Mit dem Ende des 2. Weltkriegs begann der Kalte Krieg. Ab August 1961 ließ die DDR-Führung Ostberlin und dann die gesamte DDR gegenüber Westberlin und der BRD abriegeln. Doch der Höhepunkt des Kalten Kriegs, der bis zum Zusammenbruch der UdSSR 1991 währte, war die Kubakrise. Nie wieder kamen die Supermächte einer direkten militärischen Konfrontation so nahe wie im Oktober 1962. Vielen wurde damals schlagartig die ungeheure Gefahr eines drohenden Atomkriegs bewusst.
Unter diesem Eindruck standen gewiss auch die mehr als 30 Fasanerieer, die sich am 11. November zur Gründungsversammlung des „Veteranen- und Kameradschafts-verein Fasanerie-Nord“ im Lindenhof trafen, nachdem am 26. Mai desselben Jahres bereits 18 Kameraden beschlossen hatten, einen Veteranenverein zu bilden. Sie wählten Hans Berger zum 1. Vorsitzenden. Er übte dieses Amt bis 1970 aus.
Gegründet, um die Kriegsopfer zu beklagen und die Kameradschaft zu pflegen, wie es in der Vereinsphilosophie heißt, woll(t)en sie das Ehrenmal für die Gefallenen beider Weltkriege an Front und Heimat nach Kräften unter- und erhalten. So steht es auch in der Vereinssatzung. Das Ehrenmal kommt am 13. Juli 1964 in die Obhut des Vereins, der sich seitdem engagiert darum kümmert. Als das Holzkreuz in den Jahren 1976 und 2001 beispielsweise erneuert werden musste, fanden sich in den Reihen des Vereins Stifter (Lorenz Bihler sen. & jun.). Auch die schmiedeeiserne Laterne wurde 1993 von einem Vereinsmitglied gestiftet (Adam Walter). Dennoch drücken den Verein Sorgen. Denn 2004 verkaufte die Deutsche Bundesbahn das Areal, auf dem das Ehrenmal steht, an einen Privatinvestor. Die Stadt München hatte von ihrem Vorverkaufsrecht keinen Gebrauch gemacht. Seitdem steht das Ehrenmal ohne gesicherte Rechtslage also auf privatem Grund. Der Verein hat deshalb schon sondiert, wohin man das Ehrenmal „umziehen“ könnte.
Fahnenweihe 1963

Doch zurück zu den Anfängen. Am 1. September 1963 gab es in der Fasanerie eine große Fahnenweihe. Obwohl es für den jungen Verein einen großen finanziellen Kraftakt bedeutete, hatte er sich gleich eine aufwändig bestickte Vereinsfahne beschafft und feierte dieses Ereignis mit einem großen Fest. Anna Koch war die Fahnenmutter, der Arzt Arno Hirzinger Schirmherr des Festes, und Stadtpfarrer Peter Himmler hielt die feierliche Feldmesse am Ehrenmal.
40 Vereine verliehen dem Fest, das unter großer Beteiligung der Bevölkerung stattfand, den würdigen Rahmen. Aus welchem Grund auch immer – vielleicht war der Name für die Fahnenaufschrift schlicht zu lange – ab diesem Zeitpunkt nannte sich der Verein „Krieger und Veteranenverein Fasanerie-Nord.
Emanzipation oder: 1971 das erste weibliche Vereinsmitglied
1971 – in der BRD tobt der Kampf um § 218 und Mitte Juni bezichtigen sich im „stern“ 374 Frauen selbstbewusst und medienwirksam selbst der Abtreibung – nimmt der Verein mit Katharina Brion sein erstes weibliches Mitglied auf. Während die männlichen Vereinsmitglieder nachweisen müssen, dass sie gedient haben – bei der früheren Wehrmacht oder später bei der Bundeswehr –, müssen die Frauen, die dem Verein beitreten wollen, zumindest in der Rüstungsindustrie, als Flakhelferin oder als Krankenschwester in einem Lazarett gearbeitet haben!
Es dauerte dann noch einige Jahrzehnte, bis Frauen im Verein auch Ämter bekleideten: Ermelinde Böck, die seit 2010 die 1. Vorsitzende ist, übernahm 2005 als erste Frau überhaupt im Verein den Posten der 2. Vorsitzenden. Und Juliane Zenz war von 2008 bis 2009 1. Schriftführerin. Mit der zweiten Namensänderung 1990 in „Veteranen- und Kameradschaftsverein Fasanerie-Nord“ wollte man sich nicht nur für Jüngere attraktiv machen und verzichtete daher im Namen auf das etwas martialische „Krieger“. Zudem lockerte man die Aufnahmekriterien. Seitdem können „ungediente“ Männer sowie „normale“ Frauen ebenfalls Vereinsmitglieder werden. Im Jubiläumsjahr zählt der seit 2005 eingetragene Verein 76 Mitglieder – 15 davon sind weiblich.
50 Jahre Vereinsgeschichte, in der inzwischen das Verarbeiten der Kriegstraumata dem Gedenken und Erinnern an die schrecklichen Folgen von Krieg, Flucht und Vertreibung gewichen sind und die Kameradschaft, geselliges Beisammensein sowie das Eintreten für Frieden und Freiheit gleich wichtig wurden – das wird am Wochenende vom 29. und 30. September ausgiebig gefeiert. Am Samstag wird der Verein im Rahmen einer Andacht in der alten Kirche St. Christoph eine Gedenkkerze für die Kriegsopfer einstellen. Die geistliche Leitung der Andacht wird Diakon Wirth übernehmen, für den äußeren Rahmen sorgen die Feldmochinger Böllerschützen. Anschließend gibt es einen Umtrunk im Allee-Stüberl an der Pappelallee. Der Sonntag beginnt um 10 Uhr mit einem Standkonzert vor St. Christoph und dem Festgottesdienst ab 10.30 Uhr. Daran schließt ein großes Fest mit Gästen im Pfarrzentrum an.