Nicht nur in Schwabing-West achten die Lokalpolitiker inzwischen verstärkt auf die Grünausstattung ihres Viertels, denn mit jeder weiteren Nachverdichtung verschwinden immer mehr große Bäume, die man aber in der ständig enger bebauten Stadt dringend fürs Mikroklima bräuchte. Auch im 24. Stadtbezirk ist nun ein Umdenken festzustellen, wie sich bei der November-Sitzung des Gremiums gestern zeigte.
So fand der Grünen-Antrag, in dem Bürger gebeten werden, in ihrer Umgebung Lücken in vorhandenen Baumbepflanzungen entlang der Straßen im 24. Stadtbezirk (nur öffentliche Flächen, keine Privatgrundstücke) zu melden, große Zustimmung. Nur die SPD stimmte dagegen. Wie später zu erfahren war, rührte die Ablehnung aber nicht daher, dass man etwa ein Überwuchern des 24. Stadtbezirks fürchtet, sondern weil Alfred Seif von den Grünen, der sich bereit erklärt hatte, die Ideen zu sammeln, dafür seine private E-Mail (psych.seif@gmail.com) zur Verfügung stellt.
Wie dem auch sei, die Idee ist nun Folgende: Wer in einer öffentlichen Rasen- oder Brachfläche oder asphaltierten bzw. gepflasterten Flächen „Baumlücken“ entdeckt, der soll diese Örtlichkeit, am besten mit Foto, an Alfred Seif melden. Auch die Baumschutzbeauftragten des BA wurden gebeten, ihr Wissen einfließen zu lassen.
Die gesammelten „Baumlücken“ sollen Ende Mai dann an den städtischen Gartenbau weitergeleitet werden, nachdem sie zuvor im Unterausschuss diskutiert wurden. Denn natürlich sollen historische Sichtachsen wie an der Schleißheimer Str. auch künftig erhalten bleiben und Lücken hätten, wie Markus Auerbach ausführte, bisweilen ja auch eine Funktion als freier Raum. Die Anregung von Gabi Meissner, doch wie bei den Bänken mehrere Sitzungen mit interessierten Bürgern in den verschiedenen Vierteln abzuhalten, wurde erst einmal vertagt. Man wolle zunächst sehen, ob die Ideensammlung nicht auch kontaktlos via E-Mail klappe. Also eifrig die Baumlücken gemeldet an: psych.seif@gmail.com
Rosa Harbach meint
Prinzipiell eine gute Idee. Schön wäre es, wenn auch die Fällungen auf privaten Grundstücken (z.B. Otto-Steiner-Schule, GWG-Gelände an der Ittlingerstr.) zu Neupflanzungen führen würden und nicht durch Ausgleichszahlungen kompensiert werden könnten. Allein was an großen Bäumen für den U-Bahn-Bau in der Dülfer- und Schleißheimer Str. weichen musste! Die Neupflanzungen sind im Vergleich dazu sehr mikrig und entsprechen – selbst nach 20 Jahren nicht im geringsten dem Baumvolumen des Altbestandes.
Hans B. meint
Prinzipiell eine gute Idee. In Anbetracht der Tatsache, dass dieselbe Partei, aus der diese Idee stammt, gleichzeitig die Fällungen Hunderter gesunder großer Bäume abnickt, wenn immer es ums Bauen geht, etwas fadenscheinig.
Bernd meint
Ein Tropfen auf den heißen Stein. Bis aus einer Nachpflanzung ein klimarelevanter Baum wird, vergehen Jahrzehnte. Ein bestehender Baum ist in wenigen Minuten unwiedrbringlich weg. Der bessere Weg wäre meiner Meinung nach, sich gegen die ungebremste massive Versiegelung, die sich immer mehr selbst antreibt, zu stellen. Ca. 2.000 Bäume pro Jahr werden wohl jährlich in München gefällt. Das gibt zu denken.
ReinerF meint
Eine m. E. sehr gute Idee ! Nur, ich bezweifle, dass diese Idee in den nächsten, sagen wir mal 5 und mehr Jahren auch eine Chance auf Verwirklichung hat. In Münchens Ressorts mahlen die Mühlen bekanntlich sehr langsam. Darüber muss dann erst einmal sehr lange und heftig gestritten und diskutiert werden, echt „Münchnerisch“ halt ! Schauen wir mal, ob ich damit falsch liege.