Von der München-Liste erreichte uns vor ein paar Minuten folgende Pressemitteilung. Die Sitzungsvorlage Nr. 14-20 / V17560 für den Finanzausschuss am 16.06.2020 wurde aktuell in einer letzten Version vorgelegt. Die Beschlussvorlage beharrt weiterhin auf dem bisherigen Medizinkonzept der München-Klinik, Betten und Intensivbetten sowie die Notfallversorgung in der München-Klinik Schwabing drastisch zu kürzen.
Grundlage für diese Beschlussvorlage ist das Sanierungsumsetzungsgutachten vom 29.7.2015 (Sitzungsvorlage Nr. 14-20/ V03572) mit dem verabschiedeten Sanierungskonzept sowie die dazu erstellten Leitlinien, die auch weiterhin Bestand haben.
In den vergangenen Monaten hat die Corona-Krise sehr deutlich die Wichtigkeit kompetenter medizinischer Versorgung vor Augen geführt. Es war für Patient*innen und Personal lebensrettend, dass in der München-Klinik Schwabing gute Voraussetzungen für die Versorgung von Covid-19 Erkrankten bestanden. Vorbehaltlich der Analyse der Wirtschaftlichkeit soll die Infektiologie/HOKO (Kompetenzzentrum München für hochkontagiöse Erkrankungen) im Haus 3 am Standort Schwabing erhalten bleiben.
Von Seiten der Seniorenvertretung und von der Bürgerinitiative BUMS e. V. wurde bereits 2015 beantragt, die erweiterte Notfallversorgung Stufe 2 beizubehalten. Derzeit werden vom Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) die Notfallstrukturen in München analysiert. Das Ergebnis soll 2021 vorliegen!
Das Zielbild für die vier München Kliniken sind:
– Bogenhausen: umfassende Notfallversorung Stufe 3 + überregionales Notfall- & Traumazentrum
– Harlaching: umfassende Notfallversorung Stufe 3 + überregionales Notfall- & Traumazentrum
– Neuperlach: erweiterte Notfallversorgung Stufe 2 + regionales Notfallzentrum
– Schwabing: Basisnotfallversorgung Stufe 1 + lokales Notfallzentrum
– Die Versorgung der Altersmedizin soll gegenüber dem Status Quo an allen
Standorten deutlich erweitert werden.
Die palliativmedizinische Versorgung soll am Standort Harlaching mit 18 Betten konzentriert werden. Die aktuell im Krankenhaus Schwabing betriebenen Palliativbetten bleiben bis zur Fertigstellung des Neubaus in Harlaching am Standort Schwabing erhalten. Das bedeutet, dass nach der geplanten Inbetriebnahme im November 2024 die palliativmedizinische Versorgung in Schwabing reduziert oder vollständig wegfallen wird.
Als einzige München-Klinik trifft Schwabing eine erhebliche Rückstufung der medizinischen Versorgung. Und das trotz bekannter medizinischer Unterversorgung im Münchner Norden im Bereich ambulante Arztpraxen (Haus- und Kinderärzte), besonders in den Stadtbezirken 11 und 24. Die Notaufnahme ist häufig die einzige Möglichkeit der medizinischen Versorgung für die Bevölkerung.
Für die künftige Versorgung der Menschen im Münchner Norden und Nordwesten ist die erweiterte Notfallversorgung – trotz möglicher finanzieller Engpässe – extrem wichtig, damit die Landeshauptstadt München die Daseinsvorsorge im medizinischen Bereich gewährleistet werden kann. Dazu ist es dringend notwendig, dass die Notfall-Versorgung in der München-Klinik Schwabing aufrechterhalten bleibt und für die Münchner Bevölkerung weiter genutzt werden kann. Voraussetzung dafür ist, künftig ausreichend kompetentes Personal, Betten und Intensivbetten in Schwabing zur Verfügung stehen.
Die vorgelegte Beschlussvorlage ist mit mehreren „Wenn und Aber“ nicht zukunftsweisend und darf deshalb HEUTE nicht verabschiedet werden. Eine Vertagung der Entscheidung ist die einzig richtige Vorgehensweise.
Immerhin sind von den Änderungen in der München-Klinik Schwabing ca. 20 bis 25 % der Münchner Stadtbevölkerung betroffen.
Wolfi meint
Das zeigt wieder mal überdeutlich, wie wichtig der Stadt München der Norden ist. Aber dass wir hier in den nächsten Jahren mehrere Neubaugebiete mit zus. mehreren Tausend Einwohnern haben werden, ist denen noch nicht aufgefallen. Oder bekommen wir ein eigenes Krankenhaus?
Als Grundstücksbereitsteller sind wir gut genug.
Münchner Kindl meint
Wahrscheinlich wird uns die Schaffung von notwendigen besseren und weiteren medizinischen Kapazitäten dann als gutes Argument für die SEM- oder KOSMO-Planung untergejubelt: nur durch dieses Projekt kann eine medizinische Versorgung realisiert werden, die vorher bewusst verschlechtert worden ist.
Eigentlich wäre es zum Lachen, wenn unsere Stadtregierung nicht gar so ein Trauerspiel abgäbe …