Am 3. Mai 2018 konnte Gerson Peck seinen 90. Geburtstag feiern. Nun ist der beliebte SPD-Politiker, Lehrer und Schuldirektor nach einem erfüllten und langen Leben gestorben.
Die politischen Ereignisse im Geburtsjahr des Jubilars, 1928, ließen nichts Gutes für die weitere Zukunft erwarten. Nach dem Besuch der Volksschule und der Lehrerbildungsanstalt musste Peck 1945 als 18-Jähriger mit seiner Familie die Heimat Waldwinkel in Niederschlesien verlassen. Die Zwangsübersiedlung nach Bayern führte ihn und seine Familie zuerst nach Vilshofen. Von dort aus konnte er ab 1946 sein Lehrerstudium in Straubing fortsetzen und 1948 mit dem ersten Staatsexamen für das Lehramt an Volksschulen erfolgreich abschließen. 1951 folgte die zweite erfolgreiche Lehramtsprüfung. Sein Wechsel nach München ermöglichte Peck ab 1953 das Amt des Lehrers in Trudering. In München startete Peck schon bald seine Berufs- und Politikerkarriere.
Trotz Amt des Schuldirektors: Einstieg in Verband und Politik
Ein bedeutender Meilenstein für seine politische Laufbahn war 1957 sein Eintritt in die SPD. Aufgrund seines schulpolitischen Engagements wählte ihn der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) schon 1959 zum Referenten für Jugend und Volksbildung. Ab 1963 wurde Peck Referent für Schulpolitik im Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband (MLLV).
Sein Einstieg in die Politik begann 1966 mit der Wahl zum ehrenamtlichen Stadtrat – ein Ehrenamt, das Peck bis 1976 innehatte. Bis dahin bekleidete Peck bereits seit fünf Jahren gleichzeitig das Amt des Rektors der Grundschule an der Türkenstr.
Aufgrund seiner Erfahrungen in der Schulpraxis und in der berufsständischen Arbeit machte Peck als Mitglied des Stadtrats die erforderliche Neuorganisation und den weiteren Ausbau der Münchner Schulen wie auch die Chancengleichstellung aller Kinder – ohne den Blick auf den Geldbeutel der Eltern, auf die Religion u. a. – zu einem Schwerpunkt seines schulpolitischen Engagements. Aus fester Überzeugung lehnte Gerson Peck trennende Bekenntnisschulen oder gar deren Neuerrichtung sowohl in München als auch im gesamten Freistaat ab. Dagegen strebte er als Regel verbindende Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen an wie die 1969 gegründete, von ihm vertretene und politisch geförderte Willi-Brandt-Gesamtschule an der Freudstr.
Diesem Ehrenamt schloss sich ab 1976 für weitere sechs Jahre das seiner schulpolitischen Arbeit noch näher liegende Amt des berufsmäßigen Stadtschulrats an. 1976 wurde Peck zugleich Mitglied des Schulausschusses des Bayerischen Städtetags, was er mit einer Unterbrechung bis 1990 blieb. Zugleich war er ab 1984 Mitglied des Schulausschusses des Deutschen Städtetages und bekleidete darüber hinaus weitere sechs Jahre erneut das Amt des ehrenamtlichen Stadtrats. Diese drei schulpolitischen Ehrenämter endeten für den mittlerweile 62-jährigen Gerson Peck im Jahr 1990.
Neue Ehrenämter blieben dem Jubilar viele weitere Jahre
Ab dieser Zeit, wenn andere ältere Menschen nach einem aufreibenden Berufsleben endlich an ihren verdienten Ruhestand denken, führte Peck seine ehrenamtlichen Aktivitäten mit hohem persönlichen Einsatz insbesondere zum Vorteil der Menschen im Münchner Norden fort.
Als einer der frühen Initiatoren für eine Mehrzweckhalle in Feldmoching, damals noch in seiner berufsaktiven Zeit, war Peck Gründungsmitglied und zugleich ab 26. März 1976 (bis 2000) stellvertretender Vorsitzender des Gesamtvereins Feldmoching. Erster Vorsitzender war damals Georg Rieger. Nach schwierigen Verhandlungen mit der Stadt München konnte am 15. Dezember 1981 für die lange erwartete Halle endlich Richtfest gefeiert werden.
Noch viele Jahre lang hielt Gerson Peck für den Gesamtverein an den Volkstrauertagen die Reden beim Festakt vor den Feldmochinger Denkmälern für die Opfer der Kriege. Sein verdienstvolles Engagement als Vorsitzender des VdK-Ortsverbands Feldmoching von 1981 bis 1994 kam unzähligen älteren, alleinstehenden und bedürftigen Menschen zugute. 1994 wählten die VdK-Mitglieder Feldmoching Gerson Peck zu ihrem Ehrenvorsitzenden.
Ein „geborener“ Siedler aus der Lerchenau
Seitdem die Familie Peck 1960 von Milbertshofen in die Lerchenau gezogen war, wurde aus dem Neubürger an der Schittgablerstr. ein „geborener“ Siedler, wie er sich selbst bezeichnet, der sich nun auch ehrenamtlich der Förderung des Siedlerwesens widmete. 1990 wurde Peck in den Landesvorstand des Bayerischen Siedler- und Eigenheimerbundes (BSEB) berufen. 1991 folgte seine Wahl zum stellvertretenden Landesvorsitzenden des BSEB und 1999 wählten ihn die Mitglieder schließlich zu ihrem Landesvorsitzenden.
Vor diesem Hintergrund wundert sein engagierter Einsatz für den Erhalt, die rechtliche Legalisierung und öffentliche Förderung der früheren „Streusiedlungen“ im 24. Stadtbezirk – an der Schwarzhölzlstr., im Kaiserhölzl und hinter der Ruderregatta – nicht. Seine politischen Mitstreiter waren damals unter anderem der Münchner CSU-Stadtrat Gerhard Bletschacher, der SPD-Stadtrat und BA-Vorsitzende von 1984 bis 1990, Rudolf Kühnel, und weitere gleichgesinnte, sozial eingestellte Kommunalpolitiker beider großer Stadtratsparteien.
So verhielt es sich auch mit der Olympia-Ruderregatta in der Feldmochinger Gemarkung, für die sich Peck mit anderen vehement einsetzte. Zahlreiche weitere Beispiele ließen sich anführen. In „seinem“ Stadtviertel schloss sich Gerson Peck mit der Gründung des Bürgervereins Lerchenau am 5. November 2003 als Mitglied sofort dessen Zielsetzungen an und vertrat mit Nachdruck den Erhalt von Charme und Wohnqualität der Gartenstadt Lerchenau. Allgemein war er für eine humane Stadtentwicklung in München und für ein positives Wohngefühl der Menschen.
Hohe Ehrungen für vielfältiges & unermüdliches Engagement
Wie könnte die Gesellschaft Dank und Wertschätzung einem engagierten Bürger wie Gerson Peck gegenüber anders zum Ausdruck bringen als mit öffentlichen Ehrungen. 1976 wurde Peck der italienische Orden „Cavalerie nell` Ordine“ verliehen. Dem folgten in den späteren Jahren die „Goldene Ehrennadel des VdK Deutschland“, die „Goldene Ehrennadel des Bayerischen Siedler- und Eigenheimerbundes“ und die Medaille der Landeshauptstadt München „München leuchtet“ in Gold. 2003 wurde Gerson Peck unter Bundespräsident Johannes Rau der „Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland“ (das Bundesverdienstkreuz) verliehen. Die SPD ehrte Gerson Peck für seine 60-jährige Parteimitgliedschaft und für seine hohen politischen Verdienste um die Menschen in München. Reinhard Krohn
Wolfgang Kuhn meint
In kurzer Zeit hat der Eigenheimerverband alle drei lebenden ehemaligen Präsidenten verloren. Gerson Peck habe ich gerne zu seinem 90. Geburtstag in seinem Haus gratuliert und in angeregten Gesprächen festgestellt, dass er großes Interesse hatte an dem Geschehen in seinem Verband, an der Stadt, in der er lebt, und an dem Stadtteil, in dem sein Haus liegt.
Ich trauere um einen kompetenten, engagierten und somit wahrlich großen Mitmenschen.
Wolfgang Kuhn
Präsident des Eigenheimerverbandes Deutschland e. V.,
Präsident des Eigenheimerverbandes Bayern e. V.,
Vorsitzender des Bezirksausschusses des 10. Stadtbezirks -Moosach- der bayerischen Landeshauptstadt München
Gerhard Bletschacher meint
In meinem politischen Lebensabschnitt im Münchner Norden zwischen 1968 und 1995 war der Stadtschulrat Gerson Peck stets ein großes Vorbild für mich. Er in der SPD und ich in der CSU. Gelegentlich zwar politische Differenzen, aber nie persönliche Beleidigungen, sondern immer gemeinsame Ziele für den Münchner Norden und seine Menschen. Voller Hochachtung denke ich an ihn.