In der Eggarten-Siedlung selbst, obwohl um ihr Schicksal weiter gerungen wird und engagierte Bürger das Areal noch nicht kampflos der CA Immo sowie der Büschl-Gruppe zur Bebauung überlassen wollen, herrscht derzeit idyllische Ruhe. Die Gartenpächter mähen ihren Rasen wie immer, sie hegen und pflegen ihre Blumen, ziehen ihr Gemüse groß, ernten Obst, genießen ihr kleines Paradies in der hektischen Großstadt, lauschen dem Vogelgezwitscher … Und doch haben aufmerksame Eggartler in den letzten Tagen eine kleine Veränderung bemerkt.
Die von den Pächtern inzwischen aufgegebenen Häuschen, die alle einen Dörnröschenschlaf zu halten scheinen und dabei immer mehr verfallen, sind seit ein paar Tagen mit einem großen blauen Punkt markiert. Das bunte Kennzeichen prangt entweder am Haus selbst oder am Gartenzaun. Wer hat die bunten Farbkleckse dort angebracht und dabei noch einmal deutlich die Hausnummer vermerkt? Wozu? Warum?
Wir werden zu Beginn der Woche bei der CA Immo nachfragen, welche Bewandtnis es mit diesen blauen Punkten hat.
Aktualisierung vom 19.8.2019:
Recherchen von Eggarten-Befürwortern haben inzwischen ergeben, dass die blauen Punkte an diejenigen Häuser angebracht wurden, die es zu entrümpeln gilt. Entrümpelt wird seit heute Vormittag. Die Arbeiter kalkulieren für jedes Haus einen Tag – die Arbeiten sollten also in zwei Wochen abgeschlossen sein. Ob danach die Häuser abgebrochen werden, das konnten die vor Ort tätigen Arbeiter nicht sagen, sie seien nur fürs Entrümpeln zuständig. Und entrümpelt werde, damit keiner wild daran mehr wohnen könne. Auf eine offizielle Antwort seitens der CA Immo warten wir immer noch.
Aktualisierung vom 21.8.2019
Inzwischen hat uns das Statement der CA Immo erreicht. Danach werden die verlassenen Häuser entrümpelt, weil sich in den verlassenen Gebäuden teils sehr viel Müll und Unrat finden. Dieser lädt Ungeziefer, Ratten etc. ein und stellt auch teils eine Gefahr dar. Die CA Immo hat für die Gebäude ja auch eine Verkehrssicherungspflicht, der man unter anderem durch das Entrümpeln nachkomme. Die Maßnahmen sind laut CA Immo mit der Unteren Naturschutzbehörde im Vorfeld abgestimmt worden. Zudem hat vorneweg ein biologischer Fachgutachter die Gebäude besichtigt und untersucht, um gegebenenfalls dem Natur- und Artenschutz Rechnung zu tragen. Erst nachdem das Gutachten keine Bedenken ausgewiesen hatte, habe man mit der Entrümpelung begonnen. Zunächst werden die Häuser entrümpelt und auf Schadstoffe untersucht. Baufällige Gebäude werden im Anschluss zurückgebaut.
Dass sich in den Gebäuden so viel Unrat, Müll und Dreck finden, liegt zum einen daran, dass die verlassenen Gebäude teilweise von Obdachlosen genutzt wurden, die einfach Dinge liegen ließen. Zum anderen waren Pächter schon alt und gebrechlich und ohne Unterstützung von Kindern nicht mehr dazu in der Lage, ihre Häuser ordnungsgemäß zu räumen. Mit wieder anderen Pächtern hatte die CA Immo vereinbart, dass sie einfach alles stehen und liegen lassen könnten. Und genauso schaut es nun halt auch aus. Wir werden morgen neue Fotos nachliefern.
Georg Aschauer meint
Sehr intessant, dass es doch einige Menschen gibt, die sich für den Eggarten einsetzen. Es müsste doch möglich sein, das Eggartengelände so zu gestelten, dass es von möglicht vielen Menschen genutzt werden kann.
Heute fahren Eltern stundenlang mit dem Auto, um ihren Kindern Naturerlebnisse zu bieten. Eine Alternative dazu könnte der Naturraum Eggrten sein.
Der Eggarten würde sich wunderbar für einen „Naturerlebnisraum für Kinder“ eignen. Der einmalige stadtinegrierte Naturraum könnte so gestaltet werden, dass Stadtkinder Natur erfahren und schätzen lernen.
Wie der Englische Garten als städtischer Naturfreiraum erhalten bleibt, so könnte auch der Erlebnisraum Eggarten ein „Alleinstellungsmerkmal“, für eine kinderfreundliche Stadt werden.
Goaßzipfe meint
Sehr geehrter Herr Aschauer,
ich kann Ihnen voll und ganz zustimmen.
Aber unsere Kommunalpolitiker setzen sich lieber für Einrichtungen wie die Beerencafes ein, die z. T. illegal betrieben werden. Eben mit dem Argument hier hätten Kinder ein Naturerlebnis.
Unsere Gesellschaft und unsere Politik wird immer blöder.
Michael Sailer meint
Es ist bezeichnend, daß das eigentlich zuständige Kommunalreferat auf Anfrage von der „Entrümpelung“ und dem geplanten Abriß nichts wissen will. Andererseits patrouilliert das Baureferat mehrmals täglich mit zwei bis drei Wägen in den betroffenen Straßen. Und reagiert auf Anfragen nicht. Wenn es dann zu spät ist, hat mal wieder niemand etwas mitbekommen.
Angelika Luible meint
Was für ein Frevel ! –
Es wir kein Baum, kein Strauch stehen bleiben !
Keine Heuschrecke überleben –
Sehen Sie sich bitte noch einmal die großen wunderschönen 100-jährigen Eichengruppen an – alles wird verschwinden
für „WACHSTUM WACHSTUM WACHSTUM “
für „BAUEN BAUEN BAUEN“
O-Ton unserer kurzsichtigen Politiker
Karin S. meint
Es fühlt sich an wie Ohnmacht. Was kann man tun? Muss man es noch mehr an die Öffentlichkeit bringen? Eine Demo? Man muss sich doch wehren können??
Marlies und Günter Gaupp, München-Lerchanu meint
Es ist nicht zu glauben: Während alle Welt, zumindest der vernünftige Teil, um Klimaschutz, Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt, Erhalt von Grünflächen und Bäumen usw. kämpft, stecken die Verantwortlichen der Landeshauptstadt München ihre Köpfe in den Sand, um nicht mit ansehen zu müssen, was sie da anrichten!!! Mit dem unsäglichen Stadtratsbeschluss zum offensichtlich längst mit den Investoren abgesprochenen Strukturkonzept sind alle politischen Dämme gebrochen und der wilden Vernichtung des Eggartens Tür und Tor geöffnet.
Da werden den Bürgern „Wohltaten“ aus der Bebauung (Kita, Sportanlagen, Einkaufsmöglichkeiten, Nahverkehr, etc. versprochen, die es ohne die Bebauung des Eggartens überhaupt nicht bräuchte!
Für wie dumm werden die Bürger gehalten oder sind sie bzw. viele von ihnen es tatsächlich? Wo bleibt der große Aufschrei aus der Lerchenau, z. B. vom Bürgerverein und Siedlerverein, wenn in der unmittelbaren Nachbarschaft ein Naturparadies vernichtet wird???
Viele sagen, so kann der Eggarten sowieso nicht bleiben. Aber so müsste er auch ohne Bebauung nicht bleiben. es wäre durchaus denkbar, ihn im Grundbestand mit Leben zu erfüllen, z. B. weiterhin gärtnerische Nutzung, auch Imkerei, mit öffentlichem Zugang. Denkbar wäre vor allem auch die Ansiedlung einer Künstlerkolonie, die vorhandene Gebäude durch Renovierung und geringfügige Veränderungen für ihre Zwecke als Atelier, Werkstätte, Übungsraum u. dgl. nutzen könnte. Aber derlei sinnvolle und sinnstiftende Alternativen kommen den maßgebenden Münchner Stadträten gar nicht in den Sinn, der völlig vernebelt ist von dem einzigen Gedanken „Bebauung auf Teufel komm raus“.
Schämt Euch!!!
Pfui CSU (ausgenommen Stadtrat Sauerer), vor allem Sitzungsleiter Pretzl, pfui SPD ausnahmslos, insbesondere OB Reiter, der sich in der entscheidenden Stadtratssitzung feige vom Podium gemacht hat. Die Quittung der Bürger wird hoffentlich bei der Stadtratswahl im nächsten Jahr erfolgen. Da brauchen sich die etablierten Parteien über Politikverdrossenheit nicht zu wundern.
Carsten Trinitis meint
Volle Zustimmung, auch zum letzten Satz! Und da würde ich sogar noch ein Stück weiter gehen: Ich halte ein derart überhebliches und ignorantes Verhalten seitens der Verantwortlichen inzwischen sogar für demokratiegefährdend.
Birgit Sasowski meint
Das sollten eindeutig denkmalschutzwürdige Häuser sein, auf jeden Fall haben sie eine sehr lange Geschichte vorzuweisen und man sieht geschnitzte Holzelemente und interessante Dachformen. Nur weil die Fenster irgendwann nicht denkmalgerecht getauscht worden sind, sollte das keinesfalls ein K.o.-Kriterium sein. Man stelle sich obige Häuser mit den entsprechenden passenden Holzfenstern vor und etwas hergerichtet – gibt es etwas Schöneres direkt am Rande Münchens in Kombination mit einem artenschutzwürdigen Naturpark voller Tiere, spannender Insekten, besonderer Vögel, Lurche, Salamander etc. und einem phänomenalen Baumbestand!?! In Zeiten der Klimaerwärmung und der Überhitzung der Großstädte mit einem immer größer werdenden Verkehrsaufkommen ist der Erhalt dieses kleinen Naturreservats eine Pflichtaufgabe für die Stadt München. Die Stadt München möge diesen intakten Naturpark aufkaufen und der Bevölkerung zur Erholung zur Verfügung stellen.
snoopypeanuts1 meint
Schade um die netten Häuschen…einige davon sind noch gut erhalten..Warum müssen die jetzt weg??? Will man hier die Fledermäuse ausquartieren??? Oder einfach ein Zeichen setzen???
epharly meint
Das Schlimmste ist zu befürchten!! Die Zerstörung der Eggarten-Siedlung beginnt!!! Wir brauchen dringend weitere Unterstützung von Entscheidern!!!
Sabine Kiermaier meint
Da liegt der Verdacht nahe, dass die CA Immo auch ohne Genehmigung bereits vollendete Tatsachen schaffen und den Bürgerinitiativen den Wind aus den Segeln nehmen will. Blau markierte Häuser werden einfach abgerissen. Das Prinzip funktioniert fast immer in München, ob es sich um Bäume, Hecken oder Häuser handelt, siehe beispielsweise das Uhrmacherhäuschen in Giesing oder das Türmchen auf der alten ehemaligen Glockengießerei in der Mitterhofer Straße. Die Stadt schaut zu und lässt gewähren, weil Investoren hier offensichtlich das Sagen haben!