Leider gab’s heuer wegen der Corona-Pandemie auch in der Fasanerie am Volkstrauertag keinen Gedenkzug zum Kriegerdenkmal samt Andacht, sonst immer organisiert vom Heimat- und Kameradschaftsverein Fasanerie-Nord (HKV). Doch mit tatkräftiger Unterstützung von Pfarrer Rütsche konnte immerhin im Rahmen eines besonderen Gedenkgottesdienstes auch ein Erinnerungsteil an die Kriegsopfer der Fasanerie integriert werden. Dort verlasen die Vereinsmitglieder nach einer kurzen Einführungsrede die Namen aller 110 Kriegsopfer aus der Fasanerie. Die Fahnenabordnungen von der Liedertafel, der Freiwilligen Feuerwehr Ludwigsfeld-Fasanerie und des Heimat- und Kameradschaftsvereins verliehen dem Gottesdienst einen feierlichen Rahmen.
In diesem besonderen Jahr 2020 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal. Daher gedachte man allerorten und auch in der Fasanerie in Dankbarkeit für unser Leben in Frieden & Freiheit der vielen Opfer von Krieg, Flucht und Vertreibung. Ehe die Namen der Opfer aus der Fasanerie verlesen wurden, erinnerte Roland Nitter, der Vorstandssprecher des HKV, in seinen einführenden Worten an das unsägliche Leid, das Kriege in der Welt verursacht haben, und zu welchen Gräueltaten die Menschen fähig waren – und vielleicht noch immer sind.
Um mit Max Mannheimer, einem Überlebenden der Schoah, zu sprechen: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“ In dieser Verantwortung, so Nitter, sehe man auch auf die Opfer aus der Fasanerie, deren Name aufgerufen würden, um sie aus dem Vergessen in unsere Mitte zu holen. Ihr Leiden und Sterben solle für die Nachkommenden Verpflichtung sein, in ihrem Umfeld dafür einzutreten, dass es nicht wieder geschehe. 110 Namen stehen auf den Gedächtnistafeln in der Alten Kirche – 110 Schicksale: gefallen, abgeschossen, vermisst ….
Pfarrer Rütsche segnete den vom HKV gestifteten Kranz mit einem besinnlichen Gebet und im Anschluss an den Gottesdienst legten ihn zwei Mitglieder des Heimat- & Kameradschaftsvereins, in Vertretung für die Gottesdienstgemeinschaft, zum stillen Gedenken am Ehrenmal nieder. Auf diese Weise gelang es doch noch, den Volkstrauertag in der Fasanerie würdevoll zu begehen. Hierfür ein herzliches Vergelt`s Gott an Pfarrer Manfred Rütsche, an Pastoralreferent Gabriel Nittmann und Kirchenmusiker Georg Kläne sowie an die Fahnenabordnungen der Ortsvereine.
Reinhard Krohn meint
Ich emnpfinde einen tiefen Dank und hohe Anerkennung an den Heimat- und Kameradschaftsverein Fasanerie für die angemessen würdige Gestaltung der im Gottesdienst integrierten Gedenkfeier für die zahlreichen Weltkriegsopfer aus der Fasanerie gemeinsam mit Herr Pfarrer Rütsche und dem pastoralen Team. Damit war garantiert kein zusätzliches Infektionsrisiko für alle Teilnehmer verbunden. Ein würdiges Gedenken der Opfer der so grausam geführten und unvorstellbar verlustreichen Weltkriege und das öffentliche Niederlegen eines Ehrenkranzes am Denkmal wenigstens einmal im Jahr zum Volkstrauertag sind wir alle, die wir seit 75 Jahren in Frieden und Freiheit leben dürfen, auch in der Zeit der Pandemie den Opfern und ihren Hinterbliebenen schuldig. Schuldig sind wir dies aber auch den Millionen unschuldiger und wehrloser Opfern von Kriegen, Unrechtsregimen und Unterdrückern mit der Folge von Entrechtung, Tod, Flucht und Vertreibung aus der Heimat in den 75 Jahren nach dem Ende des 2. Weltkriegs bis zum heutigen Tage. Dieses Elend sehen wir, wenn wir nur hinschauen wollen, alltäglich in den Medien. Das alles darf und muss auch uns Menschen auf der Sonnenseite des Lebens nahe gehen, wenigstens einmal im Jahr am Volkstrauertag.