In allen Stadtteilen des 24. Stadtbezirks ist das Radeln auf einem Großteil der Straßen gefährlich. Der Autoverkehr hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten, bedingt durch den anhaltenden Bauboom in München, zugenommen. Die Zahl der Straßen und Radlwege hingegen nicht. Besonders in den warmen Jahreszeiten und verstärkt an schönen Wochenenden und in den Zeiten der Schulferien sind bei uns, wie auch in den anderen Stadtbezirken, die ohnehin meistens vom Autoverkehr stark belasteten bis verstopften Straßen nun zusätzlich von Radlerpulks fast aller Altersklassen bevölkert. Hinzu kommen seit einiger Zeit die in der Regel schnelleren E-Bikes bzw. Pedelecs. Und so müssen sich dann Kampf- und Zweckradler mit den Autos den beengten Straßenraum teilen bzw. die Radler weichen, selten zur Freude der Fußgänger, auf die Gehwege aus.
Die meisten Straßen im 24. Stadtbezirk haben keine Radlwege. Und wenn Radler und Fußgänger sich gemeinsam einen Streifen am Rande der Straße teilen sollen, dann wird es in der Regel bei Begegnungen oder Überholungen sehr eng. Zumal viele Pedalritter noch immer nicht wissen, dass sie sich nur dann verkehrsgerecht verhalten, wenn sie den rechten Fahrstreifen – oder die rechte Fahrbahnseite – benutzen.
Leider wird es auch in unserem gesamten Bezirk auf den Gehwegen immer enger – und damit gefährlicher. Denn nicht nur die Kinder benutzen mit ihren kleinen Radeln – erlaubterweise – die Gehwege, sondern mittlerweile auch überwiegend die Erwachsenen – und allzugern mit (zu) hoher Geschwindigkeit. Richtig eng wird es allerdings auf den Radl- und Gehwegen, wenn verantwortungslose PKW-Fahrer diese zuparken bzw. grundsätzlich mit den rechten Rädern die Radl- und Gehwege zustellen. Aber dieses Verhalten ist ja bei uns genau so wie in der gesamten Stadt eher die Regel, offensichtlich auch bereits aus der Sicht der Polizei. Dass allerdings die eisschleckenden Autofahrer seit ein paar Wochen nun auf der Westseite der Paul-Preuß-Str. bei der Eisdiele gnadenlos im Halteverbot stehen, und das oft nicht nur mit dem rechten Rad (!), weil gegenüber mit dem Abriss der alten Bahnhofswirtschaft die Parkplätze verlorengingen, ist ein Unding und äußerst gefährlich. Denn nun fehlen am Bahnhof nicht nur die Parkplätze, sondern auch der östliche Gehweg und damit müssen alle Fußgänger auf den Westgehweg ausweichen, der durch einen Dornenbusch an einer Stelle eh arg schmal ist. Eine Mama mit Kinderwagen muss bei parkenden Autos dann unweigerlich auf die vielbefahrene Paul-Preuß-Str. ausweichen!
Wie sieht das mit dem Radeln auf den Gehwegen eigentlich verkehrsrechtlich aus?
Dazu fanden wir im Münchner Merkur vom 13. August einen Hinweis: Danach ist laut ADFC-Sprecherin Petra Husemann-Roew ein Bürgersteig, der nicht explizit für die gemeinsame Benutzung von Fußgängern und Fahrradfahrern gekennzeichnet ist, ausschließlich ein Gehweg. Die Nutzung für Fahrradfahrer sei grundsätzlich nicht erlaubt. Eine Ausnahme gilt nur für Kinder bis zum vollendete zehnten Lebensjahr. Husemann-Roew weißt darauf hin, dass beim Schild “Radfahrer frei“ Fußgänger Vorrang haben. Wer auf dem Gehweg fährt, riskiert ein Bußgeld in Höhe von 15 Euro. Werden andere behindert, gefährdet oder kommt es zu einem Unfall, erhöht sich das Bußgeld auf bis zu 30 Euro.
Seit Dezember 2016 gibt es eine Ausnahme für erwachsene Radler auf dem Gehweg:
Kinder bis acht Jahren dürfen laut §2 V 3 StVO von einer Aufsichtsperson radfahrend auf dem Gehweg begleitet werden. Kinder bis zum vollendeten achten Lebensjahr müssen den Gehweg benutzen, bis zum zehnten Geburtstag dürfen sie es. Reinhard Krohn
Anmerkung einer leidenschaftlichen Radlerin: Wer im nördlichen Teil der Paul-Preuß-Str. als Radler die Straße nutzt, riskiert allerdings, von genervten slalomfahrenden, Parklücken suchenden Autofahrern nicht nur angehupt zu werden. Manch einer lässt auch noch eine Hasstirade an Schimpfwörtern auf den brav Dahinradelnden herab. Und wer auf der Josef-Frankl-Str. im Abschnitt zwischen der Lerchenauer- und der Lerchenstr. radelt, der kommt selbst als geübter Radler ob der nur knapp überholenden Autofahrer ins Wanken (der eigentlich vorgeschriebene Abstand von 1,50 m beim Überholen eines Radlers kann wegen der geringen Breite der Straße wirklich nicht eingehalten werden). Noch schlimmer allerdings ist es, wenn der Radler von einem dieser langen Gelenkbusse überholt wird. Da der Busfahrer, kaum hat er den Radler überholt, gleich wieder nach rechts einschwenkt, wird der Radler durch das relativ schnell zurückschwenkende Hinterteil des Busses zwischen Bordsteinkante und Bushinterteil eingeklemmt, womit es unweigerlich zu einem gefährlichen Sturz kommt. (Heuer der Schreiberin dieser Zeilen schon passiert.) Da kann man Radler schon verstehen, die ihr Heil lieber auf dem Gehweg suchen. Aber rücksichtslos sollte man dort halt nicht fahren.
ReinhardK meint
Hallo liebe Radlerin oder lieber Radler,
herzlichen Dank für Ihre Ergänzung unseres Kommentars. Dem können wir nur zustimmen. Und ja, einen Vorschlag zur Problemlösung – es müssten ja in München Hunderte für alle Stadtteile sein – konnten wir nicht liefern. Wie auch!? Solange die Stadtregierung, der Stadtrat und die Verwaltung Münchens die Verkehrsinfrastruktur im Bereich der Straßen und Wege unverändert für immer noch mehr Autors toppen, und das Radlerthema nur in überwiegend puren Sprechblasen ohne konkret erkennbare Maßnahmen zerplatzt, wird jedes noch so gut gemeinte Konzept zur Förderung und Erleichterung des Radverkehrs in München chancenlos bleiben.
Aber, jeder erneute Hinweis auf die katastrophalen Straßen- und Verkehrsverhältnisse ohne erkennbare Aussicht auf spürbare Besserung potenziert hoffentlich das schlechte Gewissen der Verantwortlichen in unserer Stadt.
Ein erster und gewichtiger Vorschlag ganz allgemein kann doch nur sein, dass sich die Autofahrer, die Fußgänger und eben die Radfahrer gemeinsam des aktuellen Problems in unserer immer enger werdenden Stadt bewusst sind oder werden. Und, dass man nur miteinander verträglich umgehen kann, wenn alle Verkehrsteilnehmer ein wenig mehr Verständnis füreinander zeigen und Rücksicht aufeinander nehmen. Wozu haben wir schließlich Regeln im Straßenverkehr?
Rambos wird es leider immer geben. Aber, sie sollten für ihr rücksichtsloses Verhalten die volle Härte des Gesetzes spüren, damit auch sie hoffentlich einsichtig werden.
Unsere Stadtpresse sollte diesem Thema mit Schwerpunkt des sichereren und miteinander verträglicheren Radlverkehrs für Erwachsene und Kinder mehr Gewicht schenken. Allein die erschreckend zunehmende Unfallhäufigkeit drängt auf mehr Publikation.
Unsere Stadtregierung – und Verwaltung dürfen wir nur an ihren sichtbaren Taten messen.
Radfahrer meint
Danke für diesen Kommentar. Leider fehlt mir eine konkrete Idee, wie man das Problem lösen könnte. Klar, neue Radwege zu bauen, ist eine Möglichkeit, aber ich denke, durch die Politik einfach nicht gewollt. Sonst wäre da schon längst was passiert. Man merkt einfach, dass unsere Gesellschaft nicht ein wenig von den Autos lassen kann. Vielleicht wäre es auch gut hinzuweisen, dass das unberechtigte Abstellen eines Fahrzeuges auf dem Gehweg 10 bis 35 € kostet. Nachzulesen z. B. unter https://www.bussgeldkatalog.org/halten-parken/auf-dem-gehweg/
Leider ist man als Radfaher von beiden Seiten her immer der Dumme. Fährt man auf der Straße, kann man teilweise froh sein, wenn man lebendig wieder zuhause ankommt. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch Fußgänger gerne mal die Radwege kreuzen, ohne zu überprüfen, ob da ein Radfahrer daherkommt. „Der soll halt net so schnell fahren und jederzeit bremsen können“. Ich möchte mal einen Fußgänger sehen, der einfach mal über die Straße rennt und lange überlebt. Auf meinem täglichen Arbeitsweg mit dem Fahrrad passiert das so ca. zwei- bis dreimal TÄGLICH.