An der Glasstr. stand wenige Jahrzehnte lang in einem gepflegten Garten ein schönes Wohnhaus mit zwei kompletten Wohnungen samt Balkon. Das Haus hatte sich seinerzeit ein jung vermähltes Ehepaar aus Feldmoching mit viel Herzblut, viel Arbeit auch in Eigenleistung und mit hohen Entbehrungen gebaut, darin glücklich gelebt und die Kinder aufgezogen. Vor einigen Jahren verstarb zuerst die Ehefrau, danach der Ehemann und das schöne Haus fand zwar seine Erben, wurde aber nicht neu bezogen, sondern stand von da an leer und verlassen da. Bis es vor nicht allzu langer Zeit von einem Investor gekauft wurde.
Und nun begann das, was in unserem vermeintlich noch so ländlich/dörflich erhaltenen Feldmoching inzwischen fast an allen Ecken und Enden geschieht: Enes Tages fährt zum Schrecken der Nachbarn ein großer Bagger im Vorgarten auf und ruckzuck ist das schöne Haus abgebrochen und der ehemalige Hausplatz leer geräumt. Und dann? Nun, auf diesem Grundstück wird nicht wieder ein Haus errichtet, sondern es werden gleich zwei Doppelhäuser auf der selben Fläche gebaut. Die ehemalige Doppelgarage wurde natürlich ebenfalls gleich mit platt gemacht.
Vier neue Wohneinheiten, das heißt nun werden künftig mindestens fünf bis sechs weitere PKW um einen Platz auf der längst zugestellten Glasstr. buhlen. Da werden auch die schon bisher zugestellten Gehsteige nicht mehr ausreichen. Die großen Versorgungsfahrzeuge müssen halt sehen, wo sie bleiben. Im Ernstfall könnten Menschenleben gefährdet sein, aber so weit denkt heute im Planungs- und Bauboom kaum noch jemand.
Nichts für ungut, aber man kommt ins Grübeln.
Ein Anlieger
Karin regente meint
Ich liebte das Haus, obwohl ich da nur bei meinem Sohn manchmal zu Besuch war. Dann die 2 schönen Tannen, da wohnten Vögel drin und ein Eichhörnchen kletterte dort gerne herum. Jetzt das große Loch. Ob ich wohl eine Tränen vergoss?
Ein Anwohner meint
Traurig aber leider wahr,
1.49 Mio für eines der vier DHH ist auch eine Ansage
ReinerF meint
1,49 Millionen Euro für eine Doppelhaushälfte, welcher Wahnsinn. Und dies in einem Standort ganz am Rande der Stadtgrenze und weit entfernt von der Feldmochinger Bahnstation. Wer kommt denn für ein derartige überteuertes Objekt überhaupt infrage? Selbst Bürgerinnen und Bürger des sogenannten „Mittelstands“ müssen sich, wenn sie sich diesen „Luxus“ zutrauen und leisten wollen, dafür für viele Jahre über beide Ohren hoch verschulden und ihren weiteren Lebensstandard entsprechend einengen. Und dies in der hoffnungsvollen Erwartung, dass es der EZB noch lange Jahre nicht einfallen möge, etwa die Sollzinsen am Geldmarkt wieder spürbar anzuheben. Sonst könnte diese Häuslebauer noch Jahre später ein monitärer Ernstfall einholen.
Übrigens, wer denkt denn auch einmal darüber nach, mit welchen ökologischen Belastungen der Abriss unzähliger derartiger hochwertiger Häuser in unserer Stadt und im ganzen Land verbunden ist? Darüber habe ich noch nichts in den Zeitungen gelesen oder anderswo gehört und gesehen. Abgesehen von dem offensichtlichen Frevel einer spekulativen Vernichtung großer Werte – auch heute noch – die einstmals von fleißigen Menschen mit großer Sorgfalt und unter hohen finanziellen Entbehrungen geschaffen wurden. Wer schwafelt denn ständig in den Medien von der dringenden Beschaffung bezahlbarer Wohnungen? Eine Wohnung in einer DHH für 1,49 Millionen Euro ist damit wohl nicht gemeint, oder?
Karsten meint
Stimmt alles, aber solange Eigentümer (fast?) immer zum Maximalpreis verkaufen, wird das so weitergehen. Hätten die Eigentümer in diesem Fall nicht an einen Investor, sondern an eine junge örtliche Familie verkauft, hätten sie wohl nur einen Bruchteil des Geldes bekommen – wer macht das schon?
Das ist ja das Komische an diesem Blog hier – auf der einen Seite wird abgerissenen Häusern nachgetrauert und gegen Neubauten geschimpft, auf der anderen Seite werden Mechanismen, die den eigenen persönlichen Gewinn schmälern könnten, bekämpft. (Z.B. die SEM.) Dabei hängen diese Dinge direkt zusammen – ein erfolgreicher Eingriff in die Bezahlbarkeit von Wohnungen wird notwendigerweise einen Wertverlust für derzeitige Grundbesitzer nach sich ziehen. (Oder zumindest den rapiden Wertzuwachs stoppen.)
Und ich stimme Ihnen vollkommen zu – die zusätzlichen ökologischen Schäden, die durch die Gewinnmaximierung von bisherigen Grundbesitzern und neuen Investoren entstehen, setzen dem Ganzen noch die Krone auf. 🙁
Bernd meint
@Karsten
Wäre es nicht sinnvoller, an den Ursachen zu arbeiten als auf die Symptome zu reagieren? München ist bereits die dichtest besiedelte Stadt Deutschlands. Wohnbauflächen sind kaum noch vorhanden. Die Infrastruktur ist bereits jetzt am Limit oder überfordert. Trotzdem buhlt die Stadt um neue Bewohner. Siehe SEM-Nordost. Da sollen wieder 10.000 Arbeitsplätze mit entsprechendem Zuzug entstehen. Diese Menschen werden den Großteil der geplanten Wohnungen beanspruchen. Wem ist denn jetzt da geholfen? Das ist eine weitere Verknappung von Wohnraum und zugleich Umweltzerstörung. Wobei in Deutschland über 2 Mio. Wohnungen leer stehen. Für mich ein Unding und kaum jemand erkennt diese Fehlentwicklung bzw. nimmt sie wegen Geld in Kauf.
Was schlagen Sie denn vor, was zu tun ist, wenn alles, was möglich ist, zugebaut ist? Und das ist bald der Fall. Dann wird es erst richtig lustig mit den Preisen. Und München ist ein Molloch. Über eine Antwort würde sich der Blog sicher freuen.
Bernd meint
Man sollte nicht außer acht lassen, dass ein Verkauf sehr oft nur wegen der Erbschaftsteuer erfolgt. Bei diesen Bodenrichtwerten können die Erben/Erbengemeinschten das Geld für die Steuer und Auszahlung von Miterben sehr oft nicht aufbringen und müssen verkaufen. Viele würden die Häuser sicher gerne selbst bewohnen. Da steuert der Staat schon erheblich seinen Teil bei.
Dass bei niedrigen Grundstückspreisen Häuser bzw. Mieten billiger wären, wage ich zu bezweifeln. Es sind ja dann auch nicht mehr Wohnungen da. Also übersteigt die Nachfrage das Angebot weiterhin. Die Renditen werden eben höher. Solange der Sog in die Stadt weiterhin besteht und politisch nicht gegengesteuert, sondern sogar noch angefacht wird, wird sich nichts ändern. Im Gegenteil. Das ist das Ergebnis verfehlter Strukturpolitik und die Gier der Stadt nach Steuereinnahmen. Leider wird nicht gesehen, dass man dadurch selbst seinen Sargdeckel schließt. Die Lebensqualität in unserer Stadt schwindet von Jahr zu Jahr und die meisten sehen nur zu und jammern, statt zu handeln….