Über ihren toten Freund, den Baum sang 1968 die Sängerin Alexandra mit ihrer sehr eigenen, tiefen Stimme: Mein Freund der Baum ist tot /
Er fiel im frühen Morgenrot / Du fielst heut früh ich kam zu spät / du wirst dich nie im Wind mehr wiegen / du musst gefällt am Wegrand liegen / und mancher der vorrübergeht / der achtet nicht den Rest von Leben /und reißt an deinen grünen Zweigen …
Heutzutage käme Alexandra aus ihrem Herzschmerz gar nicht mehr heraus: Baumfällungen bei der Paul-Preuß-Str. 17, dort wo jetzt noch das alte „Bajazzo“-Häuschen aus vorvergangener Zeit steht und demnächst moderne Reihen- und Doppelhäuser ein weiteres Grundstück weitgehend versiegeln werden; Baumfällungen bei der Eduard-Spranger-Schule – dort wurden heute 26 gefällte Bäume sowie Gehölz abtransportiert. An der Georg-Winkler-Str. 8 warten die letzten Bäume auf ihre Fällung, auf dass entlang der Dülferstr. gen Westen bald alle Bäume entfernt sein werden. Und an der Feldmochinger Str. 433 – 443 war gestern für die Nachbarn ein rabenschwarzer Tag, weil dort im großen Stil Obstbäume, ein Spitzahorn, mehrere Vogelkirschen – insgesamt an die 22 bis 24 Bäume – gefällt sowie eine rund 100 m lange und 3,5 m hohe Flieder-/Holunderhecke entfernt wurde. Ein trostloser Anblick (siehe das Aufmacherfoto). Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde, von aufgebrachten Anwohnern informiert, waren zwar vor Ort, aber …
Auf dem Areal will ein Bauträger zwei Häuser mit insgesamt 32 Wohneinheiten errichten. Eine Baugenehmigung, so haben alarmierte Anwohner von der LBK erfahren, liegt noch nicht vor. Und wird womöglich noch einige Zeit dauern, da sich die Erschließung des Hammer-Grundstücks sowie die Realisierung der Feuerwehrzufahrt schwierig gestalten dürften. Aber mit den Baumfällungen kurz vor Beginn der Vogelbrutzeit am 1. März wurden halt Fakten geschaffen.
Da mag man den Jubelmeldungen in der heutigen Rathaus-Umschau irgendwie nicht mehr recht trauen, wenn es heißt: „Das städtische Grün wächst“. In der gleichnamigen Ausstellung, die das Baureferat bis 27. März im Technischen Rathaus zeigt, wird eine „blühende Bilanz“ dargestellt, die „mit bemerkenswerten Zahlen und eindrucksvollen Beispielen“ beweise, „wie das städtische Grün sowohl quantitativ wie qualitativ in den letzten zehn Jahren gewachsen ist“. Im 24. Stadtbezirk jedenfalls nicht!
Redaktion@la24muc.de meint
Wir haben gestern bei einer Veranstaltung die zuständige Baumschutzbeauftragte des BA nach diesem Thema befragt. Der BA hat den Baumfällungen schon vor einiger Zeit zugestimmt, unter der Maßgabe dass gebaut wird und dass für die geschützten Bäume Ersatzpflanzungen erfolgen. Allerdings: Der BA hat hier nur Anhörungsrecht. Wenn die Untere Naturschutzbehörde den Fällungen bereits zugestimmt hat, dann …
Eine Baugenehmigung, so haben wir zumindest von den Anwohnern gehört, liegt momentan noch nicht vor.
JBau meint
Danke für die Information. Betrifft die Zustimmung des BA das Grundstück an der Feldmochinger Str., Grashofstr., Kaffeemühlenhaus Lerchenauer Str. oder ist das eine rein informelle, allgemeine Aussage?
Bernd meint
Ja, das wäre schon interessant, ob es alle Rodungen betrifft! Wenn nicht, sollte die Beauftragte schnellstens aktiv werden. Kann die Redaktion nachfragen?
Der BA bekommt ja nichts mit, wenn kein Antrag gestellt wurde.
Redaktion meint
Also unsere Antwort galt zunächst einmal für die Feldmochinger Str. Da gab es im Laufe des letzten Jahres einen Antrag auf Baumfällungen im BA, dem dieser unter der Maßgabe, dass eine Bebauung erfolgt, zustimmte. Der Fällung von Obstbäumen muss nicht zugestimmt werden. Und von einer hohen und langen Flieder-/Holunderhecke war damals auch nicht die Rede.
Das Kaffeemühlenhaus war schon vor einigen Jahren einmal im BA. Auch hier stimmte der BA meiner Erinnerung nach der Fällung zu, wenn gebaut wird. Wenn hier Fällungen vorgenommen wurden, ist der Verkauf nun offensichtlich über die Bühne gegangen. Wir werden hier einmal nachfassen!
Für alle Baumfällungen aber gilt: Der BA hat nur ein Anhörungsrecht!!! Die Entscheidung liegt immer bei der Unteren Naturschutzbehörde!!
Hans Dampf meint
Grashofstraße 23 erfolgte ebenfalls ein kompletter Kahlschlag.
Büsche und Bäume…. alles weg…
JBau meint
Beim Kaffeemühlenhaus in der Lerchenauer Straße wurden am Samstag alle Bäume gefällt.
Wie kann denn so etwas genehmigt werden? Der Lokalanzeiger hatte im letzten Jahr darüber berichtet, dass evtl. ein Beherberungsbetrieb, ähnlich wie das Haus Grashof entstehen soll. Passiert dies jetzt? Würde mich nicht wundern, dass dann die Genehmigung die Bäume zu fällen schnell durchgewunken wird. Ersatzpflanzung gibt es wahrscheinlich keine 🙁
Apropos Ersatzpflanzung. Für die beiden Ampelanlagen an der Georg-Zech-Allee wurden zig Bäume gefällt. Jeder Otto-Normal-Verbraucher muss Ersatzpflanzungen vornehmen! Wo macht in diesem Fall die Stadt München dies? Das neue Gymnasium hat ein Flachdach… warum ist hier keine Dachbegrünung erfolgt?
Bernd meint
„Wie kann denn so etwas genehmigt werden? “
Die Frage muss lauten: Wurde das genehmigt?
JBau meint
Soweit ich weiß muss doch der BA über die Baumfällungen entscheiden.
In den Punkten der letzten öffentlichen Tagesordnungen habe ich nichts gefunden.
Bernd meint
Über was soll der BA entscheiden, wenn kein Antrag gestellt wurde?
Dann werden einfach vollendete Tatsachen geschaffen.
Kann man irgendwo nachfragen, ob eine Genehmigung erteilt wurde?
Weiß das jemand? Wäre interessant….
Bernd meint
Auch alle Bäume im Garten des Kaffeemühlenhauses gegenüber der Feldmochinger Schule wurden gestern schnell noch platt bemacht. Ob das alles rechtens war?
ReinhardKrohn meint
Die, laut Foto, von Herrn OB Dieter Reiter offensichtlich persönlich eröffnete „Ausstellung“ mit dem schönen Titel „Das städtische Grün wäschst“ ist doch angesichts des nahenden Wahltermins am 15. März eine ganz peinliche Alibiveranstaltung. Die sich häufenden Totalrodungen (siehe auch in Ludwigsfeld) für die Vorhaben einer nimmersatten und in Geld schwimmenden Baubranche bewegen sich doch längst am Rande der Legalität. Und die zuständige Untere Naturschutzbehörde? Was tut sie und was schützt sie? Diese Behörde bewegt sich offensichlich ganz „unten“ und hat ihren einstmaligen Biss zum Schutz unserer so sehr bedrohten Natur längst verloren. Das von der leider so jung verstorbenen Sängerin Alexandra überlieferte Lied „Der Baum, mein Freund – ist tot“ hat heute eine höhere Aktualität denn je!
Sonja meint
„Das städtische Grün wächst“- über dieses infame Lügenmärchen könnte man lachen, wenn es nicht so furchtbar traurig wäre. Für wie blöd halten die uns eigentlich? Jeder Münchner mit Augen im Kopf, weiß, dass das nicht stimmt und ledigöich billigste Wahlpropaganda ist! Man kann nur hoffen, dass die Münchner genau hinschauen und am 15.3. die richtige Entscheidung treffen! Den Klimanotstand nur ausrufen, genügt nicht, wir brauchen auch eine klima- und umweltschonende Politik!
Lisa meint
Im privaten Garten ist man nicht mehr Herr über seine Bäume – bekommt Ersatzpflanzungen vorgeschrieben, aber wehe, ein Bauträger kommt, da wird abgeholzt, was geht – auch entlang der Ratoldstraße wird demnächst der wunderschöne, zwar wild gewachsene Grünstreifen niedergemacht – hinten an der Bahn hab ich kürzlich einen riesigen Palmkätzchenbaum zufällig entdeckt – eigentlich ist der ja, glaub ich zumindest, geschützt, aber das nützt ihm nichts, wenn die Bagger kommen – über Jahrzehnte friedlich gewachsen und innerhalb kürzester Zeit vom Menschen vernichtet, aber wir sind ja alle grün und für den Klimaschutz …