Recht kurzfristig bekam der BR für einen Bericht zum Eggarten Projektentwickler Rüdiger Kühnle, der für die Bebauung des Areals auf Seiten der CA Immo zuständig ist, am Freitag, den 22. Juni vor die Linse und das nutzten Anwohner, Gartenpächter wie Mitglieder des Altstadtbündnisses (aber auch andere Pressevertreter), um dem Stadtplaner, der übrigens zuvor bei den Münchner Stadtwerken gearbeitet hat, ihre Vorstellungen von der zukünftigen Gestaltung des Eggartens mit auf den Weg zu geben. Der Eggarten, früher im Besitz der Bahn und damit des Staates, heute den zwei weltweit tätigen Immobilienkonzernen CA Immo und der Büschlgruppe gehörend, soll in den nächsten Jahren bebaut werden.
Viel Konkretes konnte Kühnle den gut 20 Anwesenden wie dem BR nicht berichten, da die Planungen noch nicht so weit fortgeschritten seien, aber: Es werde ein neues Wohnquartier mit entsprechend höherer städtischer Dichte entstehen, das der Nähe zum Lerchenauer See und zur übergeordneten Dreiseenplatte Rechnung tragen werde. Die bebaute Struktur werde sich an den derzeit vorhandenen Parzellen orientieren, indem man das Straßen- und Wegenetz der Form nach erhalten werde. Ob ein paar alte Häuschen und Gärten bleiben können, quasi als Zeitzeugen, wie charmant und grün München früher war und wie die Leute sich durch ihre Gärten selbst versorgen konnten/mussten, das sei grundsätzlich denkbar, so Kühnle, und beispielsweise ein Thema für den städtebaulichen Wettbewerb. Allerdings müsse man bedenken, wie sich solche Elemente später mit der neuen Wohnbebauung vertrügen.
Ohne Strukturkonzept keine Bürgerbeteiligung
Erneut baten zahlreiche Anwohner, möglichst bald in den Entwicklungsprozess eingebunden zu werden, wobei Kühnle erklärte, dass dies ohne Strukturkonzept als Grundlage für weitere Diskussionen keinen Sinn ergebe. Nach seiner Ansicht wird das Strukturkonzept, in dem derzeit grob untersucht wird, wie viel Bebauung im Eggarten möglich und verträglich und was an sozialer öffentlicher Struktur (Schulen, Kindergärten, Begegnungszentrum etc.) notwendig ist, noch im Laufe dieses Jahres fertig. Dem muss dann der Stadtrat zustimmen und daraufhin könne es erste Workshops mit den Bürgern geben.
Kühnles Intention ist es, noch 2019 den städtebaulichen Wettbewerb auszuloben, in dem es auch um Themen wie die Verträglichkeit von städtischer Dichte, Baum- und Artenschutz gehen werde. Danach dürfte es noch etwa drei Jahren dauern, bis das Gebiet die Baureife erreicht hat und die ersten Bagger anrücken.
Gefragt, ob er die Gegend nicht auch idyllisch und das Grün erhaltenswert finde, entgegnete der Stadtplaner, in Obergiesing wohnend, natürlich, aber andererseits sei das gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebundene Areal „untergenutzt“ (O-Ton) und ehe man an den Stadträndern Äcker und unberührte Natur vernichte, sei er für innerstädtische Entwicklungen wie an dieser Stelle. Schließlich knüpfe man mit der Bebauung nur an die ursprüngliche Siedlungsbebauung der Kolonie Eggarten an. 19 ha für etwa 100 Personen – das sei doch eine sehr privilegierte Form für wenige und den vielen Wohnungssuchenden in München nicht zu vermitteln. Grünflächen werde es doch nach wie vor geben, denn man wolle wahrlich nicht die kompletten 19 ha abräumen. Dann seien die Grünflächen und Parks aber für viele da und nicht nur für einige wenige.
Anwohner möchten so schnell wie möglich mitreden
Anwohner, die die Gelegenheit nutzen, dem CA-Immo-Vertreter auch einmal die Gegend zu zeigen, die er verplant, appellierten an ihn, einmal etwas Wegweisendes zu machen und nicht wieder eine öde 08/15-Standardbebauung à la Arnulfpark (CA Immo) oder Leopold-Carré (Büschl Unternehmensgruppe). Der Eggarten sei eine kulturelle Goldgrube, eine Naturidyll, eine Rückzugszone für Menschen, die in der Stadt einmal entschleunigen möchten. Die CA Immo solle einmal „den Schalter umlegen und Oldtimerpflege in der Stadt“ betreiben. Man müsse auch künftig den Fußabdruck des Eggartens erkennen können, seine Besonderheit, sein Alleinstellungsmerkmal. Der Eggarten quasi als ein Sehnsuchtsort für Menschen. Aber auch als grüne Lunge für eine schon arg verdichtete Stadt. So schnell wie möglich, ehe die Planungen wieder alle festgezurrt seien, möchte man deshalb mitreden bei der „Entwicklung“, so die Anwohner und Pächter.
Laut Projektentwickler Kühnle wolle man die Geschichte des Areals nicht negieren und die bestehende Parzellenstruktur lasse sich durchaus erhalten und übernehmen, aber ein Museum wolle man aus dem Eggarten nicht machen. Das würde die Stadtverwaltung nie akzeptieren. Hier entstünde bezahlbarer Wohnraum, dies sei kein Standort für Luxuswohnungen. (Während des Gesprächs ratterten auf den nahen Gütergleisen denn auch etliche Züge entlang!) Und die Baurechtsschaffung liege in der Hoheit der Stadt, die die Planungen in die Wege leite und die vorgebe, „wann man sich den Bürgern stellt“.
Bis das Strukturkonzept steht, möchte man auch, so Kühnle, Lösungen für die restlichen Gartler haben, die ihre Gärten noch nicht aufgegeben haben, sowie für die wenigen Bewohner des Eggartens, die hier Wohnrecht auf Lebenszeit haben. Wie lange die Gartler letztlich ihr kleines Paradies weiternutzen dürfen bzw. wann sie es räumen müssen, konnte Kühnle ihnen nicht sagen. Von früheren Zusagen der CA Immo, dass die Gartler bis zum Baubeginn auf ihrer Scholle bleiben könnten, wusste Kühnle jedenfalls nichts. rer
P.S.: Den Bericht zum Eggarten sendet das Bayerische Fernsehen heute Abend um 22 Uhr in der Sendung „Capriccio. Die Welt der Kunst und Kultur“. Wer keine Zeit hat, die Sendung ist dann auch in der Mediathek des BR abrufbar! Gefilmt wurde übrigens auch aus der Luft mit einer Drohne.