Uns hat mal wieder ein Leserbrief erreicht zu „dem“ Thema unserer Zeit – neben dem Klima -, das nicht nur die Münchner umtreibt.
Wenn, wie prognostiziert, in den nächsten 10 Jahren 300 000 Menschen nach München kommen, dann müssen wir bauen, bauen, bauen, und zwar möglichst dicht, und möglichst hoch… Aber – abgesehen davon, dass ich persönlich dann ganz sicher nicht mehr hier leben möchte, und Reißaus nehmen würde (wie schön für mich, dass ich beruflich nicht an München gebunden bin – andere müssen ausharren) – sollten wir uns Folgendes fragen:
• Warum wächst München so exzessiv?
• Wollen wir das?
• Wollen wir uns wirklich mit Manhattan, Paris oder London vergleichen? Wollen wir uns in diese Richtung entwickeln? (Es ist ein großer Unterschied, ob man man für ein paar Tage Urlaub macht in einer dieser Millionenstädte, oder ob man sein Leben dort verbringt /verbringen muss.)
• Auch, das sollte schon nachdenklich machen: sind die Mieten dort keineswegs billiger: im Gegenteil: in London bezahlt man etwa dasselbe wie in München – pro Tag!
• Kann man etwas dagegen unternehmen? / Wollen wir etwas dagegen unternehmen?
Zurück zu Frage 1 (Warum wächst München):
Das Wachstum Münchens ist kein Naturgesetz. Es geht auch nicht darum, dass 300 000 Flüchtlinge vor den Toren Münchens stehen, Ausgebombte, Vertriebene…. In diesem Falle würde ich das letzte Fleckchen Grün opfern, um diesen Menschen Zuflucht zu gewähren.
Aber darum geht es nicht. München wächst vor allem, weil unser Oberbürgermeister und unsere Stadtregierung dies will: Aus Prestigegründen, ( „Boomtown München“ / „Metropolregion München“) und wegen des unüberlegten Gierens nach Gewerbesteuern (die wir brauchen, um das Wachstum und seine Folgen zu finanzieren!!). Deshalb wird auf Immobilienmessen für München geworben, werden große Firmen angelockt, werden Büroräume gebaut und viele neue Arbeitsplätze – meist im hochpreisigen Sektor – geschaffen. Das „Personal“ , die Menschen, die die wachsende Stadt am Laufen halten, die Erzieher, Krankenpfleger, Verkäufer und sonstige Bedienstete, akquirieren wir frech aus dem In- und Ausland. Dadurch feuern wir nicht nur das Wachstum Münchens kräftig an sondern erzeugen auch kaum mehr zu bewältigende Pendlerströme: Berufspendler, aber auch Freizeit- und Wochenendpendler – denn je mehr Erholungsflächen in der Stadt verloren gehen, umso mehr Menschen machen sich in ihrer Freizeit auf den Weg hinaus ins Grüne, um wenigstens für ein paar Stunden frische Luft zu schnappen.
Darüber hinaus ist es unfair und egoistisch, anderen Regionen und Ländern die ausgebildeten, jungen und tüchtigen Menschen abzuwerben. In den Abwanderungsgebieten ergeben sich dadurch große Probleme.
Auch die Nähe der Politik zu Investoren spielt beim Wachstum unserer Stadt eine ganz entscheidende Rolle. Wer profitiert von den Türmen an der Paketposthalle????? Ganz sicher nicht der Münchner.
Wer es mal wieder wagt, in die Innenstadt zu fahren, der erlebt etwa am Marienplatz schon heute ein unerträgliches Gedränge und Geschiebe. Wie wird das erst, wenn noch einmal 300 000 Menschen dazukommen? Und wohin mit dem ganzen Verkehr?
Wachstum ein kein Naturgesetz. Grenzenloses Wachstum gibt es nicht in der Natur. Falls ja, nennen Mediziner das Krebs. Grenzenloses Wachstum ist ungesund…
Wo ist das Ende????
Das sollten wir Wachstumskritiker gebetsmühlenartig anprangern und hinterfragen!
Bernd meint
März 2020: München-Liste wählen! http://www.muenchen-liste.de
Reinhard Krohn meint
Derartige Leserbriefe sollten m. E. auf dem schnellsten Wege an unseren Herrn OB Dieter Reiter und an alle grenzenlos „expandierenden“ Stadträte/Innen weiter gereicht werden..
Ganz selbstverständlich muss unsere Stadt München überhaupt nicht so ungebremst wachsen, wie dies unsere Politiker teilweise wollen und gezielt anstreben. Der Begriff „Wachstum“ wird nach meiner Überzeugung leider für die Bereiche der modernen und denoch lebenswerten Gesellschaftsordnungen in den städtischen und ländlichen Bereichen kaum bzw. überhaupt nicht sorgfältig und verantwortungbewusst genug definiert. Es müsste gar nicht sein, dass mit der ungebremsten Überfüllung unserer Stadt München und deren Umland zugleich eine sehr bedenkliche Entvölkerung und schließliche Verödung ganzer stadtentfernter Landstriche in unserem Land – und darüber hinaus – verbunden ist. Warum sind in unserer Zeit so viele Politiker (übrigens, mit unserer Wählerstimme!) so uneinsichtig? Wer von ihnen einmal auf den eingeschlagenen Trip eigeschworen ist, wird wohl kaum noch zu einer besseren Einsicht und Vernunft zu bekehren sein.
Also: Wir dürfen ja am 15. März 2020 in München unseren Oberbürgermeister und den Stadtrat neu wählen. Tun wir Wähler dies eben mit mehr bürgerlicher Weitsicht und Verantwortung. Die Hoffnung stirbt zuletzt !!