2010 fiel bei einem Ortstermin am Würmkanal mit Teilnehmern vom Wasserwirtschaftsamt, der Flussmeisterei, der Unteren Naturschutzbehörde, dem BA 24 sowie weiteren Naturschutz- und Baumsachverständigen und Repräsentanten aus der Bevölkerung des Münchner Nordens der erste Startschuss für die dringend notwendigen Restaurierungsarbeiten am historischen Würmkanal. Das Ziel: Die Kanal- und Uferanlage so wieder herzustellen, wie sie vor rund 320 Jahren ursprünglich aussah.
Anfang Oktober 2021 hat das für den denkmalgeschützten Kanal aus der Zeit des barocken Kurfürsten Max (Maximilian) II. Emanuel (1662 – 1726, ab 1679 Kurfürst von Bayern) zuständige Wasserwirtschaftsamt München im großen Stil mit den Sanierungsarbeiten begonnen.
Los ging’s zunächst mit der seit langer Zeit geforderten Errichtung einer Fischwanderhilfe in der Nähe der Ausleitung des Schwebelbachs aus dem Würmkanal. Diese sehr gelungene, ca. 50 m lange Neuanlage konnte am 6. August diesen Jahres ihrer Bestimmung übergeben werden.
Anfang Oktober schlossen sich diesem Bauprojekt die eigentlichen Sanierungsarbeiten am Würmkanal an. Wie das Wasserwirtschaftsamt uns auf Anfrage mitteilte, konzentrieren sich die Arbeiten der Neugestaltung vorerst nur auf den nördlichen Kanalbereich zwischen dem Eishüttenplatz und der Schwarzhölzlbrücke. Planungen für eine Neugestaltung des südlichen Kanalbereichs gebe es noch nicht.
Vor zehn Jahren starteten die konkreten Planungen
Die Bedenken gelten seit vielen Jahren den hoch aufragenden und weit sichtbaren Hybridpappeln aus den 1950er-Jahren, die direkt ans nördliche Kanalufer angrenzen und hier eine Art einseitige Allee bilden. Die entsprechend groß dimensionierten Wurzelballen reichen zu einem großen Teil direkt an die Kanaluferbefestigung. Sollte einer dieser Baumriesen – oder gar mehrere – umstürzen, würde diese Befestigung beschädigt werden und vielleicht sogar leck schlagen. Was zu einem Auslaufen des Kanalwassers und zu einer unkontrollierten Überschwemmung mit möglicherweise großen Schäden führen würde. Diese Hybridpappeln haben mit ca. 70 Jahren ein Alter erreicht, in dem sie zunehmend bruchgefährdet sind und die Verkehrssicherheit im Umfeld des Kanals und dessen Uferbereich beeinträchtigen. Das Wasserwirtschaftsamt hatte darum 2011 ein Gutachten zur Prognose ihrer weiteren Entwicklung erstellen lassen. Die Gutachter gaben Pappeln noch 5 bis maximal 15 Jahre. Seitdem führte das Wasserwirtschaftsamt jährliche Kontrollen durch und entnimmt dabei Zug um Zug bruchgefährdete Bäume. Das Amt geht heute davon aus, dass die noch verbliebenen Pappeln in den kommenden 3 bis 5 Jahren vollständig entnommen werden müssen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und um die Stabilität der Kanalseitendämme nicht zu gefährden.
In Vorbereitung auf diese notwendigen Baumfällungen in nächster Zeit und der vorgesehenen Neupflanzungen musste, in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde, zuerst der gesamte nördliche Dammbereich im ersten Restaurierungsabschnitt mit großer maschineller Unterstützung von der recht dichten Verbuschung befreit werden. Das Wasserwirtschaftsamt will künftig einen durchgehenden Streifen unmittelbar am Kanallauf von Gehölzaufwuchs frei halten. Dies diene zum einen der besseren Erlebbarkeit des Kanals und zum anderen einer besseren Kontrolle, u. a. der Standsicherheit der Kanalseitendämme, so das Wasserwirtschaftsamt. Anzufügen ist auch der damit verbundene Vorteil, dass mit diesem bewuchsfreien Streifen künftig wieder der einst von den Erbauern angelegte Treidelsteg räumlich vorstellbar wird. Dieser Steg (oder schmale Weg) ermöglichte in historischen Zeiten vor etwa drei Jahrhunderten den Menschen bzw. ihren Pferden, Lastenflöße auf dem Kanal zu ziehen, was ja auch eine, wenn nicht die wichtigste Bauabsicht für den Kanal war.
Eine neue Lindenallee wird folgen
Mit den Neu- bzw. Ersatzpflanzungen hat die Flussmeisterstelle nun am 11. Oktober begonnen. Schon 2013 hatten das Wasserwirtschaftsamt und der damalige 24. Bezirksausschuss gemeinsam beschlossen, die Ersatzpflanzungen in Form einer Linden-Allee nach historischem Vorbild vorzunehmen. Die Linde ist ein charakteristischer Alleebaum der Barockzeit und soll den historischen Bezug und die lineare Struktur des Kanals vor Ort sichtbar machen. Sie ist an diesem Standort heimisch und wird auch als Zukunftsbaum im sich ändernden Klima gesehen.
Die geschätzt sieben- bis zehnjährigen schlank aufragenden Jungbäume werden in einer Linie entlang des Kanals etwa mittig zwischen dem Kanalufer und dem Straßenrand in Abständen von 15 m eingepflanzt und üblicherweise für die ersten Jahre mit eingepflockten Rundhölzern und mit einem etwa 1 m hohen Drahtgeflecht gegen Wildverbiss (etwa vor den gelegentlich hier vagabundierenden Jungbibern) geschützt.
Wenn irgendwann all diese aufwendigen Restaurierungsmaßnahmen abgeschlossen sein werden, können wir uns hier im Naherholungsgebiet des Münchner Nordens über eine sehens- und erlebenswerte Attraktion mit historischen Hintergründen freuen. Reinhard Krohn