An den Sängern des Projektchors vom Sängerkreis München und den Musikern des Projektorchesters unter Leitung von Christian Kelnberger (dem Chorleiter der Liedertafel Fasanerie) lag es gewiss nicht. Sie gaben ihr Bestes. An den beiden Solisten – Yvonne Steiner (Sopran) und Franz Hawlata (Bariton) – keinesfalls. Sie waren beide stimmlich sehr präsent – trotz der Kälte. Und am Konzertprogramm, in dessen Mitte der „Stern von Bethlehem“ von Josef Gabriel Rheinberger stand, kann es auch nicht gelegen haben, dass am Samstagabend des 5. Januar so erschütternd wenige Konzertbesucher den Weg in die Kirche von St. Peter und Paul fanden.
Doch diejenige, die kamen, hörten ein wirklich tolles Konzert und kamen in einen musikalischen Genuss, der dem Komponisten Rheinberger Zeit seines Lebens verwehrt blieb. Rheinberger, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer der wichtigsten Protagonisten des Münchner Musiklebens, heute aber, im Gegensatz zu Brahms und Bruckner selbst unter Musikkennern fast vergessen, vermutlich weil er ausschließlich kirchliche Werke komponierte, hörte seine Weihnachtskantate „Der Stern von Bethlehem“ selbst nie. Er schrieb sie 1890, unter Verwendung eines neunteiligen

Gedichtzyklus seiner Frau Fanny von Hoffnaaß, die über den Druckbögen zum Klavierauszug der Kantate verstarb. Die Weihnachtskantate war offensichtlich für ihn zu sehr mit dem Tod seiner Frau verbunden, dass er sie auch nur einmal hören wollte.
Das streckenweise hoch dramatische, dann aber auch wieder sehr zarte, fein instrumentalisierte Werk, das sich in der Feldmochinger Kirche ausnehmend packend anhörte, hätte ob seiner kompositorischen Qualität wirklich mehr Bekanntheit verdient und die Musiker, die das Werk an diesem Abend so engagiert zu Gehör brachten, hätten wahrlich mehr Zuhörer (und Einnahmen) verdient.
Wer nun ein schlechtes Gewissen hat und/oder neugierig geworden ist auf dieses wunderbare Werk von Rheinberger, der hat morgen, am 6. Januar, die Chance, das Konzert nachzuholen (und ein paar Euros in die Kassen der Musiker zu spülen): Projektchor und Projektorchester wiederholen ihr Dreikönigskonzert mit Bachs „Sie werden aus Saba alle kommen“ und Rheinbergers „Der Stern von Bethlehem“ ab 18 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen. Mögen ihnen dort mehr Besucher beschieden sein als in Feldmoching. Sie haben es wahrlich verdient!
hagara meint
Da könnte der Anschein aufkommen, als fänden derartige Kulturveranstaltungen in unserer Kirche – oder weitergedacht in unseren Kirchen überhaupt – bei der Bevölkerung wenig Anklang.
Eine Kirche wie St. Peter und Paul, so sollte man meinen, ideale Räumlichkeiten mit entsprechender Akustik und ausreichenden Sitzplätzen für ein so wertvolles Konzert, wie es am 5. Januar in Feldmoching dargeboten wurde. Dass man die Anzahl der anwesenden Konzertgäste an diesem Abend in St. Peter und Paul mühelos durchzählen konnte, hat wohl mehrere Gründe. Wer es einmal persönlich miterlebt hat, mit welch hohem Aufwand und persönlichem Einsatz ein solches Konzert verbunden ist, mag nachfühlen, wie groß die Enttäuschung bei den Aktiven sein muss.
An der musikalischen Qualität des Konzerts wird es gewiss nicht gelegen haben. Und die Kirche ist gut erreichbar. Woran lag es dann? Schließlich kann man nicht ernsthaft annehmen, dass die Ortsbevölkerung an anspruchsvollen Kulturveranstaltungen nicht interessiert sei.
Ich habe darüber mit Freunden und Bekannten gesprochen und Meinungen eingefangen:
Beginnen möchte ich mit der gefühlt viel zu geringen öffentlichen Werbung für dieses Konzert und ganz allgemein für derartige Veranstaltungen. Fast alle meine Gesprächspartner wussten gar nichts von diesem Konzert. Ein paar Aushänge und ein wenig Mund-zu-Mund-Propaganda reichen nicht aus.
Eine anspruchsvolle Kulturveranstaltung wie dieses Konzert hat es verdient, dass sie auch frühzeitig mit Mitteln einer wirksamen öffentlichen Wahrnehmung beworben wird. Auch die musikalischen Inhalte der Veranstaltung sind den meisten Bürgern wenig bis gar nicht bekannt. So wundert es also nicht, dass die Leute nicht in großer Zahl zu einem solchen Konzertabend aufbrechen.
Ob die 15 Euro Eintrittgeld abschreckend wirken, ist schwer einzuschätzen. Jedoch, ein Ticket für ein angenommenes „Kirchenkonzert“ (was es hier ja gar nicht war) mag vielleicht auch einigen Bürgern nicht recht eingeleuchtet haben.
Leider werden auch immer wieder die unbequemen Kirchenbänke ins Gespräch geführt. In der Tat, wer sich nach einem längeren Konzertabend in der Kirche, nach 1 1/2 oder gar 2 Stunden (ohne zwischendurch aufstehen zu können wie in einem Gottesdienst), endlich von seinem Platz erhebt, spürt die Kirchenbank noch am Folgetag im Rücken. Eine derartige Nutzung ist den verantwortlichen Herstellern des Kirchengestühls vor Jahrzehnten vermutlich gar nicht nicht in den Sinn gekommen! Heute ist das eben anders!
Es bleibt die Hoffnung, dass trotzdem hin und wieder ein schönes und erlebenswertes Konzert in St. Peter und Paul den Besuchern Freude bereiten wird – dann hoffentlich besser bekanntgemacht und vor einem große Publikum.