Entgegen den Vorstellungen des BA 24, entgegen den Wünschen der Anwohner (siehe Brief der Interessengemeinschaft Ludwigsfeld (Iglu) an die Fraktionsvorsitzenden der Stadtratsparteien und an die Mitglieder des Ausschusses für Stadtplanung und Bauordnung weiter unten) und zum Ärger der Bürgerinitiativen (die hatten am 24. und 27. Juni in einem offenen Brief an den Stadtrat und an Stadtbaurätin Elisabeth Merk kritisch nachgefragt, warum Teile aus dem Kosmo-Gebiet herausgelöst werden?) hat der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats sich am Donnerstag, den 18. Juli für vertiefende Untersuchungen und die Erstellung eines Strukturkonzepts ausgesprochen.
Die Siedlung Ludwigsfeld soll nach Ansicht des Ausschusses städtebaulich verträglich verdichtet und im östlich und südlich angrenzenden Bereich auf 32 ha erweitert werden. Für dieses Areal wurde eine grobe Strukturskizze erstellt. Sie zeigt auf, wo welche Nutzungen denkbar wären. Zudem werden darin Fragestellungen und Herausforderungen, die bei einer weiteren Planung behandelt werden müssen, benannt. Konkrete Festlegungen hinsichtlich maximaler baulicher Dichte, Anzahl an Wohneinheiten, Lage und Ausdehnung öffentlicher Grünflächen, Bedarf an Bildungs- und Sporteinrichtungen und verkehrlicher Erschließung sind nicht Bestandteil der Strukturskizze. Sie werden erst im nächsten Schritt mit der Entwicklung des Strukturkonzepts erarbeitet. Die frühzeitige Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger ist ein wesentlicher Bestandteil davon.
Ein Teil der Flächen gehört der Landeshauptstadt München. Er ist aktuell unbebaut und soll für bezahlbaren Wohnraum genutzt werden. Die restlichen Flächen befinden sich in Privateigentum. Auf diesen werden gemäß den Vorgaben der Sozialgerechten Bodennutzung 40 Prozent der neu geschaffenen Wohnfläche für den geförderten und preisgedämpften Wohnungsbau vorgesehen.
Im Zuge der Entwicklung sollen die Versorgung der bestehenden Siedlung Ludwigsfeld mit sozialen Einrichtungen, Bildungs- und Sportinfrastruktur, Nahversorgung sowie die Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr verbessert werden. Besonderes Augenmerk liegt auf der problematischen Parkplatzsituation innerhalb der Siedlung. Lösungen sollen gefunden werden, um dem vorherrschenden Mangel an Stellplätzen zu begegnen. Ebenfalls ein wichtiger Aspekt ist das historische Erbe des Gebiets: 1943 wurde im Bereich der heutigen Siedlung Ludwigsfeld das Außenlager Dachau-Allach des Konzentrationslagers Dachau angelegt, das im Laufe der Jahre 1943/44 mehrfach erweitert wurde und von dem noch ein heute denkmalgeschütztes Gebäude erhalten ist. Ein sorgfältiger Umgang mit den vorhandenen Spuren sowie die Schaffung eines Gedenkorts werden bei den weiteren Planungen berücksichtigt.
Schon vor den vertiefenden Untersuchungen und der Entwicklung des Strukturkonzepts sollen die Bürger einbezogen werden: Vertreter des Referats für Stadtplanung und Bauordnung und der Eigentümer stellen die grobe Strukturskizze bei vier Rundgängen durch die Siedlung vor und nehmen das Ortswissen und die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf.
Die Spaziergänge finden am 29. August und 5. September jeweils um 17 Uhr, am 20. September um 16 Uhr und am 21. September um 11 Uhr statt. Interessierte können sich per E-Mail an info@ludwigsfeld-im-dialog.de anmelden.
Im Oktober ist ein Bürgerdialog geplant, bei dem die Rückschlüsse aus den Rundgängen und allgemeine Informationen zum Projekt vorgestellt und diskutiert werden. Der Termin wird noch bekannt gegeben.
Mehrere Ludwigsfelder verfolgten die öffentliche Stadtratssitzung ab 14 Uhr und harrten bis zur Abstimmung um 19 Uhr auf den unbequemen Bänken der Besuchertribüne aus. Interessant ist es schließlich, mit welchen Stimmen die Beschlussvorlage abgesegnet wird – die nächste Kommunalwahl steht ja bevor. Obwohl die seitens Iglu vorgebrachten Bedenken anerkannt wurden, stimmten SPD und CDU, gegen die Stimmen der Grünen, für die Beschlussvorlage. Weder SPD, CSU oder das Planungsreferat (Stadtbaurätin Elisabeth Merk war anwesend) sind auf die Fragen und Bedenken inhaltlich eingegangen. Lediglich eine umgehende und qualitätsvolle Bürgerbeteiligung wurde ausdrücklich gefordert – aber die stand eh schon in der Beschlussvorlage.
ReinhardKrohn meint
Beim nochmaligen Überlesen dieses Berichtes vom 19. Juli über den Beschluss des Strukturkonzepts für die Siedlung Ludwigsfeld stellte ich für mich fest, dass ich mit dem Satz „Die Siedlung solle nach Ansicht des Ausschusses für Stadtplanung und Bauaordnung des Stadtrats „städtebaulich verträglich verdichtet …..“ werden ein echtes Verständnisproblem habe.
Was steckt denn in Wirklichkeit hinter diesem gespreizten Begriff und was sollen die Bürger von Ludwigsfeld daraus herauslesen??
Der Begriff „menschlich verträglich“ hätte vermutlich einen ganz anderen Hintergrund. Aber dieser ist bei den Planungs- und Bauoberen unserer Landeshauptstadt leider nicht gefragt. Die heutigen Planungs- und Baufehler – mit immer weiteren Verdichtungen und Verschattungen – werden in späteren Jahren nicht mehr zu tilgen sein. Dann werden die betroffenen Menchen damit leben müssen. Und keine der heutigen Politikerinnen und Politiker werden dann für diese Siedlungs- und Bausünden, die auf ihr Konto gehen, zur Verantwortung gezogen werden.