Der Tag der Heilgen Drei Könige am 6. Januar ist nach dem Neujahrstag der erste bedeutende christliche Feiertag des Jahres. In den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt ist der „Dreikönigstag“ ein regionaler gesetzlicher Feiertag und darum arbeitsfrei. Aber auch in anderen Bundesländern feiern die Christen den Dreikönigstag. In Österreich und Teilen der Schweiz ist der 6. Januar ebenfalls ein Feier- bzw. Ruhetag. So gesehen muss der Tag der Heiligen Drei Könige doch ein besonderer Tag sein!
Das ist er in der Tat. Um die drei „Könige aus dem Morgenland“ ranken seit vielen Jahrhunderten zahlreiche unterschiedliche Legenden. Die Überlieferungen gehen auf das Neue Testament und dort auf die Evangelien des Lucas und des Matthäus zurück. Im Laufe vieler Jahrhunderte wurden diese ergänzt, verändert, erhöht und schließlich zu den „Heiligen Drei Königen“ geformt bzw. so dargestellt, wie wir sie heute sehen und verehren. Im christlichen Glauben haben sie bis in unsere Zeit ihren festen Platz in der Weihnachtsgeschichte.
Keine Krippe ohne die heiligen drei Könige
Die Heiligen Drei Könige erscheinen uns in der liturgischen Darstellung der Geburt des Jesuskindes in der Weihnachtsgeschichte der Heiligen Nacht am 24. Dezember und ein weiteres mal am 6. Januar als Segensbringer für uns Menschen. In den Evangelien des Neuen Testaments sind sie nicht als Könige, sondern als Sterndeuter bezeichnet. In späteren Quellen erscheinen sie auch als Magier oder weise Männer. Auch ihre Herkunft blieb bis heute ein Rätsel. Dass es sich bei ihnen um drei „Könige“ handle, ergab sich erst aus Legenden ab etwa 300 Jahre nach der Geburt Christi – oder noch später. Die Namen dieser vermeintlichen drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar, denen je eine eigene Bedeutung in einer der damaligen Sprachen zugeordnet ist, entstammen erst der späteren Schöpfungen der römischen Westkirche etwa ab dem 6. Jahrhundert. Andere Quellen berichten, dass man den drei Königen ihre uns bekannten Namen erst später, etwa im 9. Jahrhundert gab.
Die katholische Kirche verehrt am 6. Januar die drei Könige als Heilige im Hochfest der Erscheinung des Herrn (Epiphanie). Auch die evangelische Kirche gedenkt der weisen Könige zu Epiphanias.
Die Weihnachtgeschichte wäre ohne die drei „Könige aus dem Morgenland“ ebenso wenig vorstellbar wie ohne die Hirten mit ihren Schafen. Eine Weihnachtskrippe ist nur dann vollständig, wenn sich um die Krippe mit dem neu geborenen Jesuskind und seinen Eltern Maria und Josef herum der Verkündigungsengel Gabriel und weitere Engel sowie die drei Könige, die Hirten mit ihren Schafen und gern auch weitere Tiere wie ein Hirtenhund und Ochs und Esel und Rind sich im Stall befinden. Ein besonders heller Stern hatte die nächtlichen Gäste zu dem Stall in Bethlehem geführt. Die drei Könige waren wohl in Wirklichkeit weise Sterndeuter aus verschiedenen Regionen, sie sollen viele Tage lang unterwegs gewesen sein.
Dem Jesuskind brachten sie wertvolle „Schätze“ als Geschenke mit: der Melchior Gold (dem großen König), Balthasar Myrrhe (das Salbungskraut der Toten) und der Kaspar legte dem Kind Weihrauch (für das wahre Göttliche im Jesuskind) hin. Die drei Könige bzw. Sterndeuter erkannten in dem neugeborenen Kind in der einfachen Krippe den neuen König, Gott und Menschen zugleich. Symbolisch repräsentiert der Melchior den Erdteil Asien, der Balthasar Europa und der dunkelhäutige Kaspar Afrika. So kannte bzw. vermutete man damals vor 2.000 Jahren den aus drei Teilen bestehenden Erdkreis. Die Gebeine bzw. Reliquien der drei Könige werden seit 1164 in einem kunstvoll gestalteten goldenen, 2,20 m langen Schrein im Kölner Dom verwahrt und dort verehrt.
Der Dreikönigstag am 6. Januar
Am 6. Tag des neuen Jahres stehen die Heiligen Drei Könige im Mittelpunkt einiger Legenden und Mythen, aus denen sich alte Bräuche entwickelt haben. Nicht etwa nur in unserem Land, sondern auch in anderen christlich geprägten Ländern. Leider verlieren diese in den jüngeren, sogenannten „aufgeklärten“ Zeiten immer mehr an Bedeutung oder sie gehen völlig verloren.
Seit Jahrzehnten verbinden wir diesen Tag mit dem alten Brauch des Sternsingens an den Tagen ab Neujahr bis zum Dreikönigstag am 6. Januar. Das Sternsingen dürfte sich in etwa der Zeit ab Ende des späten Mittelalters und dem Beginn der frühen Neuzeit unserer Geschichtsrechnung entwickelt haben. Überlieferungen nach fanden z. B. erste Sternsingen 1541 in Salzburg, 1550 in Wasserburg am Inn, 1552 in Laufen, 1569 im Benediktinerkloster Ettal und 1577 in Burghausen statt. Das Sternsingen mit dem Einsammeln von Gaben ging vermutlich aus den Heischebräuchen hervor, die zwar bei uns hier nicht mehr, wohl aber noch in anderen Regionen ausgeübt werden.
Allerdings waren die Staats- und Kirchenführer nicht immer mit der Verwendung der eingesammelten Gaben einverstanden. Darum reagierten sie zeitweise mit Verboten – was aber auf längere Zeit nicht haltbar war.
Heute helfen Kinder armen Kindern in Not
Die heutige Bewegung des Sternsingens zwischen Neujahr und dem Dreikönigstag am 6. Januar beruht seit 1959 auf dem Start des Kindermissionswerkes und ab 1961 gemeinsam mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in organisierten Sternsingaktionen. Aber auch evangelische Kirchengemeinden machen bei diesen Hilfsaktionen unter dem gemeinsamen Motto „Kinder helfen Kindern“ mit. Diese bundesweit größte solidarische Hilfsaktion „Aktion Dreikönigssingen“ für weltweit in Not lebende Kinder wird mittlerweile von rund 330.000 Jungen und Mädchen aktiv getragen. Viele Millionen Euro sammeln diese engagierten Kinder und Jugendlichen alljährlich ein, wenn sie bei jedem Wetter von Haus zu Haus ziehen. Bei uns tun sie das in kleinen Gruppen von vier bis fünf Kindern (und einem Erwachsenen zur Begleitung). Ausgesendet werden sie in den Neujahrsgottesdiensten mit dem Segen des Priesters und mit ihren Attributen Stern (von Bethlehem), Kreide, Weihrauch und einer Sammeldose versehen. Für ihre Besuche in den Häusern und Wohnungen tragen sie bunte „königliche“ Gewänder und eine Krone bzw. auch eine andere würdige Kopfbedeckung. Gewöhnlich ist der „dunkelhäutige“ Kaspar mit dem grünen Gewand und dem Weihrauch, der den Erdteil Afrika repräsentiert, der kleinste der Gruppe. Dem größten fällt die Aufgabe zu, mit der geweihten Kreide das Signum (aktuell) 20C+M+B+21 auf die Haustüre zu schreiben. Diese Buchstaben deuten nicht etwa auf die Namen der heiligen drei Könige hin, sondern sie stehen als Akronyme für den lateinischen Segenswunsch „Christus Mansionem Benedicat“, sprich „Christus segne dieses Haus“. Die drei Kreuze sind Zeichen des Segens: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die Kinder singen bei ihren Besuchen vor oder im Haus bzw. der Wohnung ein Lied, sagen einen Spruch auf und wünschen zum Abschied ein gesegnetes neues Jahr. Dies auch in der Erwartung, dass die Besuchten ihnen eine hinreichende Spende in die verschlossene Sammeldose schieben (und vielleicht auch noch eine kleine Wegzehrung in die separate Tüte geben).
Aus dem Raum Chiemgau ist dieser Spruch überliefert:
Die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland,
die haben das Glück in der hohlen Hand.
Balthasar treibt den Feind heraus,
der schwarze Caspar weiht das Haus,
der Melchior macht Riegel und Verschluss,
dass die Weih drinnen bleiben muss.
Das Sternsingen endet am Dreikönigstag. Das gesammelte Geld fließt alljährlich in ein ausgewähltes „Beispielsland“, heuer werden es Hilfsprojekte in der
Ukraine sein. Darüber hinaus stehen immer auch weitere dringende Hilfsprojekte zur Linderung größter Not im Programm. Viele Millionen Euro kommen alljährlich bei diesen Dreikönigssammlungen zusammen und werden sorgfältig und nachhaltig in den Hilfsprojekten angelegt.
2021 muss das Dreikönigssingen leider ausfallen, da das Kindermissionswerk „Die Sternsinger e.V.“ in der jetzigen Situation dringend empfiehlt, in der Verantwortung für die Sicherheit aller Beteiligten auf einen Besuch der Sternsinger an der Haustür zu verzichten. Da das Geld weltweit aber dringend benötigt wird, gerade in Zeiten der Pandemie, sammelt der Pfarrverband Pacem zusammen mit vielen anderen Pfarreien in Deutschland online für die Kinder auf der ganzen Welt. Damit via Online auch wirklich einiges zusammenkommt, geht die digitale Sammelaktion bis zum 28.2.2021!
Egal, ob klein oder groß: Jeder Beitrag zählt!
Im Zusammenhang mit den Heiligen Drei Königen stehen übrigens noch weitere alte Volksbräuche in unserem Lande und bei unseren Nachbarn. Noch werden sie von aktiven Heimat- und Brauchtumsfreunden gepflegt und gelebt. Aber, ihr Bestand ist allgemein vom Vergessen bedroht.
Reinhard Krohn
Wimmer Maria meint
Wie immer, ein äußerst interessanter und fundierter Bericht von Herrn Krohn !!!