Am 10. August hat das Übergreifende Bündnis München Nord einen Offenen Brief an OB Dieter Reiter geschrieben, in dem es seiner Sorge Ausdruck verlieh, dass die Zielsetzungen der Stadt nicht mehr zusammenpassen, ja teilweise konträr sind: Einerseits will die Stadt klimaneutral werden, andererseits versiegelt man durch die massive Bebauung immer mehr Flächen, was u. a. zur weiteren Erwärmung der Stadt und zur weiteren Vernichtung von Grünflächen und eigentlich dringend benötigter Großbäume führt, vom CO2-Fußabdruck und dem Ressourcenverbrauch, z. B. Kiesabbau, durch das Bauen gar nicht zu reden. Daher wird die Stadt in dem Brief aufgefordert, ein Moratorium bei allen geplanten Großbauprojekten einzulegen und neu zu untersuchen, ob diese angesichts der seit Corona geänderten Lebens- und Arbeitswelt wirklich notwendig sind. Denn es bestehe der begründete Zweifel, dass das Stadtwachstum wirklich so, wie es die Auguren in der Vergangenheit vorhersagten, eintreten wird. Stichwort: Home Office.
Die Antwort der Stadt wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Natürlich hat OB Reiter den Offenen Brief nicht selbst beantwortet – wie er ja auch wieder einmal nicht zur Bürgerversammlung in der letzten Woche kam –, sondern ihn gleich an das Planungsreferat weitergeleitet. Und Stadtbaurätin Elisabeth Merk hat ihn professionell mit den bekannten Textbausteinen beantwortet. Wir wollen ihnen diese Antwort nicht vorenthalten:
Antwortschreiben_20211005
ReinerF meint
Nun, die Münchner Bevölkerung hatte für die letzte Legislatur des Stadtrats mehrheitlich die SPD und bei den letzten Stadtratswahlen die Grünen und nach diesen die SPD mehrheitlich gewählt. Demnach müsste ja in München alles bestens okay sein, oder?
Die Beantwortung des Offenen Briefes vom Übergreifenden Bündnis München Nord durch unsere amtierende Stadtbaurätin Frau Dr. Elisabeth Merk sollte man schon recht sorgfältig lesen, um zu erkennen, dass dessen Länge noch lange nicht von allen kritischen Lesern auch mit den inhaltlichen Darstellungen und Behauptungen gleichermaßen als gut und glaubwürdig empfunden wird.
Wofür sich Frau Merk am Anfang ihres Briefes bei den Briefschreibern der anderen Seite in Wahrheit bedanken mag, entzieht sich meiner Fantasie.
Die „soziale Balance“ in unserer Stadt ist doch schon längst geschädigt oder gescheitert!
Der Hinweis auf ein „Bauen um jeden Preis“ ist doch wohl nicht mehr zu bestreiten, auch wenn unsere Frau Stadtbaurätin diesen Eindruck zu verwischen versucht.
Auf welche belastbaren Erkenntnisse beruft sich unsere Stadtbaurätin, wenn sie eine boomende Bevölkerungsentwicklung in München in den folgenden Jahren als sicher prognostiziert? Ausgewogene Rahmenbedingungen sollten eben auch einen ungezügelten Zuzug in unsere Stadt ordnen.
Es sollte auch unsere „Landeshauptstadt“ München durchaus interessieren, welche Auswirkungen eine Verödung ländlicher Regionen im Freistaat durch eine verfehlte staatliche Siedlungspolitik haben werden. Die Augen verschließen und nur an vermeintliche Vorteile der eigenen Kommune denken ist, das ist die falsche Einstellung. Den Schaden werden schließlich beide Seiten haben!
Der Schutz der vorhandenen Mietverhältnisse ist doch wie anderswo auch in München kläglich gescheitert! München macht da überhaupt keine Ausnahme. Eher im Gegenteil.
Überzogene Investitionen für ein ungeregeltes Wachstum! Die folgenden Generationen werden dann für unsere Schulden aufkommen müssen!! Was ist denn gesichert? Die Finanzierung schon, aber eben mit fast unübersehbaren Schuldenbergen! Dies sind nur kurze Anstöße. Über den Brief aus München ließe sich lange diskutieren und streiten.
Ich bin damit nicht einverstanden.
Franz Moser meint
„Nach den bislang vorliegenden Erkenntnissen wächst München auch in den kommenden Jahren und daher wird weiterhin ein forcierter Wohnungsbau erforderlich sein.“
Wird auch erklärt, wo diese Erkenntnisse herkommen, gibt es dazu Gutachten, die man einsehen kann, oder meint Frau Merk halt, dass es so weiter geht?
Eine Frustrierte meint
Und wenn man ständig baut und Gewerbe fördert, kommen immer mehr Menschen nach München. An der Wohnungsnot wird das nichts ändern. Im Gegenteil, es wird noch schlimmer.
Das Bild der „Stadtmauern“ wird immer wieder bemüht, ich kann es nicht mehr hören. Freizügigkeit heißt nicht, dass eine Stadt Wohnungen bauen muss. Und es ist eben schon korrekt, dass die Stadt Arbeitsplätze und Neubürger aktiv ansiedelt: Die Stadt wirbt für den Standort München auf internationalen Immobilienmessen (MIPIM in Cannes!!
Das Gelände der Kronprinz-Rupprecht-Kaserne wurde BMW für die Schaffung von Arbeitsplätzen im fünfstelligen Bereich überlassen. Großteils für Gutverdiener, die die weniger betuchten Mitbürger verdrängen werden. Die Mieten werden dann weiter steigen, es wird noch enger, die Infrastruktur bricht zusammen und und und…
Man fühlt sich nur vorgeführt. Richtig schlimm, wie die Stadtführung und damit die Verwaltung agiert bzw. falsch reagiert. Den Schwarzen Peter einfach anderen („Diese Aufgabe ist nicht im Münchner Rathaus angesiedelt“) zuzuschieben, ist schäbig. Vielmehr wäre es schon lange Zeit, die Realitäten zu erkennen und zu handeln.
Liebe Frau Dr. (Univ. Florenz) Merk, bald ist alles zugebaut. Was passiert dann? Dann gibt es kein „weiter so“ mehr. Da wäre eine Antwort interessant.
Mittlerweile stellt es eine Unverschämtheit dar, dass der OB Reiter mit Abwesenheit glänzt. Auch bei der Bürgerversammlung ließ er sich vertreten. Er spricht ständig von Dialog und ist zu feige zu kommen. Klar, er weiß ja, was ihn erwartet…
Eine Frustrierte meint
Nachtrag:
Im Nordosten soll für 30.000 Menschen gebaut werden und es sind sind 10.000 Arbeitsplätze geplant. Wenn man davon ausgeht, dass dies dann letztendlich noch mehr Arbeitsplätze werden, wird der Wohnraum, der gebaut wird, gar nicht ausreichen, um nur die Zuzügler zu versorgen.
Wenn Frau Merk schreibt, dass die Stadt keine Arbeitsplätze und Neubürger aktiv ansiedelt, ist das schon sehr gewagt oder schon unverschämt. Ist die Schaffung von 10.000 Arbeitsplätzen keine aktive Ansieldung???