
Die Kinder, in bunten Theaterkostümen und professionell geschminkt, gestalteten auch das komplette Programm. Denn alle Klassen hatten eine Woche lang keinen regulären Schulunterricht, sondern probten mit dem speziell dafür ausgebildeten Zirkusteam als Artisten, Clowns, Dompteure, Fakire… eine komplette, gut 1,5 stündige Zirkusvorführung ein. Dafür gaben sich die Kinder im Rahmen eines Wettbewerbs den Zirkusnamen „Lach und Krach“. Zwei öffentliche Aufführungen fanden vor einem begeisterten Publikum und vollem Zirkuszelt statt. Zwei weitere Aufführungen waren eher schulintern gedacht. Ein wirklich tolles Erlebnis für die Kinder, die zum Teil ungeahnte Fähigkeiten entwickelten beziehungsweise zeigen konnten, wie etwa das kleine Mädchen, das nicht nur wie seine Kolleginnen auf einem stramm gespannten Seil hin und her spazierte, sondern unter dem donnernden Applaus der Zuschauer auch einen Spagat auf dem Seil machte. Solche Erfolge stärken das kindliche Selbstbewusstsein und geben Zutrauen!
Der Zirkus Andre Sperlich ist bereits seit neun Jahren als Projektzirkus unterwegs. Zuvor war das „Reiseunternehmen“, wie es sich selbst nennt, ein klassischer Zirkus. Gegründet hat ihn Andre Sperlich, der aus einer alten, traditionsreichen ostdeutschen Zirkusfamilie stammt, im März 2000. Die Wende hin zum speziellen „Projektzirkus“ kam aufgrund der vielen Anfragen hinsichtlich Kinder- und Jugendarbeit. Nach zwei Jahren der Vorbereitung war das neue Konzept perfekt, waren neue Trainer engagiert. Und das Ergebnis ihrer Arbeit kann sich sehen lassen: „Zirkusleute“ wie Zuschauer genossen die Aufführung, die in eine exotische Welt entführte voller fremder und doch vertrauter Gerüche, angestrahlt von farbigem Theaterlicht und umrahmt von manchmal geheimnisvoller, manchmal dramatischer Musik. Denn träumt(e) nicht jeder einmal davon, in einer Manage im Mittelpunkt zu stehen?
Tatsächlich fand jedes Kind „seine“ Rolle: Die Sportlichen wurden Akrobaten, tanzten übers Seil oder arbeiteten am Trapez, die Stadtkinder konnten Tiere hautnah erleben, wieder andere drehten als Clowns plötzlich auf und entdeckten ungeahnte Seiten an sich – man sah an diesen Nachmittagen viele strahlende, lachende Gesichter. Auch die schüchternen, verlegenen Kinder wurden freier, lockerer, verbeugten sich nach „ihrer“ Aufführung und nachdem sich das Lampenfieber gelegt hatte, schwungvoll erleichtert, aber auch stolz auf das Vollbrachte.
Die Zirkusleute leiteten die kleinen Artisten dabei mit Umsicht und Erfahrung an. Sie achteten darauf, dass auch jedes Detail am Kostüm stimmte – dass bei den Clowns etwa die Hosenträger hinten gekreuzt waren –, sie motivierten und trösteten – wenn mal eine Taube auf eine Hand kackte und das Kind sich am liebsten geekelt hätte (oder auch tat) –, sie achteten auf den reibungslosen Ablauf der Nummern und darauf, dass die Teams geschlossen auftraten, und vor allem sorgten sie mit ihrer Anwesenheit und der notwendigen Handreichung für Sicherheit und Ausstrahlung beim „Verkaufen“ der Nummern. Hoffentlich wird es noch mehr Kindern im 24. Stadtbezirk vergönnt sein, Zirkusluft zu schnuppern.