Den Bürgerinitiativen im Münchner Norden war schon länger klar, dass die Absage der SEM Nord kein dauerhafter Erfolg ist und mit Kosmo nicht alles gut wird. Denn auch damit sollen die letzten Ackerflächen, die es im Münchner Norden noch gibt, bebaut werden. Natürlich möglichst dicht, um möglichst vielen Menschen, die noch nach München ziehen wollen, Platz zu bieten. Und sie hatten spätestens zu dem Zeitpunkt, als versehentlich ein engagierter Bürger in eine Veranstaltung geraten war, gehört, dass sich eine „Bündnis Pro SEM“ gründen will. Das ist nun offiziell.
Einem Bericht der tz ist zu entnehmen, dass sich dieses Bündnis am vergangenen Donnerstag offiziell gegründet hat. Sein Ziel: Rückkehr zum alten Plan, um „bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen“. Sprecher des Bündnisses sind Christian Stupka, Vorstand der GIMA München (Genossenschaftliche Immobilienagentur München), und Stephan Reiß-Schmidt, der 20 Jahre lang Stadtdirektor und Leiter der Hauptabteilung Stadtentwicklungsplanung im Münchner Planungsreferat war. Die Initiative soll jetzt schon von 80 Organisationen, Vereinen, Unternehmen und Einzelpersonen getragen werden, heißt es. Dabei sind unter anderem der Mieterverein, der DGB und das Bündnis München sozial. Auch die Alt-OBs Hans-Jochen Vogel und Christian Ude (beide SPD) sowie Ex-Stadtbaurätin Christiane Thalgott unterstützen „Pro SEM“.
Bernd meint
Man sollte diesen Leuten nicht all zu viel Bedeutung zukommen lassen. Das ist keine Bürgerinitiative. Wenn hochrangige Mitarbeiter des Planungsreferates und andere städtische Bedienstete meinen, sie müssen gegen die Bürger eine Front aufbauen, frage ich mich, in welchem Land wir leben. Das Allheilmittel für das Wohnungsproblem sehen diese Menschen in massiver Bautätigkeit, bis nichts mehr möglich ist. Alles andere wird ausgeblendet und ignoriert. Dass sie da völlig daneben liegen, wissen die meisten Bürger bereits, und es ist auch durch Studien bestätigt. Die Mieten werden dadurch noch stärker steigen. Entgegenwirken kann man nur, wenn man den Zuzug minimiert indem man die Arbeistplätze da schafft, wo die Menschen leben. Dann sind sie nicht gezwungen, in die Ballungsgebiete zu ziehen. Hier sollten diese Leute ansetzen: Gleichwertige Lebensbedingungen im ganzen Land.
Redaktion meint
Eigentlich war es schon zu erwarten, wie es nun gekommen ist. Die von der SEM -Bedrohung betroffene Bevölkerung im sogenannten „Norden“ und „ Nordosten“ – gemeint ist unsere Stadt München – hatte sich nach der überfallähnlichen Eröffnung des mittlerweile gut bekannten SEM – Verfahrens Anfang des Jahres 2017 durch OB Dieter Reiter mit ihren gut begründeten Argumenten dagegen gewehrt, so gut es ihr halt möglich war. Und, damit zumindest schon einmal die Mehrheit des Stadtrats für eine SEM-Absage im Münchner „Norden“ überzeugt. Aber, welchen Wert hat heute schon eine politische Entscheidung zugunsten der betroffenen Bevölkerung? Wenn dies andere so nicht wollen und anerkennen.
Nun hat sich gegen die Rettung ihrer Heimat vor einer ungebremsten Zusiedelung mit eintönigen Wohnblöcken und der Zerstörung von bis heute noch verbliebener Ursprünglichkeit und von Naturflächen für die Naherholung und zugleich für eine nachhaltige Nahversorgung der Stadtbevölkerung mit taufrischen Früchten, Gemüse usw. ein sog. Bündnis Pro SEM gegründet. Vermutlich beginnt der Kampf nun von vorn.
Die Menschen im „Norden“ und im „Nordosten“ sollen nun doch ihre seit Jahrhunderten angestammte Heimat verlieren, damit andere, die von wer weiß woher kommen, hier wohnen können – wer weiß wie lange. Was der „letzte Strohhalm“ an noch unbebauten Flächen inhaltlich für die betroffene Bevölkerung bedeutet, was man ihnen wegnehmen und zerstören will, haben die Betroffenen in den zurückliegenden Monaten immer und immer wieder klar herausgestellt.
Von wegen mit dieser Unrechtsmaßnahme „bezahlbaren Wohnraum“ schaffen.
Wer das glaubt! Wie naiv muss man heute noch sein, wenn man immer noch an das längst widerlegte Märchen glaubt, die Miet- oder Kaufpreise für Immobilien bzw. für Wohnungen würden in unserer Stadt fallen, wenn nur genügend viel neu gebaut würde. Genau das Gegenteil ist der Fall. Dafür gibt es weltweit unzählige Beweise.
Man muss sich allerdings darum bemühen, eine selbst aufgezwungene Denkweise abzulegen. Wenn unsere schöne Stadt München vielleicht eines absehbaren Tages voll zugebaut ist und die Hunderttausende Autos nur noch auf dem Großparkplatz Englischer Garten abgestellt werden können, weil in den längst zugestopften Straßen nichts mehr geht, wird es zu spät sein. Eines baldigen Tages wird es kein Zurück mehr geben!! Armes schönes München.
Reinhard Krohn