Nun rauscht und plätschert das Wasser im neu errichteten Verbindungsbauwerk zwischen dem Würmkanal und dem Schwebelbach. Am Freitag, den 6. August wurde die neue Fischwanderhilfe in Betrieb genommen und damit offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Über dieses einmalige Projekt in unserem Stadtteil hatte der Lokal-Anzeiger bereits zweimal während der Bauzeit berichtet.
Passend gegen 10 Uhr vormittags hatte ein kräftiger Regenschauer aufgehört und so konnte unverzüglich die kleine Zeremonie der Endbesichtigung und Abnahme sowie der folgenden Flutung der neuen Fischwanderhilfe zur Überwindung des Höhenunterschieds zwischen dem Würmkanal und dem Schwebelbach in der Art einer etwa 50 m langen Umgehungsrinne als ein Raugerinne-Beckenpass in Betrieb genommen werden. Gäste bzw. Mitarbeiter waren vor Ort, u. a. vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) und der Flussmeisterstelle München sowie von weiteren beteiligten städtischen Referaten und Organisationen, von der Presse … Ohne Gummistiefel ging dort nach dem vielen Regen aber gar nichts.
Die Fischwanderhilfe ist ein Unikat
Auftraggeber der schon seit Jahren an dieser Stelle geforderten Fischwanderhilfe ist das staatliche Wasserwirtschaftsamt München. Gebaut hat die Anlage die zuständige Flussmeisterstelle in nur vier bis fünf Wochen. Flussmeister Michael Greiner war denn auch sehr zufrieden mit dem von seinen Mannen unter der Bauleitung von Konrad Woisetschläger und seinem Stellvertreter Georg Mair geschaffenen wassertechnischen Bauwerk. Ob alles so funktionieren würde, wie es geplant war, das sollte sich allerdings erst nach der Flutung zeigen. Denn, wenn auch das WWA München in den letzten 15 bis 20 Jahren bereits zahlreiche Fischwanderhilfen gebaut bzw. in Auftrag gegeben habe, wie zu hören war, so sei doch wegen der immer wieder ganz anderen natürlichen Verhältnisse vor Ort eine jede Anlage ein Unikat mit speziellen und zum Teil größeren bautechnischen Abweichungen.
Bei der Planung und Durchführung des neuen Verbindungskanals blieben die Strukturen des denkmalgeschützten Würmkanals weitgehend erhalten. Auch der zum Hauptkanal parallel verlaufende Seitenkanal wurde wieder angelegt.
Die Wasserbautechniker und Biologen hatten bei der Bauausführung strikt darauf zu achten, dass der Abfluss aus dem Würmkanal in den Verbindungskanal nur max. 300 l/sek. und die Fließgeschwindigkeit im Zulauf des Kanals nicht mehr als 0,5 m/sek. erreicht. Auch hatte man mit Blick auf kleinere Fische die Überwindungshöhe je Stufe auf nur 8 bis 10 cm bemessen.
Nachdem Flussmeister Michael Greiner persönlich am Kanalanschluss das Wehr geöffnet und damit die Flutung des neuen Bauwerks eingeleitet hatte, stellte sich schon nach wenigen Minuten heraus, dass die Konstruktion gelungen ist und alle technischen Erwartungen erfüllt.
Nun folgen die natürlichen Nacharbeiten
Nun müssen rund um das neue Bauwerk mit landschaftsgärtnerischen Arbeiten wieder die natürliche Ausgangsstrukturen hergestellt und Anpflanzungen vorgenommen werden. Vorgesehen sind auf dem Streifen zwischen dem Kanalufer und dem Verbindungskanal vorerst zwei Flatterulmen (Großbäume, die bis zu 35 m hoch werden können) und zwischen der nördlichen Kante des Verbindungskanals und dem Feldweg vorerst zwei oder drei Lindenbäume. Diese ersten Linden sollen andeuten, wie sich im Laufe der nächsten Jahre nach der Sanierung des Würmkanals auf dessen nördlichem Grünstreifen eine neue Baumreihe aus Linden oder einem Mischbestand aus Linden, Kirschen, Eichen u. a. darstellen wird.
Mit einer Kamera-Drohne wurde abschließend noch einmal das Gesamtbauwerk und dessen Umfeld von oben her kontrolliert und dokumentiert.
Auf eine Umzäunung der Neuanlage wolle man vorerst verzichten, so hieß es. Man sei optimistisch, dass Spaziergänger bzw. Naturfreunde (oder solche, die sich dafür halten) nicht die Anlage und den Kanalbereich betreten, ihre Hunde von einem Sprung in den Kanal abhalten und die Kinder nicht in den Kanalbecken plantschen lassen werden. Leider musste man derartige Zuwiderhandlungen bereits bei anderen Neuanlagen feststellen und darum dort nachträglich Umzäunungen errichten. Derartige Störeingriffe in das sensible Ökosystem würden die gewünschten Fischwanderungen zunichte machen und der Fischfauna großen Schaden zufügen. Hoffen wir daher das Beste!
Reinhard Krohn