Und wenn wir schon beim Zitieren sind: Der russische Präsident Putin habe ihm, dem Herrn Ministerpräsidenten, erst kürzlich in Moskau gesagt, er wolle mit seinem Land dorthin, wo Bayern schon längst sei.
Das Ausland blicke, so Seehofer mit Stolz, voller Hochachtung auf die Leistungen Bayerns. Bayern sei eine gewichtige Insel der Stabilität in Europa und schon darum weltweit respektiert und geachtet. Und, dieses so schöne Land Bayern mit seinen herrlichen Landschaften, Städten und Dörfern und mit seiner weitreichenden Kultur und seinen vielfältigen Volksbräuchen stehe heute so stabil da wie nie zuvor in seiner langen Geschichte. Die Menschen wollten in Bayern leben – und Seehofer machte diese Einschätzung an den Zuzugszahlen fest: 1,5 Millionen Menschen seien seit der Wiedervereinigung nach Bayern gekommen. Freiwillig! Einen solchen Zuzug gebe es in keinem anderen Bundesland. Das sei die Antwort der Menschen „auf unsere Politik“, so Seehofer stolz. Und nannte in diesem Zusammenhang Bayern als die Vorstufe zum Paradies.
Zu danken habe das Land diesen hohen Leistungs- und Zustimmungsstand aber natürlich auch seinen tüchtigen, gut ausgebildeten Menschen, die im kleinsten Familienunternehmen ebenso wie in den industriellen Flaggschiffen mit Autos, LKWs, sonstigen Maschinen und der IT – bis hin zu einer strukturell gesunden Landwirtschaft mit sehr hoher Wertschöpfung beschäftigt seien. Daher stehe das wirtschaftlich starke Bayern auch finanziell super da.
Keine Jugendarbeitslosigkeit
Und der Ministerpräsident lobte den wirtschaftlichen Zustand Bayerns weiter in den höchsten Tönen. So habe Bayern praktisch keine Jugendarbeitslosigkeit, „unsere Jugend habe im Lande die höchsten Zukunftschancen“, schwärmte er. Denn jeder dritte eingenommene Euro gehe in die Bildung, so Seehofer, der anfangs versprochen hatte, seine Redezeit der Befindlichkeit seiner Zuhörer ob der tropischen Temperaturen anzupassen, sich dann aber mehr und mehr in Schwung redete, auf dass viele Zuhörer gerne zu den ausgelegten Flyern griffen, um sich Frischluft zuzufächeln. Die Zukunft liege im Sparen und Investieren zugleich. Junge Menschen müssten nach ihren wahren Fähigkeiten gefördert werden, die einen in beruflichen, die anderen in akademischen Richtungen. Die persönliche Entscheidung sei maßgeblich. Das Ergebnis stehe dabei in Bayern ganz vorn. Bis zum Jahre 2018 sei in Bayern für jedes Kind bis 14 Jahre in den Schulen ein Ganztagsangebot vorgesehen. Und landesweit seien auch für mehr als 50 % der infrage kommenden Kinder Betreuungsplätze vorhanden, die staatliche Förderung solle aber über das Jahr 2013 hinaus weiter laufen, versprach Seehofer. Bei allem solle aber der individuellen Erziehungskompetenz der Eltern Rechnung getragen werden. An eine erneute Bildungsreform in der folgenden Legislaturperiode sei nicht gedacht.
Kampf der Bürokratie
Der Bürokratie sagte der Ministerpräsident für die nächste Zukunft den Kampf an. Die bayerische Staatsregierung werde unter seiner Führung für die nächsten fünf Jahre einen Paragrafenstopp erlassen, gab Seehofer sein Wort. Wer in seiner Mannschaft einen neuen Paragrafen schaffen wolle, müsse zugleich einen Streichkandidaten vorschlagen. Die Bürokratie dürfe die Menschen nicht „strangulieren“, sie müsse vielmehr abgebaut werden. Weniger Vorschriften bedeute mehr Freiheit, so Seehofer plakativ unter großem Beifall der Zuhörer.
Maut und Verkehrsinfrastruktur
Ja, und natürlich kam Bayerns oberster Wahlkämpfer, eingeladen vom CSU-Landtagsabgeordneten Joachim Unterländer (ganz rechts im Bild) sowie anderen Politgrößen aus dem Münchener Norden (v. l. n. r.: Bezirksrat Rainer Großmann, der stellvertretende BA-Vorsitzende von Moosach, Alexander Dietrich, der Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer sowie Stadträtin Mechthilde Wittmann) auch auf ein Lieblingsthema der CSU zu sprechen: die PKW-Maut auf Deutschlands Autobahnen. Seehofer brachte seinen bekannten Standpunkt auf die einfache Formel: „Wir zahlen in fast allen Ländern Europas und nun sollen die anderen auch mal bei uns zahlen.“ Das so eingenommene Geld solle ausschließlich in Straßen- und Schienenprojekte gehen – schließlich werde sich der Personenverkehr in naher Zukunft verdoppeln und der Güterverkehr vervielfachen, da sei es wichtig, eine leistungsfähige Infrastruktur zu haben. Und er versprach, dass er im Oktober keinen Koalitionsvertrag unterschreiben werde, der nicht die Einführung dieser Maut enthalte. Seine Zuhörers fanden’s klasse, sie applaudierten kräftig.
Und natürlich kam Seehofer noch auf sein zweites Lieblingsthema zu sprechen: auf den nach Meinung der bayerischen Staatsregierung ungerechten Länderfinanzausgleich, gegen den ja nun bereits geklagt wird. Analog zu Klaus Wowereits Slogan, „wir sind arm, aber sexy“ – das Land Berlin bekam im ersten Halbjahr 2013 schon fast zwei Milliarden Euro aus diesem Topf – meinte Seehofer, „wir sind reich, aber nicht blöd“. Die Zuhörer jubelten und klatschten.
Ferner versprach der Wahlkämpfer für eine gerechte Gesellschaft die baldige Einführung einer Mütterrente für Frauen, die in der Zeit vor 1992 Kinder bekamen (was immerhin 350 Euro pro Jahr und pro Kind mache), dann streifte er das Thema Bildung sowie die Integrationspolitik, die nach seiner Überzeugung in Bayern besser laufe als in allen anderen Bundesländern. Auch Fragen der erneuerbaren Energieerzeugung und das Problem der drohenden „Verspargelung“ der schönen bayerischen Landschaft durch hohe Windräder streifte er noch kurz.
Weiter an der Zukunft arbeiten
Bei aller gezeigten und vermeintlichen Zufriedenheit im Lande Bayern dürfe aber nicht vergessen werden, so der Ministerpräsident abschließend, dass die größte Gefahr für die Zukunft im Erfolg der Gegenwart liege. Darum heiße es weiter, mit allen Kräften am weiteren Aufbau und der noch besseren Entwicklung von Bayern für die Zukunft zu arbeiten.
Entspannung und Abkühlung bei einem guten Bier
Ehe sich der Ministerpräsident – trotz tropischer Temperaturen höchst korrekt im geschlossenen dunklen Anzug, während Kultusminister Ludwig Spaenle und einige andere CSU-Politiker fast freizeitmäßig leger nur in Hose und Hemd auftraten – mit seinem Wahlkampftross und der Polizeieskorte nach seiner gut 90-minütigen Rede im stickig heißen Saal ohne jegliche erkennbare Ermattung seinerseits zum nächsten Wahlkampftermin aufmachte, genoss er aber im Garten von Gut Nederling erst noch ein gutes Weißbier, musikalisch umrahmt von der Feldmochinger Blaskapelle. Die hatte übrigens die Veranstaltung nicht nur mit dem bayerischen Defiliermarsch begonnen, sondern die Lobeshymne auf den so erfolgreichen Freistaat auch mit der Bayern- und der Deutschlandhymne beendet.
Auch nachdem der Ministerpräsident in seinem gewichtigen Amtsfahrzeug entschwunden war, endete für viele Gäste der Abend in dem schönen Biergarten noch nicht. Für viele war es nun an der Zeit, ein Gespräch mit einem der anwesenden politischen Mandatsträgern aus Bund, Land und Landeshauptstadt sowie dem Bezirk Oberbayern zu suchen und mit ihnen ihre Anliegen zu beraten.