten wären.“ Dabei, so erwähnt Schmidhuber an anderer Stelle, hätten manche Feldmochinger schon im Herbst 1939 „wegen aufgetretenen Wassers“ die Keller räumen müssen.
Und Schmidhuber fügt seinem Bericht noch zahlreiche Fotos vom Februar 1940 bei, etwa wie das Wasser durch den Hof der Untermühle fließt und „dem Wasser ablauf geschaffen wird“ oder die „Schlahwiesbrücke und die umliegenden Felder und Wiesen“ überschwemmt sind.
Und dann kam der große Regen Ende Mai, der zum heute noch berühmtberüchtigten HW 40 führte. Schmidhuber schreibt dazu:
„Am 29. Mai setzten mit einem Gewitter schwere Regengüsse ein, die bis in die Nacht zum 31. Mai anhielten. Der Mühlbach, in den Abwässer vom Bahnbau geleitet waren, und das Seitenbächlein vom Würmkanal konnten das zugelaufene Wasser nicht mehr abführen und das Wasser ergoss sich über die Fluren. Zwischen Friedhof und Kanal lagen Wiesen und Äcker unter Wasser.
In der Karlsfelder Str. stand das Anwesen des Johann Aumüller im Wasser, und der Stall des Ökonomen Kraus musste geräumt werden. Auch das Grundwasser war rasch gestiegen und in die Keller selbst höher gelegener Häuser in der Bahnhof- (heute Josef-Frankl-Str.) und Blütenstr. (heute Dülferstr.) gedrungen.
In der Fasanerie standen die Gärtnereien rechts und links der Bahn im Wasser, beim Aumüller Paul, der während der 43 Jahre des Bestehens seines Anwesens noch nie Wasser hatte, stand es über 1 m hoch in Haus und Garten.
Es scheint, dass durch den Bahnbau Abflüsse verschüttet worden sind.
Die Überschwemmung hätte bald ein Menschenleben gekostet.
Der Maler Wein hatte auch viel Wasser im Keller. In einer Ecke desselben saß noch eine Henne. Um sie herauszubringen, stellte er sich in ein Fass und sucht nun dorthin zu schwimmen. Das Fass kippte aber um und Wein kam rückwärts mit dem Kopf unter Wasser. Da er mit den Beinen nicht mehr aus dem Fasse kam, wäre er sicher ertrunken, wenn nicht zum Glück zufällig seine Frau dazugekommen wäre. Infolge schlechten Wetters blieb der Grundwasserstand dauernd hoch, sodass nach jedem größeren Regen das Wasser in den Wiesen und Äckern stand, wodurch Bauern und Gärtnern in diesem Jahre großer Schaden erwachsen ist.“
Schmidhuber fügte seinem Bericht noch Bilder bei, etwa die „Überschwemmung an der Heribert Hammerschmiedstr.“ oder von der vom Wasser umflossenen Obermühle.