Das Thema hat in den letzten Tagen etliche Gemüter erhitzt: Entlang dem Eishüttenweg sind insgesamt 46 Bäume, fast alles große Boliden mit einem enormen Stammumfang, mit einem pinkfarbenen Punkt markiert. Das verheißt gewöhnlich nichts Gutes für die Bäume. Und ja, diese Bäume werden wohl über kurz oder lang beseitigt werden müssen, da sie insbesondere bei einem Sturm eine Gefahr darstellen für die unter ihnen radelnden Menschen. Die Verkehrssicherheit muss in diesem Fall vorgehen vor der Naturschutzrelevanz.
Vergangenes Wochenende war gerade am Samstag schönes Wetter und das nutzte so mancher ansonsten Corona-gefangene Münchner für einen kleinen Radlausflug mit der Familie hinaus in die Gott sei’s gedankt (noch) nahe Natur des Münchner Nordens, um zumindest ein wenig der Enge der eigenen vier Wände zu entkommen. Und dabei stellte dann der ein oder andere fest, dass entlang dem wunderschön romantischen Eishüttenweg, eine beliebte Radlstrecke hin zum kleinen Regattasee, zahlreiche riesige Bäume mit einem pinkfarbenen Punkt versehen sind. Baumschutz ist Klimaschutz und Schutz zahlreicher Vögel und anderer Tiere, die hier ihre Behausung haben. Es spricht also vieles gegen eine Fällung der Riesen. Ganz klar. Doch der Lokal-Anzeiger hatte schon im vergangenen Jahr nach dem Pfingstunwetter darauf hingewiesen, dass von diesen hohen Bäumen Gefahren ausgehen – damals waren bereits zahlreiche Äste und Kronen abgebrochen und in die Tiefe gestürzt – und deren Überprüfung angemahnt. Und nach den Stürmen der letzten Wochen sehen die großen Hybridpappeln, alle inzwischen 60 bis 70 Jahre alt und damit wie entlang dem Würmkanal und der Pappelallee am Ende ihrer Lebenszeit angekommen, nicht besser aus.
Die Untere Naturschutzbehörde ist eng eingebunden
Die Teilnehmergemeinschaft III der Flurbereinigung Feldmoching, der dieser Naturstreifen gehört, hat uns nun informiert, dass in den nächsten Tagen hier tatsächlich Baumschutzmaßnahmen vorgenommen werden. Sprich es wird in einem ersten Schritt Totholz aus den Kronen entfernt. Außerdem müssen – Bundesnaturschutzgesetz hin oder her, das es verbietet, zwischen dem 1. März und dem 30. September Bäume, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze anzuschneiden – vier Bäume komplett gefällt werden. Denn sie sind entweder durchgebrochen oder befinden sich bereits in Schräglage. In den nächsten zwei bis drei Jahren werden die markierten Bäume dann Zug um Zug entfernt, damit es nicht zu einem unschönen Kahlschlag im wahrsten Sinne des Wortes auf einen Schlag kommt. Die Untere Naturschutzbehörde ist laut Flurbereinigung eingebunden in das Vorhaben, sie hat sich bei einer Vor-Ort-Besichtigung auch ein Bild vom Zustand der Bäume gemacht. Und natürlich wird, wenn es an die Fällung der Bäume, geht ein Biologe einbezogen, der ein Auge auf eventuelle Hochbrüter haben wird.
Ralph meint
Aufgrund der Verkehrssicherungspflicht müssen offensichtlich ganze Bäume oder Einzelteile entfernt werden, weil Standsicherheit oder ein möglicher Absturz eine Gefahr darstellen.
Dies ist nicht zu leugnen und nachvollziehbar.
Aber hier sollte eine Fällung mit Vernunft und Sachverstand durchgeführt werden. Keinesfalls ein Massaker, dem wegen überzogenen Sicherheitsanforderungen bzw. einer Ausuferung der Sicherungspflicht pauschal alle mittelgroßen und großen Bäume in der genannten Anzahl zum Opfer fallen!
Ich bin davon überzeugt, dass hier auch gesunde Bäume, deren Lebensalter mit 60-70 Jahren noch längst nicht erreicht ist, betroffen wären…
Eine Entfernung in solcher Zahl entlang des Eishüttenweges ist vermutlich auch laut Urteil des BGH (März 2004) nicht gerechtfertigt, denn der Verkehr muss gewisse Gefahren, die auf Naturgewalten beruhen und nicht durch menschliches Handeln entstehen, als unvermeidbar hinnehmen!
Also bitte: Prüfung auf verdächtige Umstände wie dürre oder beschädigte Äste, äußere Verletzungen/Beschädigungen, Eigenart der Stellung und Statik.
Wenn solche Anzeichen fehlen, liegt weder die Begründung einer Fällung vor, noch eine schuldhafte Verletzung der Verkehrssicherungspflicht, falls es dennoch durch natürliche Gegebenheiten zu Schadensfällen kommen sollte.
Übrigens wurden entlang dem Würmkanal in den letzten Jahren unter fragwürdigen Argumenten (u. a. Denkmalschutz) zahlreiche Pappeln gefällt.
Eine vermutliche Folge davon: Eine deutliche Erhöhung der Gewässertemperatur während heißer Sommermonate aufgrund mangelnder Beschattung und damit der unwiderrufliche Verlust von Fischarten, die auf “sommerkalte“ und sauerstoffreiche Gewässer angewiesen sind!!
Also muss ich Ihnen, Herr Krohn, deutlich widersprechen:
Die Natur wird Schaden nehmen!
Dies ist nur ein Aspekt, der für die meisten Menschen sicherlich schwer erkennbar ist. Und hier liegt das grundliegende Problem: Den Auswirkungen der Naturzerstörung durch unsere Gesellschaft wurde seit jeher zu wenig Bedeutung beigemessen.
Das Motto: „wird schon gutgehen“ hat uns dahin geführt, wo wir heute stehen – einem Klimawandel, der wohl nicht mehr aufzuhalten ist!!!
Baumschutz = Klimaschutz = Artenschutz !
Probaum meint
Ergänzung:
Baumschutz = Klimaschutz = Artenschutz = Menschenschutz
Ich stimme dem voll und ganz zu!
Franz Pabst meint
Ich würde gerne die Leute, die sich über die Entfernung von Bäumen, vor allem überalteten und kranken, wie hier, fragen, ob sie selbst schon einmal einen Baum gepflanzt haben. Die meisten würden wahrscheinlich antworten, sie hätten kein Land hierfür. Doch ich habe schon viele Bäume auf Land gepflanzt, das mir nicht gehört. Vier davon stehen am Eishüttenweg wie die Pappeln. Es sind gesunde, kräftige Bäume von zwei Arten, die es sonst auf dieser Strecke nicht gibt. Viel Spaß beim Suchen!
Franz Pabst
Sabine Kiermaier meint
Der Klimawandel bewirkt, dass es immer mehr Stürme gibt. Das wird sich in den nächsten Jahren noch verschlimmern. Eine Konsequenz, die daraus von der Politik gezogen wird, ist das Fällen von Bäumen. Das geschieht an Bahngleisen, Autobahnen, Straßen und auch an Radwegen.
Der Klimawandel wird durch das Fällen noch beschleunigt. Ganz nebenbei bemerkt das Artensterben ebenfalls.
Ein anderes Denken und Handeln ist dringend erforderlich! Bäume, die vor der Fällung bewahrt werden können, müssen davor bewahrt werden, auch wenn der Aufwand etwas höher ist, als ein Pauschalurteil anhand von Kriterien zu fällen, die vielleicht in den 1980er Jahren noch angemessen waren. Die genaue Prüfung, ob ein Baumstamm innen Hohlräume aufweist, kann mittels Röntgenanalyse erfolgen. Bäume können fachgerecht zugeschnitten oder abgestützt werden. Und Radwege können mit Hinweisschildern versehen werden. Da wäre eine neue Regelung möglich. Die größte Gefahr für Radfahrer sind immer noch Unfälle mit Autofahrern und nicht Bäume!
Verena Heyse meint
Das ist doch ein schlechter Witz! Dieses scheinheilige Geschwafel vom Klimaschutz und dann eine derart große Anzahl alter und für das Klima wertvoller Bäume einfach zu fällen, ist untragbar!! Kann man den Weg dann a) nicht für Radfahrer und/oder Spaziergänger sperren oder b) Baumpflege betreiben, d.h. etwa vorhandenes Todholz herausschneiden, ggf. auch gefährliche Äste, ohne gleich den ganzen Baum zu entfernen. Eine Frage wirft sich dabei auf: Weshalb waren die Bäume denn bisher nicht „gefährlich“ für Radfahrer?
ReinhardKrohn meint
Oh doch Frau Heyse, diese markierten Bäume waren zuvor auch schon für die zahlreichen Ausflügler, die bei schönem Wetter den Eishüttenweg in Richtung Norden und abends wieder heimwärts fuhren, gefährlich. Und zwar nicht nur beispielweise während und nach dem heftigen Pfingststurm 2019, sondern auch schon bei einem ganz normalen heftigen Wind. Da braucht man nur mal in die zerzausten Baumwipfel zu schauen. Immer wieder verfangen sich dort abgebrochene Äste – auch größere Kaliber – und drohen dann jederzeit auf den Eishüttenweg zu stürzen – was ja auch immer wieder geschieht. Noch ist zum Glück kein Mensch zu Schaden gekommen. 2019 mussten mehrmals abgestürzte große Äste von der Straße weggeräumt werden. Heuer sind erst vor kurzem bei dem Oststurm zwei recht mächtige Bäume aus dem Bestand in etwa drei Meter Höhe abgebrochen und auf den Weg gestürzt. Bei diesen überständigen Hybridpappeln – auch bei Weiden – sind Totholz in den Wipfeln und Schäden in den Stämmen nur schwer erkennbar. Einer der letzthin umgerissenen Bäume war innen hohl! Übrigens, es wird ja nach den Fällungen immer noch ein ansehnlicher Bestand verbleiben. Vermutlich wird auch wieder nachgepflanzt werden. Da bin ich optimistisch. Die Natur wird wohl keinen Schaden nehmen.
Hendl meint
Nachgepflanzt? Bitte nicht schon wieder diese Floskel! Es dürfte ja wohl jedem klar sein, daß es damit nicht getan ist. Wie wollen Sie bitte einen derart großen Baum, der Jahrzehnte braucht, um so viel CO2 zu binden, „nachpflanzen“?
Und übrigens heißt es „während des“ und nicht „während dem“.
Bernd meint
Liebe Frau Heyse, irgenwann stirbt jeder Baum. Und bei diesen ist es eben soweit. Das muss man einfach akzeptieren. Übernehmen Sie persöhnlich die Verantwortung, wenn etwas passiert? Und der Weg nicht da, weil gerade Teer über war. Den wollen Sie sperren? Also seriös sind Ihre Aussagen nun wirklich nicht.