Der BA 24 beschäftigte sich bereits bei seiner letzten Sitzung im Juni mit diesem Thema (wir berichten darüber in der neuen Printausgabe des Lokal-Anzeigers), nun hat es auch die SDP-Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz aufgegriffen: Ein 10 km langer Schulweg – das droht heuer Schülern aus dem Hasenbergl beim Übertritt ans Gymnasium. „Es ist erschreckend, was Eltern mir berichten,“ erzählt die SPD-Landtagsabgeordnete im Münchner Norden Diana Stachowitz. „Daher fordere ich in einem Brief Herrn Staatsminister Piazolo auf, sich dafür einzusetzen, dass die beteiligten Stellen von Stadt und Land schnellstmöglich eine Lösung finden. Diese brauchen die Schüler jetzt!“
Konkret sieht es so aus, dass die Kinder aus dem Hasenbergl bei der Platzvergabe an die Münchner Gymnasien benachteiligt werden, meint Stachowitz. Weder das Gymnasium München-Nord noch das provisorische Gymnasium München-Feldmoching an der Georg-Zech-Allee haben Kapazitäten für sie. Folge: Während die Schüler aus den anderen Stadtteilen an die wohnortnahen Gymnasien wechseln dürfen, müssen die Kinder aus den Grundschulen an der Ittlingerstr., Thelott- und der Paulkestr. künftig nach Unterschleißheim ans Carl-Orff-Gymnasium fahren, wo eine eigene Klasse für abgewiesene Münchner Kindl eingerichtet wurde. Ein „Schicksal“ übrigens, das Feldmochinger Kinder jahrelang traf, weshalb sich auch im Juni 2017 die Elterninitiative Gym 24 gründete und massiven Druck auf die Politik ausübte. Das Gymnasium München-Feldmoching ist ihr Erfolg.
Diana Stachowitz sieht nun als einfachste Lösung eine weitere Eingangsklasse am Gymnasium Feldmoching, doch dafür sei in drei Jahren ein weiterer Container nötig. Dieser wurde bisher aus Kostengründen von der Stadt abgelehnt. (Eventuell auch aus Platzgründen? Anm. d. Red.)
„Das wirkt auf die betroffenen Eltern wie strukturelle Benachteiligung,“ so Stachowitz, die sich gemeinsam mit den Mitgliedern der SPD-Fraktion des BA Feldmoching-Hasenbergl Klaus Mai und Gerlinde Dunzinger vor Ort mit den Eltern getroffen hat. „Bei der Wahl zwischen der Fahrt mit der unzuverlässigen S1 ans Gymnasium Unterschleißheim und einem Umstieg über den Münchner Hauptbahnhof ans Rupprecht Gymnasium in Neuhausen entscheiden sich viele Eltern für die Realschule. Hier wird der Schulweg zur Bildungsfalle.“
Wir haben das Referat für Bildung und Sport mit den Forderungen der Politik konfrontiert und dazu inzwischen folgende Antworten erhalten:
„Gymnasien sind nicht Sprengel-gebunden, einen vorgegebenen Einzugsbereich und das Recht auf die Aufnahme an einem bestimmten Gymnasium gibt es nicht. Für die Aufnahme an einem öffentlichen Gymnasium in München gelten zwei Kriterien: 1) Geschwisterkinder werden bevorzugt aufgenommen. 2) Entfernung Wohnort – Schule.
Wenn nur eine begrenzte Zahl an Schüler aufgenommen werden kann, ergibt sich damit eine Art „Einzugsbereich“, der aber von der Wohnsituation und der Zahl der eingeschriebenen Kinder abhängt. Über die Aufnahme der angemeldeten Schüler entscheidet letztlich die Schulleitung. Sie ermittelt unter Berücksichtigung der Aufnahmekapazität, bis zu welcher Entfernung des Wohnortes von der Schule die Kinder noch aufgenommen werden können. Gegebenenfalls wird den Eltern in Abstimmung zwischen Stadt und den staatlichen Ministerialbeauftragten ein alternativer Gymnasialplatz angeboten.
Für den 24. Stadtbezirk direkt ist nach derzeitigem Stand der Bedarfsermittlung und -planung kein weiterer Neubau eines Gymnasiums geplant. Im gesamten Stadtbereich Nord (Stadtbezirke 10, 11, 12, 24) jedoch sind neben dem Neubau des sechszügigen Gymnasiums Feldmoching am Lerchenauer Feld weitere gymnasiale Planungen an der Bayernkaserne und an der Bauernfeindstr. vorgesehen, um die G9- und die steigenden demografischen Bedarfe großräumig abzudecken. Zudem sind für alle bestehenden Gymnasien in diesem Bereich Maßnahmen geplant und wurden kürzlich beschlossen, so zum Beispiel die Erweiterung des Gymnasiums München Nord.“
Der Kleine Hase meint
Hallo an alle „Gscheidhaferl“,
Ich kann nur den Kopf schütteln über solche Kommentare. Wir leben im Hier und Jetzt und nicht in der Vergangenheit. Mag sein, dass es „früher“ auch beschwerlich und anstrengend gewesen ist, aber was ist mit den Kinder von heute? Man kann doch aus den Fehlern von „früher“ lernen, oder?
Also, überlegt euch eher konstruktive Lösungen, anstatt auf den Armen und der zu meist sozial schlechter gestellten Bevölkerung im Hasenbergl rumzutrampeln.
Schulwegbegeisterte meint
Es war auch früher nicht beschwerlich, das sollten Sie den Kommentaren entnehmen können. Ganz im Gegenteil. Von welchen „Fehlern“ bitte soll man denn lernen? Kann die „sozial schlechter gestellte Bevölkerung im Hasenbergl“ keine 2 Stationen mit der S-Bahn fahren, wenn es bei anderen geht? Besonders klug sind Ihre Zeilen nicht.
Mark meint
O mei, wie haben das nur die Generationen vor uns gemeistert? Meine Mutter musste zu Fuß von Fasanerie-Schleißheim (wo heute das Autobahndreieck Feldmoching ist) bis nach Oberschleißheim zur Schule gehen (dürften auch so um die 10 km sein), später mit dem Fahrrad. Ich bin zur Wirtschaftsschule bis zum Sendlinger Tor mit der U-Bahn gefahren. Ging auch alles. Aber heute würden die Helikoptereltern ihren Nachwuchs am liebsten mit dem Auto bis zum Sitzplatz chauffieren.
Hans Dampf meint
Ich frage mich, wie die Kommentare hier aussehen würden, wenn das Gymnasium im Hasenbergl stehen würde und die Feldmochinger Schüler abgewiesen werden würden.
Aber so ist ja alles bestens. Die Kinder aus dem Hasenbergl müssen nicht ins Dorf und man bleibt unter sich. Der Feldmochinger mag ja bekanntlich keine Fremden.
Bernd meint
@ Hans Dampf – Nomen est omen
Ihr Kommentar ist wie immer sehr hilfreich und sachlich. Auf einem Gymnasium waren Sie selbst wohl nicht, sonst würden Sie so einen Unsinn nicht schreiben.
Reiner F meint
Sehr gut und richtig, lieber Goaszipfe! Unsere Wirtschaft wird bereits heute wegen des Mangels an gut ausgebildeten Handwerkern (und Meistern) in ihrer weiteren Entwicklung gebremst. Was nützen hochtrabende Planungen, wenn hernach das handwerkliche Personal für die praktische Ausführung fehlt. Schon lange kann man es auch mit einen Realschulabschluss zu einem qualifizierten Ingenieur schaffen. Unsere sehr gut qualifizierten Handwerksgesellen und Meister sind ein wahres Markenzeichen unserer Gesellschaft und unseres Landes.
In meiner Schulzeit bin ich (musste ich) alltäglich über das ganze Jahr hinweg mit einem klapprigen Radl gute 7 km zur Schule und wieder retour gefahren. Im Winter war das dann schon mal sehr strapaziös! Aber, es ging und es hat mir nicht geschadet. Sehr früh aufstehen musste ich halt, na und? Gewiss, heut leben wir in einer anderen Zeit. Aber manche Eltern scheinen – nicht nur allein in punkto Schulweg – zu übertreiben!
Lisa meint
Mich hat das Schicksal auch getroffen vor schon 40 Jahren und hab’s auch überlebt und mein Abi geschafft
Mussten oder durften nach Unterschleißheim weil alle Gymnasien voll waren
Geburtenstarker Jahrgang
Anfangs auch noch provisorisch weil noch Baustelle
Da war nix mit Benachteiligung was heute immer gleich thematisiert wird
MiRi meint
Richtig, Lisa!
Ich bin vor 45 Jahren 9 Jahre lang jeden Tag zum Hauptbahnhof mit der S-Bahn gefahren (Luisengymnasium).
Heutzutage wird bei 2 (in Worten: zwei) S-Bahn-Stationen gejammert und vor allem gefordert.
Schulwegbegeisterte meint
Absolut richtig. Müssen die Kinder heute derart verhätschelt werden? Keinen Meter mehr laufen, möglichst viel am Smartphone spielen und sich sozial nicht mehr mit anderen auseinandersetzen? Wissen diese Leute, auf welch extrem hohem Niveau sie jammern/degenerieren? Mir hat der Schulweg in keiner Weise geschadet. Ganz im Gegenteil. Und ich bin sogar jeden Tag, 9 Jahre lang, 5 km gelaufen. In der Regel ist man da ja nicht alleine. Das stärkt Freundschaften und hat mehr Vor- als Nachteile!
Goaßzipfe meint
Richtig, Lisa, MiRi und Schulwegbegeisterte,
mich hats sogar bis nach Freising verschlagen. Und das freiwillig. Jeden Tag mit dem Radl zum Bahnhof und wieder heim, bei jedem Wetter. Und geil wars. In jeder Station nach Freising sind andere Klassenkameraden und andere Schüler der gleichen Schule zugestiegen. Man konnte noch lernen oder sich einfach austauschen, auch mal Blödsinn machen. Als ich mal länger krank war, haben nach meiner Rückkehr am Feldmochinger Bahnhof schon langjährig mitfahrende Frauen nach mir gefragt. Was denn los war, sie hätten sich schon Gedanken und Sorgen gemacht. Das ist wirklich „social media“. Da hat man noch aufeinander geschaut. Und geschadet hat es überhaupt nicht. Man wird schneller selbständig und erwachsen. Aber unsere „Helikopter-Eltern“ würden sich am liebsten für ihre Sprösslinge auch noch in die Schulbank setzen.
Und hier tut sich auch noch eine andere Frage auf. Warum werden überhaupt so viele Gymnasialplätze benötigt. Zu meiner Zeit ging wirklich nur die „Elite“ einer Grundschulklasse aufs Gymi. Das waren ca. 20%. Und jetzt gehen im Schnitt 75% einer Grundschulklasse. Weil ohne Abitur hat man keine Zukunft. Blödsinn. Und vielen Kindern, für die das Gymi einfach zu schwer ist, tut man damit keinen Gefallen, wenn sie wieder zurück müssen. Dann werden sie als Versager abgestempelt. Hier würde ich mir ein Umdenken bei den Eltern wünschen. Das Abitur ist nicht alles. Auch mit einem anderen Schulabschluß kann man Karriere machen. Heute viel einfacher als vor 40 – 50 Jahren.