Am Samstag, den 7. September und damit erneut nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres fand zum achten Mal die Ausbildungsmesse „Last Minit“ im Kulturzentrum 2411 statt, zu der wieder zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene, nicht nur aus dem 24. Stadtbezirk, sondern aus ganz München und der Metropolregion, kamen.
Knapp 40 Aussteller (ein paar waren kurzfristig verhindert) hatten an diesem Samstagvormittag ihre Messestände in den Räumen der VHS sowie im Saal ein Stockwerk höher aufgestellt. Die meisten Aussteller waren schon die Jahre zuvor mit von der Partie, andere wie der junge Stefan Holzner von der Metzgerei Holzner – mit seinen 23 Lenzen ist er bereits Metzgermeister! – kamen erstmals. Wobei Holzner den Weg von Pliening (dort ist der Familienbetrieb beheimatet) nach Feldmoching/Hasenbergl gut kennt, da er bei großen Festen immer mal wieder Feldmochinger Vereinen unter die Arme greift mit seinem Catering und Partyservice, etwa in Form von Schweinebraten und Leberkäs. Acht Familienmitglieder und fünf „Externe“ (darunter zwei Nigerianer, die seit fünf beziehungsweise einem halben Jahr im Betrieb als Helfer mitarbeiten, wegen ihrer immer noch schlechten Deutschkenntnisse aber leider bislang nicht reif für die Berufsschule und damit für einen Ausbildung sind) machen die Metzgerei zu dem, was sie ist. Metzgermeister Huber sucht heuer vor allem Azubis für den Verkauf und fürs Metzgerhandwerk.
Am Stand der Schalttechnik Nord, eines Unternehmens, das sich auf Schalt- und Energieversorgungsanlagen sowie die entsprechende Wartung spezialisiert hat und das u. a. Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik sowie eine Kauffrau fürs Büromanagement sucht, redete sich Cindy Honnig genau deshalb fast den Mund fusselig. Denn der Stand war phasenweise von Scharen junger, erwartungsvoller Männer (Interessentinnen ließen sich zumeist an einer Hand abzählen) aus aller Herren Länder umlagert. Honnig versuchte den jungen Leuten (sehr oft begleitet von einem deutschsprachigen ehrenamtlichen Helfer, professionellen Sozialpädagogen oder engagierten Lehrer) eindringlich klar zu machen, dass sie für die Ausbildung wirklich gute Deutschkenntnisse brauchen, um in der Berufsschule zu bestehen und im Team vernünftig mitarbeiten zu können. Trotzdem hätte sie „nicht gedacht, dass es so gut läuft“ und macht sich auf einer Bewerbungsmappe eine kurze Notiz.
Mit insgesamt 923 Besuchern kamen im Laufe des Vormittags heuer deutlich weniger Ausbildungssuchende zur Messe als in den letzten Jahren. 2018 hatten die Organisatoren, die Münchner Volkshochschule und das Referat für Arbeit und Wirtschaft mit den Kooperationspartnern Handwerkskammer für München und Oberbayern, IHK München und Oberbayern sowie der Agentur für Arbeit München, mit 1.258 Teilnehmern das gute Ergebnis der letzten beiden Jahre noch einmal um 100 Personen übertreffen können. Heuer hingegen haben offensichtlich viele Schulabgänger ob der guten Lage auf dem Ausbildungsmarkt schon im Vorfeld einen Ausbildungsplatz ergattert.
Zudem waren heuer auch etwas weniger Firmen auf der Messe präsent (2018 waren es noch 50 Unternehmen und Organisatoren gewesen) und das ein oder andere Unternehmen rekrutierte auch bereits für 2020 und will seine künftigen Azubis im Rahmen eines Praktikums vorab gerne erst mal kennenlernen.
Aber am Stand der Accor/Ibis-Hotels, die für ihre diversen Häuser vom Hotelfachmann/frau über den Koch bis hin zur Fachkraft im Gastgewerbe noch Azubis suchen, könnte es für einen 16-jährigen hochgewachsenen, türkischstämmigen Jungen noch mit einem Ausbildungsplatz geklappt haben. Der arg aufgeregte junge Mann, gewandet in Anzug und Krawatte (äußerst selten an diesem Vormittag) und in Begleitung seines Herrn Papa, hatte zwar ein recht gutes Realschulzeugnis und erste Kenntnisse im Gastrobereich vorzuweisen (der Vater führt selbst ein Lokal), aber noch keinen Ausbildungsplatz. Wir drücken ihm die Daumen!
P.S.: Die hippe Idee der VHS-Mitarbeiter, dass sich die angeblich heute so technikaffinen Jugendlichen mithilfe eines QR-Codes doch gleich die Ausstellerliste auf ihr Handy laden könnten und man ihnen kein Papier mehr in die Hand zu drücken brauche, ging übrigens nicht auf! Die meisten Jugendlichen verlangten, leicht irritiert, nach der Ausstellerliste in Papierform!