Genauso unerwartet, wie OB Reiter die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Nord am 21. Februar 2017 verkündete, genauso unerwartet scheint sie nun, am 5. Juni, offiziell beerdigt worden zu sein. Laut Initiative Heimatboden jedenfalls haben die Stadtratsfraktionen von SPD und CSU heute aufgegeben. Was natürlich nicht heißt, dass der Münchner Norden nicht doch noch zugebaut wird, denn einer kooperativen Stadtentwicklung für beide SEM-Gebiete im Münchner Norden und Nordosten steht Heimatboden nicht im Wege.
„Die mangelnde Aufklärung der Stadtverwaltung über die tatsächlichen Konsequenzen einer SEM wie Zerstörung und Enteignung von Natur und Existenzgrundlagen, aber auch die berechtigten Ängste vor behördlichem Gigantismus haben uns vor gut einem Jahr dazu veranlasst, eine Informationskampagne in die ‚Welt’ zu bringen. Genauer gesagt, auf unsere Felder und Wiesen in den beiden von einer SEM betroffenen Gebieten in München Nord und Nordosten“, so Martin Zech jr., einer der Mitbegründer von Heimatboden München.
Und weiter: „Für uns ist es auch weiterhin sehr wichtig, den Prozess einer nachhaltigen Stadtentwicklung aktiv zu begleiten. Gerne in einem kooperativen und transparenten Verfahren. Der erste Schritt in die richtige Richtung wurde heute mit dieser Ankündigung sicherlich gemacht.“
Leider vermissen wir in der heutigen Mitteilung eine Erklärung zum Status der Städtebaulichen Entwicklung im Nordosten. Wir gehen davon aus, dass auch die Bogenhausener, Johanniskirchner und Daglfinger von dem neuen Erkenntnisstand im Münchner Rathaus profitieren werden und die dortige SEM ebenfalls – zugunsten einer kooperativen Stadtentwicklung – im Planungsreferat „ad acta“ gelegt wird.“
Riszterer meint
Neulich, bei einem Rundgang bei Bebauungsprojekten in Obersendling, sagte Herr v. Brunn, SPD, wieder einmal, man erwarte einen Zuzug von 250.000 Menschen in den nächsten Jahren. Auf die Frage: Ob man nicht etwas dagegen tun könne, entgegnete er, dass dies ein freies Land wäre und München die Menschen nicht einschränken könne.
Ich frage mich, was wegen des möglichen Zuzugs noch alles zugebaut wird. Das ist doch ein Angebot an alle, die nach München ziehen wollen: Kommt nur alle, wir bauen Wohnungen für euch! Es hat doch nichts mit Einschränkung der freien Auswahl zu tun, wenn München einfach nicht mehr Kapazitäten bieten kann. Man kann doch als Zuziehender nicht erwarten, dass man eine Wohnung zur Verfügung gestellt bekommt. Entweder es ist eine Wohnung vorhanden, in die man ziehen kann, oder eben nicht.
Ich kann doch auch nicht in andere Länder ziehen wollen und erwarten, dass man mir in meiner Wunschstadt eine Wohnung baut.
Stefan Hausler meint
Eine absolute Frechheit ist es, dass sich SPD-Politiker wie Alexander Reissl nun Windfahnen-artig von der SEM distanzieren. Diese wurde bis vor kurzem auf schärfste von selbigem verteidigt und als einzige Alternative dargestellt. Noch auf der SPD-Sitzung im April 2018 wurden Grundstückseigentümer öffentlich von ihm als Spekulanten beschimpft und mit Unwahrheiten ruhig gestellt. Hierfür wäre eine öffentliche Entschuldigung angebracht.
Volksnahe und glaubhafte Politik sollte anders ablaufen.
Goaßzipfe meint
Ich bitte alle Leser, den Wortlaut der Pressemitteilung vom 05.06.18 der SPD- und CSU-Stadtratsfraktion genau zu lesen. Die Einlassungen von OB Reiter, Josef Schmid und Alexander Reissl sind an Verlogenheit, Heuchelei und versuchter Verdummung der Bevölkerung nicht mehr zu überbieten. Diese Herren sollten sofort ihren Hut nehmen. Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Die Erklärungen wie diese kooperative Stadtentwicklung nun ablaufen soll, lässt den Schluß zu, dass es sich doch wieder um eine großflächige Entwicklung handeln wird, nur unter dem Deckmantel eines anderen Namens. Die Konsequenzen und Auswirkungen wie enormer Zuzug, mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr Dreck, weniger freie Flächen, Zerstörung von Existenzen werden aber bleiben. Wollen wir das?