Manchmal gibt es Anträge im Stadtrat, da möchte man glatt am Verstand der Antragsteller zweifeln. Denn wie geht es zusammen, zum einen für die massive Bebauung des Eggartens zu stimmen, der u. a. mit seinem alten Baumbestand eine wichtige grüne Lunge, nicht nur für das Olympia-Zentrum bildet, zum einen jede Verdichtungsmaßnahme in städtischen Innenhöfen und in den Gartenstadtbereichen am Stadtrand zuzustimmen, ja selbst noch Vorschläge einzubringen, wo sich noch nachverdichten ließe, und dann ob der alljährlichen Erhitzung der am dichtest bebauten Stadt Deutschlands den hilflosen Antrag zu stellen, dass die Stadtverwaltung doch Flächen in jedem Stadtteil Münchens ausweisen möge, die als „Mini-Wäldchen“ umgestaltet werden können, um die Klimaanpassung der Stadt zu verbessern. Der Bayer in seinem Grant nennt kleine Vorgärten ja gerne mal „Spuknapf“ und um Spucknapf-Wäldchen handelt es sich offensichtlich auch bei dieser Schnapsidee. Wie es ein paar rundherum einbetonierten Bäumen ergehen wird, lässt sich schön an der Wendeschleife bei der Paul-Preuß-Str. verfolgen, wo die kranken Schwarzkiefern nun endgültig kaputt sind.
Besagten Antrag hat die Stadtratskoalition, an der auch die Grünen beteiligt sind, gestern eingebracht und dabei weiter ausgeführt, dass für die Aufforstung der Flächen die Miyawaki-Methode angewendet werden könne. Sie sei eine der effizientesten Aufforstungsmethoden und könne auch sehr kleinräumig (ab 60 qm) eingesetzt werden. Die Aufforstung auf diesen Flächen könne in Kooperation mit dem Citizens Forests e. V. erfolgen, der unentgeltlich Aufforstungen nach der Miyawaki-Methode im Auftrag von Kommunen durchführt.
Die Begründung:
Die Bepflanzung einer Fläche mit Bäumen ist eine der effizientesten Methoden, um Kohlendioxid zu binden und damit etwas gegen den Klimawandel zu tun. Natürliche Wälder sind die Heimat für viele Tiere und Insekten. Aufforstung ist damit auch ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt bei uns.
Im Februar 2020 wurde vom Stadtrat ein Baumentwicklungskonzept in Auftrag gegeben. Die Miyawaki-Methode kann hier auch mittelfristig helfen, mehr Aufforstung auf begrenztem Raum effizient, nachhaltig und ohne große Kosten umzusetzen.
Bei der Miyawaki-Methode soll durch eine spezielle Bodenvorbereitung ein sehr schnelles Wachstum von mindestens ein Meter pro Jahr erreicht werden. Dabei erreiche man eine bis zu 30-fach höhere Individuendichte als in herkömmlichen Pflanzungen und man pflanze dabei mindestens 25 verschiedene einheimische Arten in demselben Gebiet (aber gewiss nicht auf 60 qm!?). Ein derartiger Wald habe dann eine bis zu 30-fach bessere Kohlendioxidabsorption im Vergleich zu einer Monokulturplantag und nach circa drei Jahren entstehe ein autarker, natürlicher und einheimischer Wald.
Reinhard Krohn meint
Dieser Antrag aus dem Stadtrat erscheint mir ganz besonders interessant zu lesen. Da wird ja scharf in die Zukunft gedacht.
Die darin angepriesene Miyawaki-Methode wurde m. W. nach in Japan in erster Linie für die dortigen Verhältnisse in den engen – längst zu engen – Städten entwickelt. Die Japaner haben im relativ kleinen, bewohnbaren Teil ihres Landes die Städte so eng zugebaut, dass diese Entwicklung nun notgedrungen für die – erhoffte – Linderung der dortigen extremen Verhältnisse richtig und notwendig sein mag. Der Erfinder dieser Begrünungsmethode im Kleinen hatte aber wohl nicht im Kopf, dass die Kommunen zuerst ihre noch natürlichen Wälder bzw. Gemischt- und Grünflächen zubauen (wie es im Eggarten und auch im Münchner Osten und Norden per SEM greplant ist ), um dann später in der zugleich beklagten Klimanot nach verbliebenen kleinen Restflächen in den verdichteten Städten zu fahnden und um diese dann im Miniformat „aufzuforsten“.
Übrigens, die unterste Grenze dafür liegt eher bei 100 qm als bei 60 qm.
Auch von diesen „Miniforsten“ können spürbare Ökosystemdienstleistungen erst frühestens nach 15 bis 20 Jahren erhofft oder erwartet werden! Man sollte keine Wunder erwarten, die gibt es nämlich nicht.
Der schon heute vergleichsweise zu anderen deutschen Städten zu dicht besiedelten Kommune München für den Erhalt von Frischluft u.a. vorgeschlagene (geforderte) Zukunftsweg heißt demnach:
Zuerst die heute noch vorhandenen natürlichen Grünflächen und Feldfluren zerstören und diese dann dicht neu bebauen (für wen auch immer). Dann eine Mini-„Neuaufforstung“ nach der Methode Miyawaki auf jedem noch frei gebliebenen Fleckchen in der Stadt folgen lassen. Ist der erwähnte Stadtratsantrag denn wirklich ernst gemeint und als seriös zu bewerten ?