Haben Sie schon die Briefwahlunterlagen erhalten? Prima, dann haben Sie die erste Hürde schon genommen, denn die Post kann einige Briefwahlunterlagen möglicherweise erst kurz vor dem Stichwahltermin zustellen. Und haben Sie schon gewählt? Bravo. Da haben Sie viel geschafft. Denn die Briefwahlunterlagen haben zumindest bei uns viele Fragen aufgeworfen. Offensichtlich braucht man für diese Briefwahl mehr als ein abgeschlossenes Hochschulstudium, damit man einen gültigen Stimmzettel abschickt.
Dass auf dem Wahlschein steht, dass man mit ihm entweder per Briefwahl wählen oder in ein Wahllokal gehen kann, verbuchen wir mal nicht als Versuch, unseren Geisteszustand in Zeiten von Home office, geschlossenen Theatern, Kinos und Bibliotheken und totalem Shut down überprüfen zu wollen, sondern schlicht als Lapsus. Es musste halt alles schnell gehen, da wurde nicht noch ne Lektorin drangesetzt. Hauptsache die genderkorrekte Bezeichnung „Oberbürgermeister_in-Stichwahl“ stimmt. Dass der gelbe Stimmzettel nicht so recht in den grauen Stimmzettelumschlag passt, nun ja, mit der deutschen Wertarbeit ist es heutzutage eh nicht mehr weit her. Also, nun haben wir den gelben Zettel irgendwie im grauen Umschlag und geben den nun in das rote Wahlbriefkuvert.
In das muss nun noch die „Versicherung an Eides statt – für die Briefwahl“. Schön, dass hier idiotensicher markiert wurde „Blatt entlang dieser Linie falten (Nicht abschneiden!)“! Die denken wirklich an alles, meint man. Nun doch wieder ein wenig stolz auf unsere weitsichtige Verwaltung. Doch wer den Brief entsprechend dieser benutzerfreundlichen Markierung faltet, wird schnell feststellen, so passt leider auch dieser gefaltete Zettel nicht so recht in den roten Briefumschlag, sondern ragt um ein paar Millimeterchen darüber hinaus. Aber wir wollen nicht so pingelig sein in Zeiten von so großen Krisen und wo wir doch die Welt retten müssen.
Gänzlich verwirrend ist allerdings der Hinweis auf der „Rückseite Wahlschein“ mit den vielen Pfeilen. Da wird dem wahlwilligen Bürger erläutert, wie er seinen Wahlschein in den roten Briefumschlag legen soll: „Bitte achten Sie darauf, dass diese beiden Felder in den Fenstern vom Umschlag gut lesbar sind. Das Ergebnis soll so aussehen“. Nur leider weisen unsere roten Wahlbriefe diese Fenster nicht auf???? Ob wir sie wohl ausschneiden sollen – als kleine Beschäftigungstherapie in diesen entschleunigten Zeiten????
Richard meint
Vielleicht sollten diesmal nur die Schlaueren wählen? Das wäre bei dieser Wahl zwischen Pest und Coroholera* wirklich nicht nötig gewesen…
*Wortspiel, bitte nicht korrigieren und nicht kommentieren, a bisserl Spass muss sein!
Goaßzipfe meint
All diese Missstände sind richtig beschrieben. Aber wo ist das Problem? Wenn man den in der letzten Zeit häufig bemühten gesunden Menschenverstand einschaltet und dann auch benutzt, umschifft man all diese Kippen mühelos. Die Wahl ist doch selbsterklärend, insbesondere für diejenigen, die schon öfters gewählt haben. Also, eine Promotion braucht man hierfür wirklich nicht.