Den betroffenen Bauern und Gärtnern wurde es bereits kommentarlos vor ein paar Tagen zugestellt, am Dienstag, den 21. September will die Stadt München nun auch den hiesigen Bezirksausschuss über das fertige Agrargutachten informieren. Leider ist – man ist fast geneigt zu sagen, mal wieder – die Presse ausgeschlossen von dieser Präsentation. Passt den Verantwortlichen das Ergebnis der Analyse etwa nicht? Ist es nicht so, wie man es sich erwartet hat? Wo bleibt hier die Transparenz? Was ist das eigentlich überhaupt für ein Demokratieverständnis?
Der Lokal-Anzeiger berichtet dennoch in seiner kommenden Ausgabe, die ab Mittwoch im Handel und am Freitag/Samstag bei den Abonnenten sein sollte, sehr ausführlich über dieses Agrargutachten. Deren Fazit: Bis auf drei Betriebe wollten alle weiter machen und teils sogar noch erweitern – wenn die Stadt als großer Verpächter von Flächen ihnen künftig die Möglichkeit dazu gibt. Die Stadt würde mit ihren SEM-Plänen also landwirtschaftliche und Gärtner-Existenzen vernichten, mit insgesamt verheerenden Folgen.
Von der SEM seien ca. 440 ha landwirtschaftliche Nutzfläche betroffen, knapp 80 ha davon gartenbaulich genutzt, was etwas mehr als die Hälfte der gesamten Gartenbaufläche beträgt! Da ein Großteil der Landwirte den Betriebssitz im Ortskern von Feldmoching hat, würden durch einen Flächenverlust im SEM-Gebiet hofnahe Felder wegfallen. Und weiter heißt es da: „Sollte es zu einer großflächigen Stadterweiterungsmaßnahme im Münchner Norden kommen, werden die Flächenverluste für die Landwirtschaft wahrscheinlich dazu führen, dass viele Betriebe aufgeben werden. Dies kann auch Auswirkungen auf Landwirtschaftsbetriebe und -nutzungen im weiteren Stadtgebiet und darüber hinaus haben. Betriebsleiter, die Flächen als Bauland verkaufen können und ihre Betriebe weiterführen bzw. ausbauen möchten, werden versuchen, den Erlös wieder in landwirtschaftliche Nutzflächen zu reinvestieren. Da die Eigentumsflächen bei den meisten Betrieben nur einen relativ geringen Anteil der Gesamtfläche ausmachen, dürften Komplettaussiedlungen rein finanziell gesehen nicht möglich sein. Die Betriebe werden daher versuchen, neue Flächen vor Ort zu kaufen. Für andere Betriebe kann dies zu Verlusten von Pachtflächen führen. Insgesamt wird durch den großflächigen Flächenverlust eine Art Kaskade in Gang gesetzt, die zu kaum vorhersehbaren Veränderungen in den Betriebsstrukturen mit Auswirkungen, bis in die Region hinein, führen kann. Möglicherweise bleiben so am Ende in Feldmoching nur einige wenige Großbetriebe übrig.“
Kann die Politik, gerade ein grün dominierter Stadtrat, das wirklich angesichts des Klimawandels etc. wollen?
P.S.: Angeblich will das Planungsreferat der Presse zu einem späteren Zeitpunkt das Agrargutachten vorstellen.
Planungsreferat München meint
Liebe Interessierte, das Agrargutachten ist bereits seit Anfang September öffentlich im Internet einsehbar unter http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Muenchner-Norden.html.
Mit Grüßen aus dem Planungsreferat
Bernd meint
Liebes Planungsreferat,
das ist bekannt. Was wollen Sie denn damit sagen? Dass sich der Bürger mit einem Download begnügen soll? Ihre Logik kann ich nicht verstehen. Bitte teilen Sie uns mit, warum dann das Gutachten mit Ausschluss der Presse vorgestellt wurde, wenn es doch jeder einsehen kann? Kann es sein, dass das Ergebnis nicht in Ihr Konzept passt und unter dem Teppich gehalten werden soll? Das Ganze hat schon a saubers Gschmäckle. Transparenz und Bürgernähe sieht anders aus.
Ich hoffe auf eine aussagekräftige Antwort.
Leser meint
> Kann die Politik, gerade ein grün dominierter Stadtrat, das wirklich angesichts des Klimawandels etc. wollen?
Die knappe Antwort ist auf diese rhetorische Frage: ja