Am Donnerstag, den 29. Januar veranstalteten die drei CSU-Ortsverbände Feldmoching, Hasenbergl und Lerchenau im Feldmochinger Hof eine Wahlveranstaltung – mit ihrer Frontfrau, der OB-Kandidatin Kristina Frank. Die hatte sich, im Gegensatz zu ihren beiden großen Konkurrenten OB Reiter und Katrin Habenschaden, die Zeit genommen, nach Feldmoching zu fahren für einen „Impulsvortrag“ zu den zwei wichtigsten Wahlkampfthemen „Wohnen/Bauen“ und „Mobilität“, in denen sich zwischen den Parteien auch die größten Unterschiede zeigen. Anschließend stellten sich die Stadtrats- und die BA-24-Kandidaten dem Publikum vor. Wir bringen im Folgenden einen Auszug aus unserem Bericht im Lokal-Anzeiger Nr. 3
Kristina Frank, ein Münchner Kindl, wie sie gerne betont, in Obermenzing aufgewachsen, in Neuhausen wohnend, ehemals Staatsanwältin und Richterin, nun Kommunalreferentin und Stadtministerin, Mutter eines kleinen Jungen, 37 Jahre jung, ist stolz auf ihre Heimatstadt, die eine europäische Kulturmetropole sei und die es sich nicht leisten könne, sich aus dem globalen Wettbewerb herauszunehmen. Denn Stillstand sei auf längere Sicht Rückschritt und eine Situation wie im Osten wolle sie nicht.
Und dennoch merke auch sie, dass die Stadt unglaublich gestresst sei, merke den Wandel, den Druck, die Hypothek, die das Wachstum des letzten Jahrzehnts mit sich gebracht habe. Ihre Diagnose: 24 Jahre Rot-Grün hätten eine riesige Bugwelle an Infrastruktur- und Wohnungsrückstau verursacht. Die CSU habe in den letzten fünfeinhalb Jahren, in denen sie mit der SPD in München regierte, nur im Reparaturbetrieb gearbeitet, um den vorgefundenen Saustall etwas aufzuräumen.
Goldene 20er-Jahre oder sozialdemokratische Tristesse
Neue Wohnungen zu bauen, das hält auch Frank für dringend geboten, aber dies müsse mit Sinn und Verstand geschehen, mit Augenmaß und bezogen auf jedes Stadtviertel, um dessen Charakter zu erhalten. Ihre Ideen für mehr Wohnraum? Die Häuser innerhalb und entlang des Mittleren Rings um zwei Etagen aufstocken. Das erbringe Platz für 100.000 Menschen und sei besser, als die Gartenstädte immer weiter zu verdichten. Ferner möchte sie „neue“ Baulandflächen ermitteln, worunter sie nicht zwangsläufig unbebaute Flächen versteht, sondern nicht mehr oder nicht gut genutzte. Parkplätze, Wertstoffhöfe oder beispielsweise die A96 und die hässliche Verkehrsschneise der Stammstrecke könnten nach ihren Vorstellungen überbaut werden. Auch stelle sich die Frage, ob man wirklich alle Gewerbeansiedlungen brauche oder nicht auch dem Umland etwas Gutes zukommen lasse.
Ein Mietendeckel, wie vom Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen, ist in ihren Augen hingegen kein zielführender Weg aus der Misere. Dementsprechend hält sie auch nichts von einer SEM mit der drohenden Enteignung in der Hinterhand, das sei Best-of der sozialistischen Mottenkiste.
Angesprochen auf die geplante Bebauung des Eggartens erklärte sie, dass man nicht überall nach den Floriansprinzip handeln könne. Zudem sei das Areal in Privatbesitz und die ihr bekannten Pläne sähen viel Grün vor, das dann von mehr Menschen als heute genutzt werden könne. Zudem wolle man Bäume und ortsbildprägende Häuser weitgehend erhalten. Zum Ausgleich würden die Investoren viel bezahlbaren genossenschaftlichen Wohnraum schaffen und 15 % davon, so die Forderung der CSU, sollten den örtlichen Bewohnern zur Verfügung gestellt werden.
Angesprochen auf die geplante Bebauung in Ludwigsfeld, entgegnete Frank, dass sie es unsäglich halte, dass der OB nicht vorbeikomme und mit den Ludwigsfeldern spreche. Wohnungsbau sei wichtig, aber dann müsse man auch Geschenke mitbringen für die, die schon da seien und denen man an einer Stelle etwas wegnehme.
Was Kristina Frank in Sachen Verkehr zu sagen hatten und die Vorstellung der CSU-Stadtrats- wie der BA-24-Kandidaten lesen Sie in der eben erschienenen Ausgabe 3/2020. Dort finden Sie übrigens auch einen Bericht von der Pressekonferenz der München-Liste, bei der diese ihre Stadtrats- und BA-Kandidaten vorstellte.
redaktion meint
Frau Frank spricht offensichtlich ihren Zuhörern nach dem Mund. Im Immobilien-Newsletter mit Nachrichten aus dem Kommunalreferat und den aktuellen Zahlen zum Immobilienmarkt München hat Frau Frank jedenfalls was anderes gesagt als in Feldmoching. Hier ein Ausschnitt:
„An den Stadträndern gibt es Flächenpotentiale, welche die Stadt gerne entwickeln würde. Diese Vorhaben erfordern einen längeren Vorlauf, da die Grundstücke nicht alle der Landeshauptstadt München gehören. Mit den jeweiligen Eigentümern muß man sich an einen Tisch setzen. Bei der Planung von neuen, großen Stadtentwicklungsgebieten ist es außerdem extrem wichtig, die Anwohnerschaft von Anfang an einzubinden. Menschen, die dort wohnen, müssen mitreden dürfen, wie sich ihre Nachbarschaft entwickelt. Transparenz schafft Vertrauen. Stadtplanung bedeutet nicht, nur Wohnraum zu schaffen. Unser beson- ders Augenmerk richtet sich deshalb auf ganzheitliche Infrastrukturplanungen. Ohne Verkehrskonzept, Schulpla- nung oder Einkaufsmöglichkeiten könnten neue Viertel sich nicht versorgen und auch nicht einfügen.“
Hier können Sie den Immobilien-Newsletter ansehen:
https://lhm-author.muenchen.swm.de/rathaus/dam/jcr:4ae4d1c3-3fee-494a-a795-70eb7b38cb6f/immonewsletter_04_2019.pdf